NHM zeigt die „präparierte Welt“

Ausgestopfte Tiere sind lange nicht mehr im Trend. Heute will das Naturhistorische Museum (NHM) sie „so lebensnah wie möglich“ darstellen und zeigt ab Dienstag die Sonderausstellung „Die präparierte Welt“. Dabei stehen die Präparatoren im Fokus.

„Man zieht die Haut ab, baut ein Modell und zieht die Haut wieder drüber“, beschreibt Robert Illek, Leiter der Zoologischen Hauptpräparation des Naturhistorischen Museums, grob seine Tätigkeit gegenüber „Wien heute“. Wie Präparatoren im Lauf der letzten 200 Jahre die Aufgabe des Erhaltens von Originalen bewältigt haben und wie Modellbauer heute Ausgestorbenes wieder zum Leben erwecken, ist in der Sonderausstellung zu sehen.

„Präparatoren bilden das Rückgrat sowohl für die Bereitstellung der Grundlagen von Forschung als auch für die Informationsvermittlung des Naturhistorischen Museums Wien“, sagt NHM-Generaldirektor Christian Köberl.

Highlights: „Mammut-Mädchen“ und Terrorvogel

So können Besucher beispielweise das „Mammut-Mädchen“ begutachten. „Die Vorlage war ein gefrorenes Mammut aus Sibirien, das bei uns auch ausgestellt wurde. Mit Röntgenbildern konnten wir die Proportionen des Tiers festmachen. Dann haben wir ein schottisches Hochlandrind als Fell genommen, darunter ist ein Metallgestell“, sagt Illek. Das Besondere an dem Tier ist der Rüssel, der aus Silikon gebaut wurde und dadurch weich und beweglich ist.

Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist der Terrorvogel. „Es ist ein Modellbau-Vogel, der seit langem ausgestorben ist. 23 Truthähne und zwei Straußbeine sind dabei verarbeitet worden“, sagt Illek.

Trend: Lebensnahe Darstellung der Tiere

Der Wunsch, ein Original dauerhaft zu erhalten, ist laut Naturhistorischem Museum sehr alt. So gab es Mumifizierungen von Menschen und Tieren bereits im alten Ägypten. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Nachfrage nach ansehnlichen Jagdtrophäen immer größer. „Früher hat man Trophäen präpariert, das waren große, mächtige Tiere. Dann hat das Präparieren hat einen Wandel durchgemacht", sagt Illek.

Ausstellungshinweis
Die präparierte Welt, von 15. April bis 4. Oktober, Naturhistorisches Museum Wien.

„Heute geht der Trend in Richtung so lebensnah wie möglich. Man will das Tier wirklich in einer Bewegung einfassen, sodass man sich dann fragt, lebt das Tier noch, bewegt es sich gleich?“, sagt Illek. So ist laut Kunsthistorischem Museum von „ausgestopft“ im 21. Jahrhundert keine Rede mehr. Präparatoren verwenden heute Materialen und Techniken wie PU-Schaum und Epoxidharze, Tieftemperatur und Vakuum, Air-Brush und Präzisionsinstrumente, um das immer gleiche Ziel zu erreichen: Möglichst viel des Originals zu erhalten. Oder durch Modellbau aus dem Nichts möglichst Originalgetreues zu schaffen.

„Die moderne Präparation befasst sich auch mit DNA-Proben. Jedem Tier, das zu uns kommt, wird eine Probe entnommen. Auch 3D-Drucker sind ein Thema. Aber das wird eher in der Zukunft sein. Also wenn ich in Rente gehe, werden wir einen 3D-Drucker haben, der uns die Modelle runterdruckt", sagt Illek.

Neue Fotoausstellung: „Buffalo Ballad“

Gleichzeitig wird auch eine neue Fotoausstellung präsentiert: „Buffalo Ballad“ ist die visuelle Spurensuche im Herzen des Bisonlandes nach dem Geist und Mythos dieser amerikanischen Ikone. In den Schwarz-Weiß Fotografien von Heidi & Hans-Jürgen Koch wird der Bison zu einer realen Vision: „Es muss da draußen Orte geben, wo archaische Kreaturen frei leben können. Nur eine Welt, in der das möglich ist, ist eine lebenswerte Welt“, sagen die beiden Fotografen.

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