AKH-Ärzte wollen direkte Gespräche mit Minister

In Sachen neues Ärztearbeitszeitgesetz wollen die Mediziner am Wiener AKH nun direkt mit Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) verhandeln. Das ist ein Ergebnis der am Dienstag einberufenen Betriebsversammlung am AKH.

Etwa 500 Ärztinnen und Ärzte des Wiener AKH versammelten sich um 13.00 Uhr an der MedUni, um über ihre Arbeitszeit von durchschnittlich 60 Stunden pro Woche zu diskutieren. Hintergrund ist das mit 1. Jänner 2015 in Kraft tretende neue Arbeitszeitgesetz für Spitalsärzte, das eine Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit von 60 auf 48 Stunden vorsieht.

„Damit verbunden sind Unsicherheiten, was das Einkommen betrifft, weil wir ein relativ niedriges Grundgehalt und relativ hohe Bezahlung für Zulagen haben. Da fordern wir einen Ausgleich“, sagte der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres.

Versammlung

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Rund 500 Ärzte nahmen an der Betriebsversammlung teil

Minister für Budget der MedUni Wien zuständig

Mitterlehner ist für das Budget der MedUni Wien und damit indirekt auch für die Gehälter der AKH-Ärzte zuständig. An den Gesprächen mit dem Minister sollen sich nicht nur der Betriebsrat, sondern auch Gewerkschaft und Ärztekammer beteiligen, erklärte Ingwald Strasser, Vorsitzender des Betriebsrats für das wissenschaftliche Personal an der Med-Uni im Gespräch mit der APA.

Da vor allem Nachtdienste und Überstunden wegfallen, fürchtet die Wiener Ärztekammer Gehaltseinbußen und fordert eine Anhebung der Grundgehälter um 30 Prozent - auch um internationale Gehaltsstandards zu erreichen. Möglich ist eine stufenweise Schrumpfung der Arbeitsstunden, dazu muss allerdings jeder Arzt eine eigene Opt-Out-Vereinbarung unterschreiben.

„Wir erhoffen eine Gesprächszusage des Ministers“

„Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ist die Mehrzahl der Ärzte am Wiener AKH nicht bereit, diese Vereinbarung zu unterzeichnen“, betonte Strasser. Zwar hat Wolfgang Schütz, Rektor der MedUni Wien, die alle Ärzte am AKH beschäftigt, bereits die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zu den Gehältern zugesagt, diese sei jedoch noch zu unkonkret. „Das Einlenken wird auch als zu spät wahrgenommen“, kritisierte Strasser. Die Verhandlungen mit dem Rektorat würden aber natürlich weiterlaufen.

Momentan hapert es vor allem am mangelnden Uni-Budget, das eine Grundgehaltserhöhung schwierig macht - auch deshalb will man sich direkt an den Minister wenden und der Forderung Nachdruck verleihen. Sollte es zu keiner Bewegung kommen, sind auch Kampfmaßnahmen angedacht. Noch gibt es dazu aber keine Details. Der Beschluss der von rund 500 Ärzten besuchten Betriebsversammlung lautet allerdings, diese vorzubereiten.

„Wir erhoffen uns zumindest eine Reaktion und Gesprächszusage des Ministers“, meinte der Betriebsrat-Vorsitzende. Den Zeitrahmen dafür sieht Strasser bis Ende November - bis dahin muss auch die Opt-Out-Vereinbarung unterschrieben werden, damit die Dienstpläne bis Anfang Jänner stehen.

Auch Kampfmaßnahmen nicht ausgeschlossen

Bleibt es dabei, dass die Mehrzahl der Ärzte ab 1. Jänner nur noch 48 Stunden arbeitet, wird in der Einschätzung des Wiener Ärztekammerpräsidenten Szekeres erst einmal nicht viel passieren, denn die 48 Stunden dürfen nur in einem gewissen Durchrechnungszeitraum nicht überschritten werden. „Ab Februar, März wird es sich dann bemerkbar machen“, meinte Szekeres zur APA. Er hoffe, jedenfalls, dass der Konflikt ohne Kampfmaßnahmen gelöst werden könne.

Arbeitsgruppe soll eingesetzt werden

MedUni-Rektor Wolfgang Schütz will eine Arbeitsgruppe installieren, die die Auswirkungen des neuen Gesetzes prüfen soll. Konkret gehe es darum, die Herausforderungen durch die bevorstehende Reduzierung der Arbeitszeiten für die Klinikärzte zu lösen, teilte die MedUni in einer Aussendung mit. Die Arbeitsgruppe aus Rektorats- und Betriebsvertretern soll neben der Uni in Wien auch die Medizinischen Universitäten Graz und Innsbruck inkludieren. Ziel sei, „die Gehaltsstruktur der österreichischen Universitätsärztinnen und -ärzte im nationalen Vergleich“ zu erörtern und „eine Erhöhung der Grundgehälter“ zu verhandeln - mehr dazu in Arbeitszeiten: Betriebsversammlung im AKH (wien.ORF.at).

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