Meiste Automaten in „ärmeren“ Bezirken

Je niedriger das Durchschnittseinkommen in einem Bezirk, desto höher die Dichte an Spielautomaten: Das ist das Ergebnis einer Datenrecherche der Plattform Dossier. Experten erwarten durch das Glücksspielverbot eine Entspannung bei jungen Migranten.

Wer bisher ins Automatencafe ums Eck ging, könnte künftig vor dem Bildschirm hängenbleiben und online spielen, befürchtet Izabela Horodecki von der Wiener Spielsuchthilfe. Viele der Spielsüchtigen, die Hilfe suchen, würden jetzt sowohl in Automatensalons als auch im Internet spielen. Ab Jänner ist das Kleine Glücksspiel in Wien de facto verboten. Auch wenn Betreiber Widerstand ankündigten, die Finanzpolizei will streng kontrollieren.

Immer mehr spielen auf dem Handy

In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Onlinespielsüchtigen in der Einrichtung von einem auf 34 Prozent. „Jeder Dritte unter den Hilfesuchenden spielt online“, sagt Horodecki. Sie hält das Verbot des Kleinen Glücksspiels vor allem wegen des Jugendschutzes für positiv, befürchtet aber in den nächsten Jahren eine Verlagerung der Spielsucht ins Internet. „Es wächst eine Generation heran, die mit den neuen Medien aufgewachsen ist. Immer häufiger hören wir von Betroffenen, dass sie auf dem Handy spielen“, sagt Horodecki.

Der durchschnittliche Spielsüchtige ist 36 Jahre alt, männlich und sucht erst nach vielen Jahren Hilfe. Viele Hilfesuchende geben an, dass sie schon als Teenager mit dem Glücksspiel begonnen haben. Die meisten spielen derzeit noch in Automatensalons. Dazu gibt es in Wien noch genügend Möglichkeiten, wie eine Recherche der Plattform Dossier ergab. Für die Untersuchung wurden Daten über die Standorte von Spielautomaten ausgewertet.

Karte Wien mit Automatenverteilung

dossier.at

Geografische Verteilung der Spielautomaten

Zum Zeitpunkt der Erhebung im Oktober gab es 925 aufrechte Konzessionen in Wien, die zum Betrieb von 2.578 Glücksspielautomaten berechtigen. Verknüpft man die Örtlichkeiten mit demografischen und sozioökonomischen Daten der jeweiligen Bezirke, ergibt sich laut Dossier ein klares Bild. So sei etwa die Automatendichte in Hietzing relativ gering und liege deutlich unter Gegenden mit geringerem Durchschnittseinkommen.

Wettlokale bleiben Problem

Die Folgen von Spielsucht sind in den meisten Fällen Verschuldung, familiäre und psychische Probleme. Manche Betroffene verlieren auch den Arbeitsplatz, einige sogar die Wohnung. Einige gleiten in die Kriminalität ab - mehr dazu in Bankräuber: 98 Prozent spielsüchtig.

Trotz des Verbots dürfte das Problem der Spielsucht in Zukunft generell nicht kleiner werden, befürchtet Horodecki - allein deswegen, weil in Wien neue Casinos geplant seien - mehr dazu in Casinos im Palais Schwarzenberg und im Prater. Neben der Verlagerung ins Internet würden auch Wettlokale ein Problem bleiben: Sie sind vom Verbot des Kleinen Glücksspiels nicht betroffen.

Entlastung bei jungen Migranten erwartet

Etwas anders sieht man das bei der Schuldnerberatung. Bei ihren Klienten werde sich die Situation mit dem Verbot etwas verbessern, heißt es gegenüber Radio Wien. Die unmittelbare Verlockung für Spielsüchtige würde dadurch wegfallen, sagt der Schuldnerberater Alexander Maly: „Es reicht eigentlich, wenn ich auf dem Weg nach Hause noch schnell in ein Wettcafe gehe und das, was ich am Tag verdient habe, weitgehend verliere.“

Maly erwartet vor allem bei jungen Männern mit Migrationshintergrund eine spürbare Entlastung, denn diese Gruppe spiele weniger im Internet, sei aber oft von Spielsucht betroffen.

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