Fesch’markt: Live-Stricken und vegane Mayo

Live-Stricken, vegane Kürbiskernmayonnaise: In der Ottakringer Brauerei ist wieder Fesch’markt. Die Location ist mittlerweile fast zu klein geworden, 15.000 Besucher werden an den drei Tagen erwartet. Ein Rundgang durch das Hipster-Paradies.

Schon bevor der Fesch’markt#9 am Freitagnachmittag überhaupt öffnet, sammelt sich eine Menschentraube vor den Toren der Ottakringer Brauerei. Sie alle warten auf den Einlass. Über 10.000 Menschen haben schon vorab auf Facebook angegeben, hinzugehen. „Ich komme wegen der Möglichkeit, viele verschiedene Designer mit ihren Produkten an einem Ort zu sehen“, sagt eine junge berufstätige Frau.

„Vom Hipster bis zur Oma“

Drei Tage lang präsentieren 200 Jungdesigner auf 4.000 Quadratmeter ihre Unikate. Diese können auch an Ort und Stelle gekauft werden. „Es kommen Designer, die überhaupt noch nie in Österreich waren. Die Sachen von ihnen gibt es hier nirgends zu kaufen“, erklärt Katrin Hofmann, eine der beiden Veranstalterinnen.

Genau das scheint ganz verschiedene Zielgruppen anzuziehen: „Vom Hipster über die Oma mit den Enkerln, Jungfamilien und Studenten bis zum 19.-Bezirk-Klientel sind alle dabei“, so Hofmann. „Das muss sich auch in der Auswahl der Produkte widerspiegeln.“ Produktdesign wird dabei aber am meisten nachgefragt. „Ich komme wegen des Schmucks“, ist eine der häufigsten Antworten bei der Nachfrage, was am Besten gefällt. Hofmann bestätigt das: „Frauen kaufen erfahrungsgemäß am meisten Schmuck. Männer sehr viele Delikatessen.“

Feschmarkt

ORF

Blick auf die Aussteller

Inspiration und Weihnachtsgeschenk-Suche

Um das Kaufen geht es aber vordergründig gar nicht. Viele kommen, um zu schauen, zu schmökern und für die Inspiration. Eine Gewerkschafterin sagt dazu: „Ich nähe selbst und hier kann ich mir auch ein paar Ideen holen.“ Also lässt sich der Großteil von Stand zu Stand treiben. Bei den Delikatessen werden Kostproben verteilt, Martha klärt über ihre gleichnamigen hausgemachten Pestos auf, die Pfefferei preist ihren Pfeffer an und ein junges Pärchen präsentiert selbst gemachten südsteirischen Gin.

Fesch’markt#9: Bis 16. November in der Ottakringer Brauerei

Eine Ebene weiter sucht eine ältere Dame sorgsam T-Shirts mit bunten Aufdrucken für ihre Enkeln aus, nebenan verkauft Lotte ihre selbstgenähten Plüschtiere. Wieder weiter gibt es Lampen in Tierformen, Teller mit Aufdrucken und praktische Rucksäcke. „Wenn mir dann etwas gefällt, kaufe ich schon etwas. Es kommt ja auch bald Weihnachten“, erklären einige Besucher. „Die meisten haben 100 bis 200 Euro dabei und wollen darum drei bis vier Sachen kaufen. Teurerers wird tendenziell im Nachhinein gekauft“, sagt Hofmann.

Plüschtiere

ORF

Selbstgemachte Puppen

Hauptsache ausgefallen und anders

„Und: Viele kommen wegen dem Essen. Das war uns gar nicht so bewusst“, fährt sie fort. Im Gastrobereich gibt es von Tortillas und Hotdogs über Crepe bis Cakepops ziemlich alles. Hauptsache ausgefallen und anders, scheint das Motto zu sein. „Wir haben extra für den Fesch’markt eine neue Sauce kreiert, eine vegane Kürbiskernmayo“, erklärt eine Standlerin. Neben Personen, die bereits ein fixes Lokal in Wien haben, wollen die meisten über den Fesch’markt Bekanntheit für eine spätere Geschäftsgründung erlangen.

Dies scheint generell ein wichtiger Faktor für die Aussteller allgemein zu sein: „Natürlich geht es auch ums Verkaufen. Aber wichtiger ist es uns, diese Plattform zu nutzen, dass die Leute uns kennenlernen und auf uns aufmerksam werden“, sagt zum Beispiel ein Schmuckverkäufer. Die Unterstützung der Jungdesigner liegt gleichzeitig auch vielen Besuchern am Herzen: „Ich will sie schon durch meinen Besuch hier unterstützen, das ist wichtig, finde ich“, erklärt eine Studentin.

Feschmarkt

ORF

„Stricken ist cool.“

Stricken und Nähen vor Ort

Dabei sind die Aussteller kreativ, damit sie sich im Gedächtnis der Verkäufer verankern. Ein Designer näht direkt vor Ort Gürtel mit seiner Nähmaschine. Zwei Wienerinnen, die einen Strick-Shop haben, stricken. Ihnen geht es aber auch darum, stricken wieder cool zu machen: „Das machen nicht nur Omis und gelangweilte Schwangere.“

Mitzumachen ist aber gar nicht so einfach: „Wir hatten dieses Mal zirka 1.000 Bewerbungen, können aber nur 200 nehmen. Viele fassen unsere Absage als Kritik auf, dabei liegt es am limitierten Platz. Außerdem sollen die Aussteller jedes Mal zu 70 Prozent ausgetauscht werden“, sagt Hofmann. Um mehr Jungdesigner unterzubringen expandieren die zwei Organisatorinnen Hofmann und Barbara Daxböck bereits. Im Dezember findet zum zweiten Mal in Graz ein Fesch’markt statt und für Sommer nächstes Jahr ist eine erste Ausgabe in Vorarlberg geplant.

Die Meisten kommen wieder

Einstweilen zeigen die Jungdesigner aus Österreich, Deutschland, Tschechien, Slowenien und Ungarn ihre Unikate in der Ottakringer Brauerei. Ob es schaffbar ist, überhaupt alles zu sehen, ist fraglich: „Eigentlich bräuchte ich tatsächlich alle drei Tage, um mir alles gründlich anzuschauen“, schließt eine bereits etwas erschöpfte Besucherin ab. Diejenigen, die die Brauerei wieder verlassen, wandern an einer schier endlosen Schlange vorbei, die alle auf den Einlass warten. Trotzdem kommen die meisten beim nächsten Mal wieder.

Lisa Rieger, wien.ORF.at

Links: