Eklat bei Romy-Gala: „Als Witz gemeint“

Der deutsche Schauspieler Didi Hallervorden hat bei der Romy-Gala am Samstag für einen Eklat gesorgt. In seiner Dankesrede erklärte er, er führe die Romy gerne „heim ins Reich“. Den Wirbel darüber versteht er nicht, es sei nur „als Witz“ gemeint.

„‚Heim ins Reich‘ habe ich extra als Satire angekündigt“, so Hallervorden auf seiner Facebook-Seite nach der Romy-Gala. „Warum bitte wird darum so ein Wirbel gemacht? Für mich leider unverständlich!“ Er empfehle, den Sager als Witz zu sehen, denn als solcher sei er gemeint gewesen, und „schwarzer Humor kann leider nicht immer allen gefallen“.

Die komplette Romy-Gala gibt es in der TVthek zum Nachsehen

Mit dem „Heim ins Reich“-Sager hatte Hallervorden am Samstagabend für einen Eklat gesorgt. Bei seiner Dankesrede für die Romy als beliebtester Schauspieler für seine Rolle im Film „Honig im Kopf“ hatte er wörtlich gesagt: „Für diejenigen, die eben diesen satirischen Humor haben: Diese österreichische Lola, diese österreichische Romy natürlich, führe ich heim ins Reich.“ Mit dem Slogan „Heim ins Reich“ warben die Nationalsozialisten einst unter anderem für den Anschluss Österreichs an Deutschland.

Hallervorden im Wortlaut:

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Bewusste Provokation?

Ein Interview Hallervordens vor knapp zwei Wochen im „Kurier“ legt jedoch nahe, dass es sich um eine bewusste Provokation handeln könnte: „Ich würde eine Dankesrede halten, die in allen Zeitungen Widerhall fände“, gab er damals zu Protokoll.

Der „Heim ins Reich“-Sager ist nicht die erste umstrittene Aktion des Deutschen. Bereits 2012 war ihm wegen sogenannten „Blackfacings“ Rassismus vorgeworfen worden. Hallervorden hatte am Berliner Schlosspark Theater das Stück „Ich bin nicht Rappaport“ von Herb Gardner inszeniert und die Rolle eines schwarzen US-Amerikaners mit einem weißen Schauspieler besetzt, der dunkel geschminkt wurde.

In Hallervordens Familie ist allerdings auch ein Beispiel von Zivilengagement gegen das Nazi-Regime dokumentiert: Sein Großvater rettete als Garteninspektor in der Pogromnacht 1938 eine Synagoge vor dem Niederbrennen, woraufhin er aus seinem Amt entfernt wurde.

Preisträger der "Platin Romy", Andre Heller

ORF

Heller bekam Platin-Romy für sein Lebenswerk verliehen

Heller übte Kritik auf Bühne

„Ich fand das nicht in Ordnung, was Sie gesagt haben“, übte Andre Heller in seiner Rede unmittelbar darauf Kritik an Hallervorden. Co-Moderator Michael Ostrowski versuchte bei der Verabschiedung noch zu beruhigen: „Also ich habe ‚reich ins Heim‘ verstanden“.

Heller erhielt am Samstag eine Romy für sein Lebenswerk. Für seine Dankesrede nahm er sich Zeit, weil „fürs Lebenswerk muss man ein bisschen was reden dürfen“. Die Romy empfinde er als „Ermutigung weiter zu tun“. Je älter er werde, desto mehr komme er auch mit sich selbst ins Reine, lange Zeit sei er nicht mit sich zufrieden gewesen, auch wenn er vielleicht „nach Außen gestrahlt“ habe.

Hellers Replik auf Hallervorden:

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Conchita sorgte für „TV-Moment des Jahres“

Moderatorin Barbara Schöneberger präsentierte den „TV-Moment des Jahres“ mit einer riesigen Wurst auf dem Kopf. Der Spezialpreis ging an Conchita Wurst für ihren Auftritt beim Song Contest in Kopenhagen. Als beliebteste Schauspielerin wurde Hannelore Elsner ausgezeichnet, die nicht in der Hofburg anwesend war. Beliebtester Seriendarsteller wurde Tatort-Ermittler Axel Prahl. Beliebteste Seriendarstellerin wurde die ebenfalls im Tatort ermittelnde Nora Tschirner.

