Missbrauch in Kirche: Weitere Opfer-Meldungen

Nach den Missbrauchsfällen der katholischen Kirche melden sich noch immer Betroffene bei der von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzten Klasnic-Kommission - 138 Opfer alleine im Vorjahr. Bisher wurden 20 Millionen Euro an Opfer gezahlt.

Im Jahr vor dem Aufbrechen des Missbrauchsskandals hatten sich weniger als 20 Opfer bei den Ombudsstellen der katholischen Diözesen gemeldet. Fünf Jahre danach waren es immer noch 138. Fälle von Gewalt und Missbrauch aus vergangenen Jahrzehnten - aber nicht mehr die allerschlimmsten, sagt Waltraud Klasnic: „Ich glaube, dass die schwersten Fälle in den ersten Jahren auf dem Tisch gewesen sind und dass es Menschen gibt, die sich nie melden werden, weil sie es nicht können oder weil sie vielleicht nicht mehr melden.“

Denn dass es auch zahlreiche Suizide gab, ergab eine Untersuchung. Über die Schwere der Traumatisierung in manchen Fällen sagt Klasnic: „Es war mir immer bewusst, dass es Menschen gibt, die ein schweres Schicksal tragen. Nur seit fünf Jahren kann ich verstehen, dass man auch nicht arbeiten kann, weil man nicht kann.“

Waltraud Klasnic und Christoph Schönborn

APA/Techt

Waltraud Klasnic und Christoph Schönborn

Opfer bekommen im Schnitt 13.000 Euro

Die durchschnittliche Hilfszahlung in insgesamt rund 1.400 Fällen betrug 13.000 Euro. Dazu kamen meist Zahlungen für Therapie. Zum Vergleich: Den 1.400 Opfern in der katholischen Kirche stehen bei der evangelischen Kirche 55 anerkannte Opfer gegenüber. Es habe ja auch viel weniger evangelische Internate und Heime gegeben, sagte die Kommissionsvorsitzende.

Einen Zusammenhang zwischen dem Zölibat und sexuellen Übergriffen auf Kinder sieht sie nach wie vor nicht. Das Schlimme und Besondere an Übergriffen durch Kirchenverantwortliche sei „eine Frage der Ethik und der Moral. Weil von einem Priester oder von einer Nonne erwarte ich eine höhere Einstellung in der Ethik des Lebens“, so Klasnic. Pädophile gebe es in allen Gesellschaftsgruppen. Klasnic wünscht sich mehr aktive Therapie-Angebote.

Wirbel um Groer-Denkmal in Hohenzell

Eine klare Stellungnahme der Kommissionsvorsitzenden kommt zum Fall Groer. In den vergangenen Monaten kritisierte die kirchenkritische „Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt“, dass in Hohenzell im Innviertel ein Denkmal zu Ehren des verstorbenen Kardinals Hans Hermann Groer aufgestellt wurde, weil er dort für Ungeborene gebetet hat.

Der ehemalige Internatsschüler Josef Hartmann hat Groer aber schon 1995 sexuelle Übergriffe vorgeworfen. „Hartmann war der Fall, der sich zuerst gemeldet hat und es war gut, dass er sich gemeldet hat. Und es ist traurig, dass man das mit dem Namen eines Kardinals verbinden musste“, so Klasnic - mehr dazu in Wirbel um Groer-Denkmal in Oberösterreich (religion.ORF.at; 21.11.2014)

Kirche outet Täter mit vollem Namen

Mit aktuellen Fällen gehe die Kirche heute völlig anders um. Es werde sofort Anzeige erstattet. Zuletzt hat das Stift Admont einen Pater nach Vorwürfen betreffend Sexualkontakte mit zwei Jugendlichen gleich aller Ämter enthoben und namentlich in der Region geoutet. Dass Priester, wie früher manchmal, nur in ein anderes Bundesland versetzt werden, kommt heute laut Klasnic nicht mehr vor.

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