Grünes Licht für Lobau-Tunnel

Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zur Wiener Außenring-Schnellstraße (S1) mit dem Lobau-Tunnel ist nach jahrelanger Prüfung positiv abgeschlossen worden. Schon 2016 soll der Bau des Abschnitts Groß-Enzersdorf - Süßenbrunn beginnen.

„Das Projekt ist per heutigem Edikt zum Bescheid des BMVIT (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Anm.) umweltverträglich“, teilte die ASFINAG am Freitag in einer Aussendung mit. Das Teilstück zwischen Schwechat und Süßenbrunn mit dem Lobau-Tunnel ist die letzte Lücke der Wiener Umfahrung. Zwei Tunnelröhren sollen auf rund neun Kilometer Länge unter der Donau und dem Nationalpark Lobau verlaufen. Der Tunnel soll laut den Plänen 2025 befahrbar sein - mehr dazu in Lobau-Tunnel soll 2025 befahrbar sein (wien.ORF.at).

„Nicht billig, aber wirtschaftlich“

„Wir brauchen die Umfahrung Wien, damit wir das übrige Netz erschließen können“, sagte ASFINAG-Vorstand Alois Schedl. Mit veranschlagten Kosten von 1,8 Milliarden Euro sei das 19 Kilometer lange Straßenstück „nicht billig, aber wirtschaftlich“. Das teuerste Stück ist mit 1,4 Milliarden Euro der neun Kilometer lange Tunnel, der die Donau quert. Mit dessen Bau soll 2018 begonnen werden, die Verkehrsfreigabe ist für 2025 geplant. Der Abschnitt Groß-Enzersdorf bis Süßenbrunn soll schon 2018 befahren werden können.

Sendungshinweis

Einen Bericht zur Lobau-Umweltverträglichkeitsprüfung sehen Sie in tvthek.ORF.at.

„Die neue S1 verlagert den Verkehr auf die Schnellstraße, er wird um Wien herum geführt statt mittendurch. Schon der Abschnitt nördlich der Donau ist für sich verkehrswirksam“, sagte Alexander Walcher, Geschäftsführer der ASFINAG Bau Management GmbH, „mit diesem ersten Teilstück können wir die Marchfeld-Schnellstraße (S8) und die S1-Spange nach Aspern an das Autobahnen- und Schnellstraßennetz anbinden.“

Lobautunnel

ASFINAG

Modell des Lobau-Tunnels

Für den Bezirksvorsteher der Wiener Donaustadt, Ernst Nevrivy (SPÖ), ist der positive Bescheid der UVP für den letzten noch fehlenden Abschnitt der Umfahrung Bundeshauptstadt ein Muss: „Sauteuer, aber es wirkt.“ In seinem Bezirk komme fast auf jede Wohnung ein Auto - 73.000 Autos seien in der Donaustadt gemeldet. Aber auch für jene Autofahrer, die gar nicht in die Donaustadt wollen, sei das Projekt wichtig. Die Straßenbauer rechnen damit, dass 2025, wenn der Tunnel fertig ist, täglich 60.000 Fahrzeuge den neuen S1-Abschnitt befahren. Im Freilandbereich sollen es 40.000 sein.

Lobautunnel

ASFINAG

Der Fahrplan

  • Abschnitt Groß Enzersdorf – Süßenbrunn
    Länge: etwa zehn Kilometer
    geplanter Baubeginn: 2016, geplante Verkehrsfreigabe: 2018
  • Abschnitt Tunnel Donau-Lobau
    Länge: etwa neun Kilometer
    geplanter Baubeginn: 2018, geplante Verkehrsfreigabe: 2025

Kritik von Umweltorganisationen

„Der Tunnel unter der Lobau ist wichtig, um den Nationalpark Donau-Auen zu schützen“, sagte Schedl. Er sehe nun sämtliche Bedenken ausgeräumt, was das Grundwasser sowie die Sicherheit des Tunnels betrifft: „Wir können garantieren, dass der Nationalpark keine Beeinträchtigung erfährt.“ Die beiden Tunnelröhren tauchen laut Walcher bis zu 60 Meter in den Untergrund, die S1 verläuft mehr als acht Kilometer unter der Erde. In puncto Lärmschutz wolle man „unzählige Maßnahmen“ zum Schutz der Anrainer ergreifen.

Umweltschützer kündigen Berufung an

Für Umweltschützer indes ist noch nicht aller Tage Abend - sie kündigten am Freitag umgehend Berufung gegen den UVP-Bescheid an. Nach Meinung von Alliance-For-Nature-Generalsekretär Christian Schuhböck ist man im UVP-Verfahren fälschlicherweise davon ausgegangen, dass sich der Nationalpark Donau-Auen nur an der Erdoberfläche befindet. Tatsächlich sei der Nationalpark aber ein Lebensraum, der sich tief in den Untergrund, also bis in die mehrfach übereinanderliegenden Grundwasserhorizonte erstrecke, argumentierte er in einer Aussendung.

Der Sprecher der Umweltschutzorganisation Virus, Wolfgang Rehm, sieht den Baubeginn noch in weiter Ferne: „Zum einen sind weitere Genehmigungen erforderlich, und zum anderen geht das UVP-Verfahren nun in die nächste Instanz.“ Die Plattform „Zukunft statt Autobahn“ sieht in dem Edikt noch keine Baubewilligung. „Baubeginn ist frühestens nach einem Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts“, sagte Axel Grunt, Sprecher der Plattform, die durch den Tunnelbau eine ernsthafte Beschädigung des Nationalparks Donau-Auen befürchtet.

Auch das BürgerInnen-Netzwerk BNWN, das 16 Bürgerinitiativen im 22. Bezirk und in Groß-Enzersdorf vertritt, spricht sich weiter gegen die Lobau-Querung aus. Die hohen Kosten seien angesichts der zu erwartenden bescheidenen Reduktion des Verkehrs nicht gerechtfertigt. Eine Verkehrsentlastung der Donaustadt könne mit einer Reihe anderer Maßnahmen besser erreicht werden, hieß es gegenüber ORF.at.

Detailgenehmigungen noch ausständig

Bei der ASFINAG ist man dennoch zuversichtlich, bereits kommendes Jahr mit den Baumaßnahmen beginnen zu können. In den nächsten Monaten will die Gesellschaft mit der Einlöse der benötigten Grundstücksflächen beginnen.

Allerdings sind noch weitere Detailgenehmigungen der Länder Wien und Niederösterreich zu den Themen Naturschutz und Wasserrecht ausständig. Walcher erwartet diese Mitte 2016, mit größeren Problemen rechne er nicht. Bereits im UVP-Verfahren seien über 500 Einsprüche geprüft worden, er könne sich kaum vorstellen, dass nun noch neue Aspekte auftauchen.

Die ASFINAG denkt auch schon weiter. Seit vier Jahren läuft das UVP-Verfahren für die Marchfeld-Schnellstraße (S8), die den Knoten Süßenbrunn und Gänserndorf verbinden soll - mehr dazu in Marchfeld-Schnellstraße nächstes Großprojekt (noe.ORF.at).

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