150 Jahre Ringstraße: Museen sind gerüstet

Die Museen feiern den 150. Geburtstag der Ringstraße nächstes Jahr mit Sonderausstellungen zur Geschichte und Entwicklung. Der Wien Tourismus plant eine Kampagne und vermarktet den Boulevard als "größtes Freilichtmuseum der Welt“.

Am 1. Mai 1865 eröffneten Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth feierlich die Wiener Ringstraße. Mit bisher noch nie gezeigten Plänen, Fotografien der umfassenden Bauarbeiten und Modellen rückt das Wien Museum ab 11. Juni 2015 die „Pionierjahre einer Prachtstraße“ in den Vordergrund. Die Ausstellung soll sich aber nicht mit schnöder Historie alleine, sondern auch mit dem einen oder anderen Gedankenspiel befassen: Ausgehend von Adolf Loos, der eine radikale Umgestaltung der Hauptstraße des 19. Jahrhunderts plante, werden Alternativmodelle und -ideen unter die Lupe genommen.

Andreas Groll: Hofoper in Bau, 1865

Wien Museum

Das Wien Museum zeigt Fotografien wie diese vom Bau der Oper im Jahr 1865

„Die Ringstraße. Ein jüdischer Boulevard?“

Weniger mit dem Verkehrsweg selbst als mit den Prunkbauten, die die Straßenbauten säumten, beschäftigt sich ab 25. März unter dem Titel „Die Ringstraße. Ein jüdischer Boulevard?“ das Jüdische Museum Wien. Denn unter den Bauherren befanden sich etwa mit Ignaz von Ephrussi oder Gustav Ritter von Epstein auch viele jüdische Unternehmer und Bankiers. Aber nicht alle profitierten von dem wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerzeit, der diese Bauten ermöglichte.

Das Palais Todesco

JMW

Das Palais Todesco

Das Elend der Modernisierungsverlierer bereitete den Nährboden für Antisemitismus und politische Radikalisierung. Ihren Fokus legt die Schau daher nicht nur auf den Aufstieg einer kleinen jüdischen Elite, sondern auch auf den Überlebenskampf der breiten Masse der jüdischen Bevölkerung.

Ringstraßenmaler Klimt im Belvedere

Ab 3. Juli widmet sich das Untere Belvedere der künstlerischen Seite des rund vier Kilometer langen Prachtboulevards. Immerhin mussten die Palais auch standesgemäß dekoriert werden - dafür sorgte eine ganze Generation von Ringstraßenmalern von Hans Makart bis Gustav Klimt und seiner Künstler-Compagnie. „Klimt und die Ringstraße“ zeigt nicht nur bisher nicht ausgestellte Arbeiten des jungen Klimt, sondern auch Rekonstruktionen ganzer prunkvoller Dekorationsensembles.

Gustav Klimt, Medizin (Detail: Hygieia), 1900/07, Fakultätsbild für die Universitäten
 Öl auf Leinwand, Farblithografie

Belvedere, Wien

Gustav Klimt, Medizin, 1900/07, Fakultätsbild für die Universitäten

Pläne der Nationalsozialisten

Eine weniger schillernde Facette der Geschichte des Prachtboulevards wird im Architekturzentrum Wien präsentiert. Auch die Nationalsozialisten hatten große Pläne für die Straße. „Wien. Die Perle des Reiches. Planen für Hitler“ zeigt im Frühjahr, welche zusätzlichen Repräsentationsbauten das Regime plante, wie Heldenplatz und Rathausplatz umgestaltet und das Burgtheater ausgebaut werden sollte. Kleine Ausstellungen sind ebenfalls einige geplant: Ab 30. April zeigt beispielsweise die Wienbibliothek „Vom Werden der Ringstraße. Visionen - Dokumente - Berichte“.

Fotografen zum Wandel der Straße

Auch andere Institutionen wie die Österreichische Nationalbibliothek reihen sich in diesen Reigen ein: Im Prunksaal werden Zeugnisse von Künstlern und Fotografen zum Wandel der Straße und der gesamten Stadt ausgestellt. Das MuseumsQuartier - die Hofstallungen waren ursprünglich als Teil des Kaiserforums vorgesehen - und das Naturhistorische Museum bieten eigene Führungen an. Die Secession blickt auf ihre Gründungsgeschichte zurück - immerhin hätte die goldene Kuppel ebenfalls an der Ringstraße gebaut werden sollen.

Zum 150. Geburtstag der Wiener Ringstraße ist vom 22. Mai bis 1. November 2015 im Prunksaal die Ausstellung „Wien wird Weltstadt. Die Ringstraße und ihre Zeit“ zu sehen.

Hejduk/Österreichische Nationalbibliothek

Im Prunksaal der Nationalbibliothek wird 2015 eine Ringstraßen-Schau eröffnet

Ringstraße als „größtes Freilichtmuseum der Welt“

Eine gewichtige Rolle spielt der Boulevard in den Kampagnen des Wien Tourismus. Als „erlebbare Wiener Zeitgeschichte“ und „größtes Freilichtmuseum der Welt“ wird die Ringstraße im Jubiläumsjahr vermarktet. 2015 steht damit ganz im Zeichen des Historismus, der Geschichte der Prachtstraße und den Gebäuden, die sie säumen. Unter anderem Teil der Aktivitäten: Der Ringstraßen-Cocktail „Sound of the Ring“, ein Goldring in Form der Ringstraße und ein Quiz, das die eigene historische Persönlichkeit verrät.

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