„Pink Panther“-Hehler in Haft

Die Wiener Polizei hat vier mutmaßliche Hehler der „Pink Panther“-Bande in einem Hotel in Wien-Leopoldstadt festgenommen. Die Verdächtigen wollten Schmuck in der Höhe von mehreren hunderttausend Euro verkaufen.

Mit dem ebenfalls sichergestellten Bargeld beläuft sich die Schadenssumme auf ungefähr 600.000 Euro. Es sei „erstmals in Österreich gelungen, eine Verteilerschiene der ‚Pink Panther‘ aufzudecken und die involvierten Straftäter zu identifizieren und festzunehmen“, sagte Ewald Ebner vom Bundeskriminalamt (BK) bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien.

Vertraulicher Hinweis führte zu Festnahmen

Unter dem sichergestellten Diebesgut befanden sich auch 18 hochpreisige Uhren, die am 15. Jänner bei einem Überfall im Schweizer Montreux geraubt wurden. Damals wurde von vier bewaffneten Tätern zur Mittagszeit ein Juwelier am Genfer See überfallen. Die teuerste entwendete Uhr hatte einen Wert von 55.000 Schweizer Franken (rund 53.000 Euro), sagte Oberstleutnant Robert Klug vom Landeskriminalamt.

Das Bundeskriminalamt bekam vergangene Woche den vertraulichen Hinweis, dass ein Kurier von Serbien nach Österreich kommt, um hier hochpreisige Uhren zu verkaufen, schilderte Klug. Am Donnerstag wurde die Polizei dann verständigt, dass der Belgrader auf dem Weg nach Wien sei. Er wurde ausgeforscht und ab dem Grenzübergang observiert. Der 36-jährige Serbe traf sich dann in der Leopoldstadt mit einem 39-jährigen, in Wien lebenden Israeli. Beide Männer fuhren mit eigenen Pkws dann weiter zu einem Hotel.

Koffer mit doppeltem Boden

Der Kurier entnahm dann aus dem Kofferraum ein Papiersackerl und ging ins Hotel. Die Beamten warteten draußen und waren „schon fast nervös“, sagte Klug. Denn die Männer hatten ein Zimmer im dritten Stock bezogen, dort wurde der Verkauf abgewickelt. „Dann überschlugen sich die Ereignisse“, sagte der Ermittler. Der 36-Jährige kam ohne Sackerl aus dem Hotel - für die Polizisten der Beweis, dass ein Verkauf stattgefunden hat. „Er wurde auf offener Straße festgenommen“, erzählte Klug.

Zeitgleich traten in der Lobby zwei weitere Personen aus dem Lift, der 39-Jährige und ein 40-jähriger Belgier. Auch sie wurden festgenommen. Im Hotelzimmer trafen die Einsatzkräfte der Cobra auf einen 37-jährigen Israeli. Er hatte einen Koffer mit doppeltem Boden bei sich, in diesem befanden sich 25 hochpreisige Uhren. Die Käufer des Diebesguts - der 37-Jährige und der 40-Jährige - waren mit Pkw bzw. Flugzeug nach Wien gereist, sagte Klug.

Verdächtige „nicht kooperativ“

Die Festgenommenen waren gegenüber der Polizei „nicht kooperativ“, sie „tischten uns Unsinnigkeiten auf“, Geständnis gab es keines, sagte Klug. Er zeigte sich froh darüber, dass „dieser Teil der Hierarchieebene festgenommen werden konnte“. Das Quartett befindet sich in Haft, angezeigt wurden die Männer wegen des Verdachts der Zugehörigkeit zu einer kriminellen Verbindung - dem sogenannten Mafia-Paragrafen 278a StGB - sowie wegen des Verdachts auf Hehlerei. Für gewerbsmäßige Hehlerei bzw. bei einem Wert über 50.000 Euro steht in Österreich übrigens eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren.

Bisher waren von „Pink Panther“ geraubte Uhren nur vereinzelt aufgetaucht, in diesem großen Umfang wurden sie noch nie sichergestellt, sagte Klug. „Wir sind bisher im Dunkeln getappt, wo die Uhren hinkommen, nun haben wir erste Hinweise, wie sie vertrieben werden.“

Die Polizei erhofft sich, durch die Sicherstellungen weitere Überfälle zu klären. An der groß angelegten Aktion am 5. Februar waren neben, BK, LKA und Cobra auch der österreichische Verbindungsbeamte in Serbien involviert, sowie Polizeieinheiten in Deutschland, Schweiz, Belgien und Serbien, sagte Ebner und sprach allen Beteiligten seinen Dank aus.

26-Jähriger zu sieben Jahren Haft verurteilt

In Wien ist im Dezember ein 26-jähriges Mitglied der „Pink Panther“-Bande verurteilt worden. Er war laut Anklage an zwei Überfällen auf Juweliergeschäfte in Wien beteiligt - mehr dazu in Sieben Jahre Haft für „Pink Panther“-Räuber (wien.ORF.at; 15.12.2014).

Die Bande soll ihren Namen einem Überfall in London im Jahr 2006 verdanken. Der Raub von Diamanten im Wert von 23 Millionen Euro gilt auch als Beginn der Bandenaktivität. Die Mitglieder sollen aus Serbien und Montenegro stammen - mehr dazu in Pink-Panther-Bande: Bis zu 200 Mitglieder (wien.ORF.at; 21.3.2013).