Meyer: Opernball ist „Visitenkarte“

Rund 1,5 Millionen Zuseher werden bei der ORF-Übertragung vom Opernball dabei sein. „Werbung, wie sie die Staatsoper nie leisten könnte“ sieht Direktor Dominique Meyer. Die Eröffnung ist für ihn eine „schöne Möglichkeit, eine Visitenkarte vorzulegen“.

In einem APA-Interview nannte Meyer es wichtig, bei der Eröffnung drei wichtige Säulen des Hauses zusammenzuführen: Das Ballett, die Gesangssolisten und das „Herz des Hauses“, das Orchester. Gerade deshalb erfordere die Eröffnung aber auch einiges an Vorbereitung. „Man ist nicht sehr frei, vor allem aus technischen Gründen. Der Raum für das Orchester ist nicht sehr groß, deshalb ist man repertoiremäßig sehr eingeschränkt“, erklärte Meyer. Festlich müssen die Stücke sein und auch für die teils sehr jungen Künstler gut zu bewältigen.

Dominique Meyer

APA/Georg Hochmuth

Dominique Meyer freut sich über die Werbung für die Staatsoper

„Frischer Wind“ durch junge Künstler

Heuer stehen daher unter anderem „Je veux vivre“ aus Charles Gounods „Romeo et Juliette“, gesungen von Aida Garifullina, und „Dove Sono“ aus Mozarts „Le nozze di Figaro“, interpretiert von Olga Bezsmertna, auf dem Programm - die jungen Sängerinnen sollen „frischen Wind“ in den Opernball bringen.

„In einer Zeit, in der man sich immer Gedanken macht über die Jugend, sind diese Sänger und Tänzer vorbildlich: Sie sind nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, aber sie sind jetzt wichtige Mitglieder der Staatsoper. Das haben sie erreicht, weil sie talentiert sind, aber auch, weil sie fleißig arbeiten“, sagte der Staatsopernchef.

Dazu hat sich Meyer den „seit langem hier sehr geliebten“ Bariton Carlos Alvarez als Stargast eingeladen, er wird die sogenannte „Champagner-Arie“ aus Mozarts „Don Giovanni“ singen. Auch das Ballett soll dieses Jahr wieder mit Stars und Nachwuchs in den Mittelpunkt rücken, allerdings ohne die ganz Kleinen: „Wenn die Eleven tanzen, möchte ich beweisen, dass diese Schule die Zukunft der Compagnie bedeutet.“ Trainiert wird bereits intensiv - mehr dazu in Opernball-Vorbereitungen auf Hochtouren.

Eröffnung ohne Direktor

Sich selbst in die Eröffnung einzubinden - wie es etwa der ehemalige Direktor Ioan Holender zu tun pflegte - kommt für Meyer dagegen „sicher nicht infrage“. Auf seiner Ball-Agenda steht aber nicht nur die Eröffnung: „Ich habe mit Desiree Treichl-Stürgkh eine fantastische Ballchefin, wir entscheiden zusammen die grundlegenden Linien.“ Gemeinsam habe man bereits einiges geändert, etwa den Roten Teppich „aufgeräumt“. Früher sei dieser vor allem „chaotisch“ gewesen, durch feste Positionen und weniger Akkreditierungen habe man nun einen „ruhigeren und edleren“ Eindruck erreicht.

Den Aufregungen des vergangenen Jahres, als etwa eine Schlägerei für Schlagzeilen sorgte, will Meyer nicht zu viel Gewicht geben: „Bei über 5.000 Gästen kann es vorkommen, dass sich einer schlecht benimmt. Das ist zu bedauern, aber kein Grund für einen Schatten über dem Opernball.“ Für den Direktor schlicht „beaucoup de bruit pour rien“, also: viel Lärm um Nichts. Zu der Auseinandersetzung war es vor einer Loge gekommen - mehr dazu in Opernball: Versöhnung nach Schlägerei (wien.ORF.at; 3.3.2014).

Einladung an Museumsdirektoren

Eine Sache, um die sich Meyer persönlich kümmert, ist die Herrenspende in Bildbandform: Gemeinsam mit der Edition Lammerhuber soll über die Jahre eine Art „Enzyklopädie der Oper“ entstehen. Auch auf die Einladungen hat Meyer ein Auge: Denn geht es nach ihm, soll der Ball noch mehr zum „Treffpunkt“ von Kunst und Kultur werden. Der Opernball werde auch im Ausland übertragen, „eine fantastische Gelegenheit, unsere Wiener Kulturszene vorzustellen“.

Deshalb hat er heuer nicht nur viele internationale Opernkollegen und Musiker, sondern auch österreichische Museumsdirektoren eingeladen. Sie sollen die Möglichkeit haben, vor den Kamerapulks „nicht nur über den Inhalt der Damenhandtaschen“ Auskunft zu geben, sondern vor allem auch ihre Projekte vorzustellen.

Details zum Opernball-Programm in ORF2 finden Sie in tv.ORF.at.

Für einen Plausch wird Meyer am Ballabend allerdings vermutlich nur wenig Zeit haben: Es wartet nicht nur die offizielle Begrüßung der Gäste und der Empfang des Bundespräsidenten, sondern etwa auch eine Tour durch die wichtigsten Logen und ein Künstlerempfang. „Es vergeht unwahrscheinlich schnell“, so Meyer. Auch wenn schon an allen Ecken vorbereitet wird: „Noch ist das Haus ruhig, es macht seine Arbeit.“

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