Wien Tourismus schämt sich für Prückel

Der Rauswurf eines lesbischen Paares aus dem Cafe Prückel, nachdem sich die beiden dort geküsst hatten, schlägt auch international Wellen. Der Wien Tourismus ist über den Vorfall nicht glücklich, man schäme sich für das Prückel, heißt es.

„Wir finden es beschämend für die Weltstadt Wien, dass es Anbieter gibt, die sich so verhalten. Ich persönlich schäme mich für das Kaffeehaus Prückel. Und viele meiner Kolleginnen und Kollegen schämen sich mit“, sagt Vera Schweder, Sprecherin des Wien Tourismus gegenüber Radio Wien. „Wir halten das für äußerst kontraproduktiv. Wir bewerben das Marktsegment der gleichgeschlechtlich Liebenden seit 1998 aktiv. Unsere Einstellung ist, dass Wien eine tolerante Stadt ist, die für jedes Lebenskonzept Platz hat.“

Einen Imageschaden für Wien, der gerade im Jahr des Song Contests für die Stadt zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt erfolgen würde, erwartet Schweder aber nicht. „Denn die Medien werden sicher auch darüber berichten, was für eine Riesengegenbewegung das auslöst, und zwar nicht nur innerhalb der Community, sondern auch in der ganzen Bevölkerung.“

Fall schlägt international Wellen

Renommierte deutsche Medien wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Der Spiegel“, die „Süddeutsche Zeitung“ und der „Stern“ berichteten bereits über den Vorfall. Letzterer titelte mit „Intoleranz in Wien“. Die deutsche Ausgabe der „Huffington Post“ und die „Bild“-Zeitung haben den Vorfall ebenfalls aufgegriffen.

Aber auch jenseits von Europa findet die Geschichte Verbreitung. Das „New York Magazine“ widmete dem Vorfall in seiner Reise- und Gastronomierubrik „Grub Street“ einen Artikel. Der Autor macht darauf aufmerksam, dass „keiner der Gäste sich eingemischt oder sich für das Paar eingesetzt hat“. Die Onlineplattform USA24 berichtet, das ein „Massive ‚Kissing Protest‘“ geplant sei.

„Auf fehlenden Diskriminierungsschutz hinweisen“

Der aktuelle Fall ereignete sich am 6. Jänner. Wegen eines Kusses wurde das lesbische Paar aus dem Prückel in der Innenstadt verwiesen - mehr dazu in Kuss: Lesbisches Paar aus Prückel verwiesen. Nach dem Rauswurf hatten sich am Dienstag auf Facebook bereits über 5.700 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung unter dem Titel „Küssen im Prückel“ angesagt. „Wir wollen auf Probleme wie etwa den fehlenden Diskriminierungsschutz hinweisen“, sagte Anastasia Lopez, Mitglied des Veranstalters Achse Kritische Schüler_innen Wien (AKS) gegenüber der APA.

Das lesbische Paar kann juristisch nichts unternehmen, denn das Vorgehen der Betreiberin ist rechtlich gedeckt. Für die Homosexuelle Initiative Wien (HOSI) ist der Vorfall ein „Signal, dass Diskriminierung immer noch existiert“ - mehr dazu in Prückel-Rauswurf: HOSI sieht „Signal“.

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