Großer Andrang bei Jürgens-Abschied

Tausende Fans des überraschend verstorbenen Entertainers Udo Jürgens sind am Donnerstag in die Volkshalle des Rathauses gekommen, um ihrem Idol die letzte Ehre zu erweisen. Auch Jürgens’ Familie und Spitzenpolitiker kamen zum Abschied.

„Er hat mich mein Leben lang begleitet, jetzt bin ich da, um Danke zu sagen“, so ein Trauergast. Die Warteschlange reichte kurz nach Beginn der öffentlichen Verabschiedung um 11.00 Uhr durch den gesamten Hof des Rathauses und bis auf die Straße hinaus. „Bis jetzt waren ein paar tausend Leute da“, sagte der Sprecher der Bestattung Wien, Florian Keusch, am späten Nachmittag. „Ich bin mit der Musik aufgewachsen, jetzt möchte ich ihm die letzte Ehre erweisen“, sagte ein Fan aus Luzern. Mit 15 Jahren sei sie auf ihrem ersten Jürgens-Konzert gewesen, insgesamt habe sie sicher 20 Auftritte besucht, sagte eine Frau, „jedes Mal wenn er in Österreich war“.

Auch Lieblingssongs wurden während des Wartens ausgetauscht: Von „Aber bitte mit Sahne“ bis „Hautnah“ fand sich für beinahe jeden großen Hit ein begeisterter Anhänger. „Ich möchte Abschied nehmen, ich war ein jahrzehntelanger Fan“, sagte eine Wartende - da störe auch das bisschen Schlangestehen nicht.

Sechs Kondolenzbücher liegen auf

Kurz nach 11.00 Uhr konnten die Ersten in die Volkshalle, wo die Urne von Jürgens auf einem Bett aus roten Rosen drapiert war. Darüber hing ein Schwarz-Weiß-Foto des Entertainers, daneben stand ein Konzertflügel, ebenfalls mit roten Rosen bedeckt. Manche Trauernden nutzten die Gelegenheit auch, um eine letzte fotografische Erinnerung an den Star zu erhaschen.

Sechs Kondolenzbücher lagen bereit, um letzte Botschaften an den Sänger zu hinterlassen: „Danke, Udo!“, „Danke für die wundervollen Jahre!“, „Danke für deine Lieder, du warst ein ganz besonderer Mensch“, hieß es auf einer Seite. „Lieber Udo, du und deine Musik haben mich viele Jahre lang begleitet, so wird es auch in Zukunft sein“, auf einer anderen. „Österreich hat mit Udo Jürgens eine großartige Persönlichkeit und einen Künstler, welcher Geschichte geschrieben hat, verloren“, schrieb einer der Fans.

Audio:„Radio Wien“-Reporter Hadschi Bankhofer hat mit wartenden Fans gesprochen:

Spitzenpolitik und Familie bereits in Volkshalle

Zuvor hatten sich bereits die Familie, Politiker und Wegbegleiter nach einer Trauerfeier im intimen Rahmen in die Kondolenzbücher eingetragen. „Es war ein würdiger Abschied“, so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Es sei eine gute Mischung zwischen einer offiziellen Veranstaltung und einem familiären Abschiednehmen gewesen. Er selbst behalte Jürgens als Künstler in Erinnerung, der Generationen verbunden, aber in seinen Liedern auch immer wieder wichtige gesellschaftspolitische Themen angesprochen habe.

Unter den rund 150 Trauergästen waren auch Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Seine Fans haben noch bis 18.00 Uhr und am Freitag von 8.30 bis 18.00 Uhr die Möglichkeit, Abschied von dem beliebten Sänger zu nehmen.

Letzte Ruhe auf Zentralfriedhof

Seit Montag steht fest, wo genau auf dem Zentralfriedhof Jürgens seine letzte Ruhe finden wird. Der Komponist und Musiker bekommt sein Ehrengrab der Stadt Wien in der Gruppe 33G. Das Grab auf Platz 85 hat sich die Familie nach längerem Überlegen ausgesucht. Jürgens hat dort prominente Nachbarn, etwa Fritz Muliar und den Maler Markus Prachensky. Die Urne mit Jürgens’ Asche soll im engsten Familienkreis beigesetzt werden - mehr dazu in Letzte Ruhestätte von Udo Jürgens steht fest.

Leiser Abschied in Zürich

Hunderte Menschen hatten bei einer Trauerveranstaltung in Zürich Abschied von Jürgens genommen. Auf der Bühne des Theaters 11 stand am Freitag der schwarze Flügel des Sängers, der wie zu Ende seiner Konzerte mit Blumen bedeckt war. Zu leisen Klängen von Jürgens-Liedern trugen sich die trauernden Fans in Kondolenzbücher ein.

In Berlin verabschiedeten sich am Montag Freunde, Familienmitglieder und Fans. Jürgens’ Bruder Manfred Bockelmann war anwesend. „Ein Dankeschön der Bevölkerung von Berlin für die liebevolle Zuwendung, die mein Bruder von hier mitnehmen durfte“, schrieb er ins Kondolenzbuch. Auch die in Berlin lebende Tochter des Musikers, Sonja, war anwesend. Bereits in der Früh bildete sich eine lange Schlange. Viele Bürger wollten sich in das Kondolenzbuch im Säulensaal des Roten Rathauses eintragen. Jürgens hatte in der Schweiz seine Wahlheimat und verstarb kurz vor Weihnachten im Alter von 80 Jahren.