Bergunfall: Bub aus Tiefschlaf erwacht

Die Ärzte im Sozialmedizinischen Zentrum (SMZ) Ost sprechen von einem Weihnachtswunder: Nach einem 150-Meter-Absturz auf der Hohen Wand im Oktober konnte der fünfjährige Til die Intensivstation wieder verlassen. Sein Vater und sein Bruder waren bei dem Unfall gestorben.

20 Tage war der Fünfjährige im künstlichen Tiefschlaf gelegen - er hatte nach dem Unfall ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, einen Schädelbasisbruch, eine Kieferhöhlenfraktur und Quetschungen der Lunge erlitten. Zudem waren beide Oberschenkel gebrochen.

Als er aufwachte, seien die Ärzte von seinem guten Zustand überrascht gewesen, so Lothar Mayerhofer, ärztlicher Leiter des SMZ Ost, am Dienstag in einer Pressekonferenz: „Wir sprechen deshalb von einem Weihnachtswunder, weil wir wissen, dass es zusätzlich zu unserem Einsatz letztlich einen Teil gibt, der von uns nicht bestimmt werden konnte.“

Spitalsbett im SMZ Ost

ORF

„Wird wieder ganz gesund“

Alexander Rokitansky, Chef der Kinderchirurgie im Donauspital, schilderte den Verlauf: „Das Kind war 39 Tage auf der Intensivstation. Es befand sich 20 Tage im künstlichen Tiefschlaf. Am 26. November konnte es auf die Normalstation verlegt werden. Wir haben jetzt mit der Akutrehabilitation begonnen. Der Bub ist orientiert, er antwortet sachbezogen auf gestellte Fragen.“

Wochenlang warteten die Ärzte aus Vorsichtsgründen mit der Information der Öffentlichkeit über das nunmehrige „Weihnachtswunder“. „Der Zustand des Fünfjährigen hat sich so weit entwickelt, dass man mit Sicherheit sagen kann, dass er nicht nur überleben, sondern wieder ganz gesund sein wird“, sagte der Ärztliche Leiter des Donauspitals.

Vater und Bruder gestorben

Bei dem Ausflug auf der Hohen Wand bei Oberhöflein (Niederösterreich) war der Fünfjährige am 19. Oktober gemeinsam mit seinen Eltern und dem dreijährigen Bruder unterwegs. Den jüngeren Buben trug der Vater in einer Rückentrage.

Polizeiangaben zufolge schlüpfte der Fünfjährige unter einem Seilgeländer durch und stürzte über einen steilen Felsabbruch 150 Meter in die Tiefe. Der 36-jährige Vater habe noch nach ihm greifen wollen, aber das Gleichgewicht verloren. Er sei dann mit dem jüngeren Sohn vor den Augen der Mutter abgestürzt - mehr dazu in Vater und Sohn bei Bergunfall getötet (noe.ORF.at; 19.10.2014). Die Mutter hatte die Tragödie mitangesehen, war aber auf dem Steig heil geblieben.

Meiste Freude beim Schwimmen

Das Kind wird noch einige Wochen im Donauspital bleiben müssen. Es absolviert die Akutrehabilitation zum Teil beim Schwimmen im Therapiebecken. Die komplette Rehabilitation bzw. die Genesung wird wohl noch gut ein Jahr dauern. Rokitansky: „Dieser gewaltige Absturz ist eine Situation, die wir noch nicht gehabt haben.“ Dabei habe man gerade im vergangenen Jahr am Donauspital mehrere Kinder nach Abstürzen etwa aus Fenstern retten können. Eine derartig positive Entwicklung sei aber eine „Rarität“.

Dem Kind gehe es psychisch offenbar gut, fügte der Kinderchirurg hinzu. Mit der Unterstützung durch Psychologen habe man ihn vom Tod des Vaters und des Bruders „in Kenntnis“ gesetzt. „Das Kind hat das realisiert.“ Die Frage sei, wann der Bub die Familientragödie wirklich bewältigen könne. Rokitansky über den Zustand der Mutter: „Sie trägt die Situation heldenhaft, wirkt gefasst. Sie schöpft sicherlich Kraft aus der Situation, dass es dem Buben immer besser geht.“ Die meiste Freude habe das Kind derzeit beim Schwimmen.

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