Akademikerball: Strache greift zu Nazi-Vergleich

FPÖ-Chef Heinz Christian Strache hat im Vorfeld des Akademikerballs dessen linke Kritiker mit einem Nazi-Vergleich bedacht. „Am nächsten Freitag werden die Stiefeltruppen der SA (Sozialistische Antifa) wieder durch Wien marschieren“, twitterte er.

Die Abkürzung „SA“ steht im historischen Kontext für die Sturmabteilung der NSDAP. Nicht zuletzt die Propenten der Gegendemos reagierten auf Twitter entsprechend empört. Auf Facebook erntete Strache für seinen gleichlautenden Eintrag, in dem er auch die Wiener Stadtregierung dafür kritisierte, sie lasse „solche gewalttätigen linken Krawall-Demos ihres eigenen Parteinachwuchses zu“, indes viel Zuspruch, nur einige wenige Stimmen stießen sich am Vergleich mit der SA.

Kritik von SPÖ und ÖH

Der Nazi-Vergleich sorgte am Donnerstagabend für Empörung bei der SPÖ. Die Aussagen seien eine „Geschmacklosigkeit sondergleichen“, erklärte Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos in einer Aussendung. Scharfe Kritik übte auch die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH). „Die Demonstrantinnen mit der Abkürzung SA auf die paramilitärische Kampforganisation der NSDAP gleichzusetzen, ist nicht nur falsch, sondern Holocaust-Verharmlosung“, erklärte auch Bernhard Lahner vom ÖH-Vorsitzteam.

FPÖ: Vorverkauf läuft gut wie nie

Der Vorverkauf für den Akademikerball am 30. Jänner läuft so gut wie noch nie, sagte der Ballorganisator und Wiener FPÖ-Gemeinderatsabgeordnete Udo Guggenbichler. „Eine Fortsetzung der Krawalle aus dem Vorjahr ist zu befürchten“, prophezeite der Klubobmann der Wiener FPÖ, Johann Gudenus in einer Pressekonferenz. Versammlungsfreiheit dürfe nicht mit „Narrenfreiheit“ verwechselt werden. Noch dazu, wo diese teuer zu stehen komme. Laut dem FPÖ-Politiker betrug der Sachschaden im Vorjahr 500.000 Euro.

Wie Cheforganisator Guggenbichler ausführte, werden heuer wohl „einige hundert Stück“ mehr Karten verkauft. Genaue Zahlen gebe es erst nach der Abrechnung. Er freue sich aber jedenfalls über die Solidarität, die er aus dem „bürgerlichen Lager“ registriere. Der Ball selbst werde eine stilvolle Veranstaltung mit wunderbarer Eröffnung und Mitternachtsquadrille werden, versprach er.

Verstärkt Security am Ball

Eher gelassen zeige sich Guggenbichler darüber, dass es auch Gegnern gelungen sein soll, Eintrittskarten zu erstehen: „Die kann jeder bestellen.“ Und es dürfe auch jeder auf den Ball - „egal ob er ‚Hänschen klein‘ singt oder die Internationale“. Wobei bewusste Störaktionen auf der Veranstaltung nicht toleriert würden, wie er hinzufügte. Dazu gebe es verstärkt Security am Ball. Und man werde Aktivisten auch zivilrechtlich belangen, stellte er potenziellen Störenfrieden die Rute ins Fenster.

Dass rund um die Hofburg nicht nur friedlich demonstriert wird, davon ist die FPÖ jedenfalls überzeugt. „Es wird so rund gehen, wie es noch nie der Fall war“, versicherte FPÖ-Rathaus-Mandatar Wolfgang Jung, wobei er betonte: „Uns werden sie nicht kleinkriegen, aber sie werden großen Schaden anrichten.“ Bedenklich sei etwa, dass erneut zahlreiche Aktivisten aus Deutschland erwartet würden.

FPÖ gegen Kundgebung am Heldenplatz

Gefahr drohe vor allem von der Initiative „NOWKR“ sowie von jener Gruppe, die sich laut derzeitigen Informationen bei der Albertina versammeln werde. Mit Sitzblockaden sei ebenfalls zu rechnen, nämlich beim Marsch der „Offensive gegen Rechts“. Das Konzert bzw. die Aktion der Plattform „Jetzt Zeichen setzen“, die direkt am Heldenplatz eine Kundgebung abhalte, habe man zunächst als eher gewaltfrei eingeschätzt, so Jung. Bei der Veranstaltung sind Konzerte und Reden zweier Holocaust-Überlebender geplant.

Die FPÖ appelierte an die Stadt, das Event am Heldenplatz nicht zuzulassen: „Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ, Anm.) hätte auch keine Freude damit, wenn so eine Veranstaltung beim Ball der Wissenschaften abgehalten wird.“

Vom Aufruf einiger Wiener Taxler, Besucher des Balles nicht zur Hofburg zu fahren, erwartet sich die FPÖ keine großen Auswirkungen. Es gebe eine Beförderungspflicht, betonten die Freiheitlichen. Und außerdem würde sich wohl die Konkurrenz - also der Fahrdienst Uber - über solche Aktionen freuen, befand Jung.

Wirtschaftskammer stellt Handwerker ab

Die Wirtschaftskammer Wien (WKW) kündigte unterdessen an, von möglichen Ausschreitungen rund um den Akademikerball betroffenen Unternehmern rasch zu helfen. Rund 30 Betriebe hätten im Vorjahr über zerschlagene bzw. geplünderte Auslagen oder Verwüstungen ihrer Geschäftsflächen geklagt, so WKW-Präsident Walter Ruck - mehr dazu in Handwerker und Securitys für Akademikerball.

ÖJC wirft Polizei Zensur vor

Der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) erhob am Mittwoch schwere Vorwürfe gegenüber der Polizei. ÖJC-Mitglieder würden keine Akkreditierung für Berichterstattung erhalten, sondern nur „polizeigenehme Journalisten“. Die Polizei weist die Vorwürfe zurück - mehr dazu in Akademikerball: ÖJC wirft Polizei Zensur vor.

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