„Tagespresse“: Onlinesatire als Buch

Gabalier, Putin, Snowden, Grasser: Niemand ist vor dem Satiremagazin „Die Tagespresse“ sicher. Gründer Fritz Jergitsch präsentiert rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft die Sammlung der besten Onlineartikel als Buch.

Cover vom Buch "Vatikan gesteht ein: Erde vermutlich doch keine Scheibe"

Residenz Verlag

Buch-Cover

„Wende bei Vernehmung: Grasser bestreitet, jemals Finanzminister gewesen zu sein“, „Plagiatsvorfwurf gegen Andreas Gabalier: Hat er bei seinem Sonderschulabschluss abgeschrieben?“, „Putins Panini-Sammelalbum der EU-Sanktionen schon bald vollständig“: Mit Meldungen wie diesen sorgt der Wiener Fritz Jergitsch seit Mai 2013 in seinem Onlinesatiremagazin Die Tagespresse für Unterhaltung. Über eine Million Menschen lesen jeden Monat mit.

Der Erfolg kam unerwartet. Denn: „Die Tagespresse ist aus einer Laune heraus entstanden. Dass das so schnell wächst und solche Dimensionen annimmt, hätte ich niemals erwartet“, sagt Jergitsch. Die „Artikel“ zum wirtschaftlichen und politischen Geschehen sind so nah an der Glaubwürdigkeit, dass selbst internationale Medien seine Meldungen für bare Münze nehmen. Ausgangspunkt der Popularität war die Meldung „Snowden in Wien gelandet: Vertraut in Trägheit der Justiz“. Die Nachricht hielten so viele Menschen auf Twitter für echt, dass das Außenministerium dementieren musste.

„Was seits ihr für a fake blattl?!!“

Mittlerweile folgen 130.000 Menschen dem Satiremagazin auf Facebook. Wohl nicht zuletzt deswegen präsentiert Jergitsch rechtzeitig vor Weihnachten nun sein bereits zweites Buch: „Vatikan gesteht ein: Erde vermutlich doch keine Scheibe. Die besten Tagespresse-Meldungen“. Dabei werden nicht nur die besten Meldungen aus dem Jahr 2014 Revue passieren gelassen, sondern auch Leserreaktionen präsentiert – zum Beispiel: „Was seits ihr für a fake blattl?!!“. Viele Menschen, sogar manch ein Politiker, verstanden vor allem zu Beginn nicht, dass es sich bei den Beiträgen um Satire handelt.

Veranstaltungshinweis: Buchpräsentation im Thalia in der Mariahilfer Straße 99 um 19.00 Uhr

Vorbild für Jergitsch waren nämlich Satirezeitungen wie „The Onion“ in den USA oder der deutsche „Postillon“, die wie „echte“ Nachrichtenseiten wirken. Darum sollte auch seine Seite so seriös wie möglich aufbereitet sein. Auch weil Satire, wie Jergitsch sagt, „immer mit der Realität spielen sollte“. „Im Buch erhält der Leser außerdem ein bisschen Einblick, wie viele Likes welche Artikel bekommen haben oder wie viele ihn gelesen haben“, so Jergitsch. Das lässt sich vordergründig deshalb nachvollziehen, weil die Artikel vor allem über Facebook kommuniziert werden.

Fritz Jergitsch, Gründer von "Die Tagespresse"

Fritz Jergitsch

Fritz Jergitsch

„Politik schreit nach Überspitzung“

Lieblingsthema des 23-jährigen Volkswirts ist Österreichs politische Bühne, denn „hier sind einige Inhalte und Aussagen bereits schon so nahe an der Satire, dass sie förmlich danach schreien, noch etwas überspitzt zu werden“, so Jergitsch.

„Die meisten Artikel schreibe ich. Seit Juli habe ich aber auch zwei Autoren, die Ideen beitragen. Das sind Sebastian Huber und Jürgen Marschal. Letzterer hat auch den Artikel ‚Schweden-Star fällt aus: Ibrahimovic erleidet Burn Out nach ORF-Interview‘ geschrieben. Über den musste ich bis jetzt am meisten lachen." Um 19.00 Uhr wird das Buch im Thalia in der Mariahilfer Straße 99 präsentiert. Es liest und moderiert Paul Kraker von Ö1.

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