Die American Football-Kommentatoren Walter Reiterer und Michael Eschlböck gewannen ihre erste Romy in der Kategorie „Beliebtester Moderator Information/Sport/Kultur“. Der vor allem aus dem „Dschungelcamp“ bekannte deutsche Moderator Daniel Hartwig gewann in der Kategorie „Show“. Auch der deutsche Modedesigner und Fernsehjuror Guido Maria Kretschmer konnte seine Fans mobilisieren und durfte sich über eine Romy freuen.

Til Schweiger dankte via Handy-Video

Neben den Publikumspreisen wurden bei der Romy-Gala auch noch von einer Jury und den bisherigen Romy-Preisträgern ermittelte Akademiepreise verliehen. Dabei wurden die „Vorstadtweiber“-Produzenten Oliver Auspitz, Andreas Kamm und Kurt J. Mrkwicka mit einer Romy in der Katagorie bester Produzent TV-Film ausgezeichnet. Die Macher der erfolgreichen ORF-Serie wurden von Mitgliedern der „Vorstadtweiber“-Crew wie der hochschwangeren Gerti Drassl, Maria Köstlinger oder Juergen Maurer begleitet.

Die Kategorie bester TV-Film ging an die Produktion „Männertreu“. Der Schauspieler und Regisseur Til Schweiger gewann für den Streifen „Honig im Kopf“ gleich zwei Romys: für beste Regie sowie bester Produzent Kinofilm. Schweiger dankte via Handy-Video: „Aus privaten Gründen - es ist nicht so schön“ könne er die Romy leider nicht persönlich übernehmen.

Erste Romy-Preise bereits am Donnerstag vergeben

Weitere Romy-Akademiepreise wurden bereits Donnerstagabend in insgesamt 13 Kategorien verliehen. Dabei holte der ORF für die „ZiB 2 History“ den Preis der Romy-Akademie. Insgesamt gingen gleich acht Akademie-Romys an den ORF.

Emotional wurde es als „ZiB 2“-Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher und Matthias Schmelzer die Romy für das von Schmelzer erfundene ORF-Format „ZiB 2 History“ entgegen nahmen. Am 8. Mai sendet der ORF zum Jahrestag des Ende des Zweiten Weltkriegs die nächste „ZiB 2 History“ live aus der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Lorenz-Dittlbacher widmete die Romy deshalb ihrem Großvater, der von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Dachau verschleppt wurde.

Lou Lorenz-Dittlbacher und Matthias Schmelzer anlässlich der Verleihung der Romy-Akademiepreise am Donnerstag, 23. April 2015, in der Wiener Hofburg

APA/Kurier/Rainer Eckharter

Lou Lorenz-Dittlbacher und Matthias Schmelzer mit der Romy

Für berührende Momente und Standing Ovations sorgte auch die Überreichung einer Akademie-Romy in Platin für das Lebenswerk an den Filmproduzenten Karl Spiehs. Laudator Otto Schenk ehrte den im Rollstuhl angerückten Spiehs als „Institution der Güte“, der Schauspielern stets Geborgenheit gab. „Im ganzen Urwald der Filmindustrie“ gebe es nur einen wie Spiehs, sagte Schenk.

Beste Kino-Doku „Streif - One Hell of a Ride“

Für die beste Regie in einem TV-Film wurde Thomas Roth für den ORF-„Tatort“ „Deckname Kidon“ mit einer Romy bedacht. Die Auszeichnung für das beste Buch in einem TV-Film ging an Konstanze Breitebner für „Die Fremde und das Dorf“. Für die beste Kamera in einem TV-Film bekam Peter von Haller für seinen „Steirerblut“-Dreh eine Romy überreicht. Kurt Stocker und Danny Krausz erhielten für die Dokumentation „Der taumelnde Kontinent“ die Romy für die beste TV-Doku.

Im Bereich Kino ging die Kategorie bester Kinofilm für „Frau Müller muss weg“ an Oliver Berben und Tom Spieß. Eine Romy für die beste Kino-Kamera bekam Leena Koppe für „Gruber geht“, jene für das beste Buch zu einem Kinofilm Michael Sturminger für „Casanova Variations“. Als beste Kino-Dokumentation wurde „Streif - One Hell of a Ride“ prämiert, für die Gerald Salmina eine Romy entgegen nahm.

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