Künstler lässt jüdische Grabsteine verschwinden

Mit Landschaftsbildern des jüdischen Friedhofs will der Wiener Künstler Thomas Schrenk einen neuen Zugang zur Aufarbeitung der NS-Zeit schaffen. Die Grabsteine lässt er dabei in seien Werken verschwinden.

Bei einem Spaziergang über die altjüdische Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs haben die verwachsenen und überwachsenen Gräber bei dem Künstler einen Eindruck hinterlassen. „Es waren nicht die bekannten Bilder und Zahlen aus dem Geschichtsunterricht, sondern dieses neue, klassisch romantische Landschaftsbild, das sich vor meinen Augen aufbereitet hat“, sagt Schrenk im Gespräch mit wien.ORF.at.

Die Kombination aus Natur und dem Wissen über den Ort haben den Künstler veranlasst, über zwei Jahre lang den jüdischen Friedhof zu besuchen und „Schnappschüsse vor Ort zu machen“. Dann begann er sich durch die Malerei dem Thema zu nähern und malte die Landschaften von den Fotos ab.

„Die Grabsteine sind gänzlich verschwunden“

2013 hat er mit seiner Wanderausstellung für Aufsehen in Wien gesorgt - mehr dazu in Kunstwerke wandern durch Wien. Für sein derzeitiges Projekt lässt er seine Bilder aber nicht mehr durch die Stadt tanzen. Neun ausgewählte Landschaftsbilder zeigt er am Montag im Atelier in der Kaiserstraße. „Das Bild funktioniert an sich als Landschaft, aber man muss den Kontext mitnehmen.“

Ausstellungshinweis
„Ein Datum, ein Ort, ein Zyklus“, Werkschau am 27. April um 18.00 Uhr im Atelier in der Kaiserstraße 79/1, 1070 Wien

Die Auswahl der Bilder, die er mit Öl auf Leinwänden angefertigt hat, sehen auf den ersten Blick tatsächlich wie klassische Landschaftsmalereien aus. „Die Grabsteine sind gänzlich verschwunden und können nur mit dem entsprechenden Wissen unter dem gemalten Gestrüpp vermutet werden“, sagt Schrenk.

„Jede Generation leistet ihre Arbeit zur Aufarbeitung der Geschichte. Die Malerei ist mein persönlicher Versuch, mich dieser Thematik zu öffnen und die Geschichte aufzuarbeiten, auch stellvertretend für meine Generation“, sagt Schrenk.

Landschaft

Thomas Schrenk

Schrenk will mit seinen Bildern zur Aufarbeitung der Geschichte beitragen

Zeitzeugengespräch „70 Jahre gegen das Vergessen“

Am 9. Mai stellt Schrenk seine Landschaftsbilder auch beim Zeitzeugengespräch „70 Jahre gegen das Vergessen“ mit Erich Finsches aus. Finsches wurde im Alter von elf Jahren im Zuge des Novemberpogroms verhaftet und nach Jahren zwischen Zwangsarbeit und einem Leben im Untergrund nach Auschwitz deportiert. Zum 70. Jahrestag der Befreiung von den Nationalsozialisten erzählt er ab 16.00 Uhr in der Thimiggasse 63 - bei der von den Währinger Grünen ausgerichteten Veranstaltung - seine Geschichte.

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