Franz Kreuzer verstorben

Der frühere Gesundheitsminister Franz Kreuzer (SPÖ) ist am Dienstag im Alter von 86 Jahren verstorben. Als ORF-Journalist hatte Kreuzer unter anderem den „Club 2“ mitbegründet und lange Zeit auch selbst moderiert.

Der am 18. Jänner 1929 in Wien als Sohn eines Lokführers geborene Kreuzer startete als Journalist bei der „Arbeiter-Zeitung“. 1947 trat er als Redakteur ein, von 1962 bis zu seinem Wechsel in den ORF fünf Jahre später war er Chefredakteur der SPÖ-Zeitung.

Beim öffentlich-rechtlichen Sender war Kreuzer zunächst als Chefredakteur des Aktuellen Dienstes tätig. Von 1974 bis 1978 war er Fernsehintendant für „FS 2“. In diese Zeit fällt auch der Start der ZIB2 in ihrer heutigen Form. Auch „Club 2“ geht auf Kreuzer zurück: 1967 gründete er das später legendäre Diskussionsformat gemeinsam mit Kuno Knöbl und war selbst einer der Moderatoren. 1984 wurde er Informationsintendant für das Fernsehen.

Gustav Peichl und Franz Kreuzer

APA/Helmut Fohringer

Franz Kreuzer (r.) im Mai 2007 mit Architekt und Autor Gustav Peichl

Amtszeit von Katastrophe in Tschernobyl geprägt

1985 wechselte Kreuzer in die Politik: Er folgte im Kabinett Fred Sinowatz als Gesundheits- und Umweltminister auf Kurt Steyrer, der für die SPÖ bei der Bundespräsidentenwahl 1986 antrat. Auch Franz Vranitzky, dem Sinowatz im Juni 1986 das Kanzleramt übergab, behielt Kreuzer zunächst in der Regierung. Nach den vorgezogenen Neuwahlen im November 1986 schied Kreuzer dann aus. Sein Ressort wurde aufgeteilt, die Gesundheitsagenden übernahm Franz Löschnak (SPÖ), die Umweltagenden Marilies Flemming (ÖVP).

Franz Kreuzer im Juli 1986

APA/Robert Jäger

Kreuzer bei einer Nationalratssitzung im Juli 1986

Insgesamt war Kreuzer nur etwas mehr als ein Jahr, von 17. Dezember 1985 bis 21. Jänner 1987, Minister. Seine kurze Amtszeit war geprägt vom Reaktorunfall in Tschernobyl am 26. April 1986, nach dem ihm mangelndes Krisenmanagement vorgeworfen wurde. Als Gesundheitsminister startete er Aufklärungsmaßnahmen zum Schutz gegen Aids - das Aids-Gesetz geht auf ihn zurück. Angesichts des „Waldsterbens“ setzte sich Kreuzer außerdem vehement für die Einführung des Katalysators ein. Auch bemühte er sich um die Errichtung von Nationalparks.

„Club 2“-Leiter in den 90er Jahren

Nach seiner Zeit in der Regierung beteiligte sich Kreuzer weiter an Umweltprojekten der SPÖ - beispielsweise an dem Entwurf für eine internationale Umweltcharta. Anfang der 1990er Jahre kehrte er aber zu seiner ersten Profession, dem Journalismus, zurück: Im ORF wurde er zum Leiter der „Club 2“-Redaktion.

Franz Kreuzer

APA/ORF

Das Diskussionsformat „Club 2“ prägte Kreuzer als Mitbegründer und Moderator

Kreuzer blieb öffentlich präsent - etwa mehrere Jahre als Präsident der Karl Popper Foundation in Klagenfurt, die 1997 mit dem Ziel der „Bestandsaufnahme und Weiterentwicklung des kreativen Denkens“ des in Österreich geborenen Philosophen gegründet wurde. Kreuzer moderierte außerdem zahlreiche Popper-Kongresse und weitere Veranstaltungen. Seine Gespräche mit Popper über dessen Lebenswerk wurden in mehreren Auflagen, erstmals 1982, veröffentlicht.

Es folgten bis Mitte der 2000er Jahre weitere Publikationen: etwa 2004 „Big Brother und seine Masken. Wege zur Knechtschaft - Wege zur Freiheit. Die Österreichische Schule der Nationalökonomie“ und „Nobelpreis für den lieben Gott“, ein Begleitbuch zur Weltausstellung 2005 im japanischen Nagoya. Als Zeitzeuge kam Kreuzer außerdem im Gedenkjahr 2005 unter anderem in einer CD-Reihe des ORF rund um die Ereignisse von 1945 bis 1955 und den Staatsvertrag sowie in Kurt Mündls Dokumentarfilm „1955 Backstage“ zu Wort.

Faymann: „Brillanter Kopf“

„Mit Franz Kreuzer, der sowohl Politiker als auch Journalist mit Leib und Seele war, verliert Österreich einen großen Sozialdemokraten, einen brillanten Kopf und einen Idealisten mit unbestechlichem Verstand“, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung von SPÖ-Obmann Werner Faymann und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos.

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) würdigte Kreuzer als „engagierten Sozialdemokraten“, der bei der Katastrophe von Tschernobyl Sicherheit vermittelt und die richtigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung eingeleitet habe. Auch für entscheidende Maßnahmen und eine Aufklärungskampagne gegen Aids zeichnete Kreuzer verantwortlich, so Oberhauser.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bezeichnete Kreuzer als „einen epochenprägenden ORF-Journalisten und einen der innovativsten Fernsehmacher seiner Zeit“. Sendungen wie „Club 2“ und ZIB2 hätten sich als starke öffentlich-rechtliche Marken etabliert, die teils heute noch Maßstäbe setzen würden, so Wrabetz.