Wissenschaftsball gegen „politische Radikalität“

Einen Tag nach dem umstrittenen Akademikerball schlagender Burschenschaften veranstaltet die Stadt Wien 2015 erstmals einen Ball der Wissenschaften im Rathaus. Die Wissenschaft erteile politischer Radikalität in überwiegender Mehrheit eine Absage, so Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ).

Mit dem Ball am 31. Jänner will die Stadt ein Signal senden: „Abseits des sogenannten Akademikerballs hat die überwiegende Mehrheit der Studierenden und der Wissenschaftler mit Ausgrenzung, Provokation und ewig gestrigem Gedankengut nichts am Hut“, betonte Mailath-Pokorny am Dienstag.

Stimmung im Rathaus beim Trachtenpärchenball

Almdudler

Veranstaltungsort ist das ballerprobte Rathaus

„Internationalität ist Voraussetzung im 21. Jahrhundert, um als Forschungsstandort erfolgreich zu sein. Anders als der Akademikerball steht der Ball der Wissenschaften für Offenheit und Vielfalt“, so Wiens Universitätsbeauftragter Alexander Van der Bellen (Grüne) in einer Aussendung.

Keine reine „Anti-Veranstaltung“

Als reine „Anti-Veranstaltung“ will Mailath-Pokorny das Event nicht verstanden wissen. Der Ball sei eine „sehr wienerische Form des Dankes“ an Wissenschaft und Forschung. 2015 begehen mehrere Wiener Unis runde Jubiläen: 650 Jahre Universität Wien, 200 Jahre Technische Universität Wien und 250 Jahre Veterinärmedizinische Universität Wien stehen auf der Feiertagesordnung. Da habe man die Gelegenheit genutzt, ein „schönes und würdiges“ Fest auf die Beine zu stellen.

„Wir wissen, wie wichtig ihr seid, jetzt wollen wir das auch gemeinsam feiern“, sagte Van der Bellen. Denn Wien habe für eine Millionenstadt unter anderem eine enorm hohe Studentendichte und dürfe sich auch sonst durchaus als Wissenschaftsstandort wahrnehmen. Der Ball vereint erstmals alle Universitäten, Fachhochschulen sowie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen der Bundeshauptstadt.

Fleischfressender Blumenschmuck

Dass es erst einen Akademikerball gebraucht hat, um den Ball zu organisieren, stört den Unibeauftragten nicht. „Besser jetzt als übernächstes Jahr“, so Van der Bellen. Der Ball solle außerdem kein singuläres Ereignis sein, sondern in einer Reihe von Aktionen zur Wissenschaftskommunikation stehen, hieß es von Organisator Oliver Lehmann.

Die symbolische Verbindung zur wissenschaftlichen Community soll künftig jährlich zelebriert werden. Für das Debüt stehen neben dem klassischen Wiener Ballgeschehen auch allerhand Beiträge der unterschiedlichen Kooperationspartner auf dem Programm: neben fleischfressendem Blumenschmuck etwa Vorlesungen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung am Roulettetisch und - neu im Programm - eine Quantendisko, bei der es sich zwischen Welle und Teilchen zu entscheiden gilt - mehr dazu in Erster Ball der Wissenschaften: Programm steht.

Gewinn soll gespendet werden

Insgesamt betragen die Kosten für den Ball laut Lehmann 220.000 Euro. Ein Drittel davon kommt aus dem Budget der Stadt Wien, zwei Drittel finanziert der organisierende Verein. Derzeit sei man jedoch zuversichtlich, dass der Ball nicht nur ein symbolischer, sondern auch ein kommerzieller Erfolg werde - der Kartenvorverkauf laufe gut. Sollte es einen Reinerlös geben, wird dieser gespendet.

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