Zierhofer-Kin neuer Festwochen-Chef

Tomas Zierhofer-Kin wird neuer Intendant der Wiener Festwochen. Er wurde von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) als Nachfolger von Markus Hinterhäuser, der nach den Festwochen 2016 zu den Salzburger Festspielen wechselt, präsentiert.

Zierhofer-Kin zitierte bei seiner Präsentation Leonard Cohen: „I haven’t been this happy since the end of World War II.“ Er unterschrieb einen Fünfjahresvertrag ohne Verlängerungsmöglichkeit. Man wolle beim Prinzip der rascheren Intendantenwechsel bleiben, es habe sich jedoch ein Fünfjahreszeitraum als sinnvoller herausgestellt als ein Dreijahresvertrag, wie ihn etwa Markus Hinterhäuser derzeit habe, sagte Festwochen-Präsident Rudolf Scholten.

Tomas Zierhofer-Kin

APA/HELMUT FOHRINGER

Zierhofer-Kin (l.) mit Festwochen-Präsident Rudolf Scholten

„Vorreiterrolle“ für Festwochen

Auf die Ausschreibung hatten sich 16 Bewerber hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum beworben. Mit rund einem Dutzend europäischer Festivalmacher habe man grundsätzliche Gespräche über die Zukunft städtischer Kulturfestivals geführt, so Scholten. Die Bedingungen der Kulturarbeit hätten sich in Wien in den vergangenen Jahren „radikal verändert“. „Kulturarbeit hat sich bisher mit diesem Phänomen einfach zu wenig beschäftigt. Große Institutionen erfüllen diesen Auftrag nicht.“

Man wolle mit den Festwochen eine „Vorreiterrolle“ erfüllen, es gehe um „große Herausforderungen“, die „ausgehend von einem sehr hohen Niveau“ zu bewältigen seien, sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Es gelte etwa „für die Zukunft sicherzustellen, dass es neues Publikum für die Wiener Festwochen weit über das Stammpublikum hinaus gibt“.

Internationale Künstler für Wien

Das erste von Zierhofer-Kin gestaltete Festival wird 2017 stattfinden. Der designierte Intendant wird auf Musik- und/oder Schauspielchefs verzichten und setzt lieber auf „ein Team von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen als dramaturgischen runden Tisch“: „Spartentrennung ist nicht mehr zeitgemäß“, sagte Zierhofer-Kin, der einen Spagat schaffen will zwischen Internationalität und Verortung, zwischen Zentrum und Rändern.

Er wolle wesentliche internationale Künstler und Künstlerinnen, Denker und Denkerinnen nach Wien holen, um einen intensiven Dialog mit den Menschen dieser Stadt zu führen: „Mir geht es zentral darum, dass die Wiener Festwochen als Motor für den künstlerischen Ausnahmezustand fungieren.“ Es gehe darum, sich mit den Zukunftsthemen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Zierhofer-Kin, derzeit Leiter des Donaufestivals in Krems, hatte gemeinsam mit Hinterhäuser das „Zeitfluss“-Festival geleitet. Letzterer wechselt zu den Salzburger Festspielen.

Festwochenbudget noch nicht ausgehandelt

„Wir müssen lernen, aus unserem Käfig rauszukommen. Für mich müssen künstlerische Institutionen eine gewisse utopische Kraft haben“, sagte Zierhofer-Kin. Dem wolle er mit der Einladung an Vordenker und Vordenkerinnen aller Bereiche künftig Rechnung tragen.

„Ich wünsche mir ein Festival, das Dinge entstehen lässt, die nirgendwo anders hätten stattfinden können. Ich wünsche mir ein Festival, das auch Produktionen einlädt, die anderswo entstanden sind, und in Wien in einen lustvollen Diskurs mit Menschen in der Stadt und ihrem Leben treten lässt“, so der künftige Intendant in einem kurzen programmatischen Text. „Ich wünsche mir ein Festival, das sich der Realität stellt und den Möglichkeitssinn auf seine Fahnen schreibt.“

Mit welchem Budget Zierhofer-Kin den Spagat zwischen Möglichkeits- und Realitätssinn wagen darf, ist noch nicht ausgehandelt. Es gebe einen gültigen Vertrag mit der Stadt bis 2016, sagte der Kulturstadtrat. „Danach ist neu zu verhandeln.“ Das bedeute: „Eine Subventionserhöhung ist nicht ausgeschlossen, aber auch nicht angesagt.“ Das Festwochen-Budget betrug im laufenden Jahr 14,5 Mio. Euro, davon sind elf Mio. Euro Subvention. Erstmals war heuer auch der Bund wieder mit einem kleinen Betrag dabei.

Hinterhäuser: „Ich freue mich sehr“

„Ich freue mich sehr für Tomas, und ich freue mich sehr für die Wiener Festwochen“, so Hinterhäuser über die „sehr gute, nicht ganz erwartbar gewesene Wahl.“ Gemeinsam hatten sie von 1993 bis 2001 das „Zeitfluss“-Festival geleitet. Zierhofer-Kin sei „eine kompetente, außerordentlich interessierte, offene Persönlichkeit“, die „sehr gut zu einem urbanen Festival wie den Wiener Festwochen passt“, so Hinterhäuser, der nach den Festwochen 2016 zu den Salzburger Festspielen wechselt.

Bereits 2002 bis 2004 hatte er mit Zierhofer-Kin die gemeinsame Arbeit im Rahmen der Wiener Festwochen fortgesetzt. Während Hinterhäuser später wiederholt zu den Salzburger Festspielen zurückkehrte, übernahm Zierhofer-Kin 2005 die Leitung des Donaufestivals Krems.

Scholten gegen Blimlinger-Vorschlag

Der kürzlich von Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, angeregten Splittung der Wiener Festwochen in ein Theater-, Opern- und Musikfestival im Frühjahr und ein gemeinsam mit der Vienna Art Week zu gestaltendes Kunstprogramm im Herbst können weder der Kulturstadtrat noch der Festwochen-Präsident etwas abgewinnen - mehr dazu in Vienna Art Week: Kunstmarathon startet wieder.

Er warne vor „neuen Verzettelungsaktionen“, sagte Scholten, der von dem Vorschlag „gar nichts“ hält. Ein „Thema, das in Vergangenheitsbegrifflichkeiten abläuft“, nannte es Mailath-Pokorny. Statt Spartentrennungen zu vertiefen, gehe es darum, diese zu überwinden. „Ich freue mich, dass der neue Intendant spartenübergreifend und interdisziplinär arbeiten will.“

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