Keszler spürt „großes Ja“ zum Life Ball

Life Ball-Organisator Gery Keszler hat am Samstagabend in seiner Rede überraschend von seiner eigenen HIV-Infektion erzählt. Es sei eine spontane Entscheidung, sagt Keszler. Er will weitermachen. Er spüre „ein großes Ja“ zum Life Ball.

„Ich war einer der ersten in Österreich, die sich infiziert haben, und ich weiß nicht, warum ich hier stehe, so gesund. Ich habe so viele Freunde verloren“, sagte Keszler in einer sehr emotionalen Rede bei der Life-Ball-Eröffnung am Rathausplatz. Er habe sich mit 20 Jahren in Australien angesteckt, zehn Jahre bevor er den Life Ball gründete. Den diesjährigen Ball widmete er seinem erst kürzlich an Aids verstorbenen Freund Horstl, ein langjähriger Mitarbeiter des Life-Ball-Teams.

Spontanes Outing als Motivation

„Ich will den Betroffenen Mut machen“, sagte Keszler weiter. Gleichzeitig sprach er auch seine Sorge an, dass es beim Life Ball nur mehr „um die Party geht“. Die Organisation werde von Jahr zu Jahr schwieriger, die Erwartungen würden immer größer. Im vergangenen Jahr seien bei der Aids Solidarity Gala noch 700.000 Euro zusammengekommen - heuer nur ein Bruchteil. Er sei jedoch jedem dankbar, der nur einen Cent gebe, betonte Keszler. Bei der Eröffnung habe er dann ein „riesiges Ja“ zum Life Ball gespürt, er wisse aber nicht, ob er die Gala im nächsten Jahr brauche.

„Ich habe erkannt, dass es richtig ist, das jetzt zu sagen, um ein Signal zu setzen“, sagte er nachher. „Es ging nicht um mich - das Opfer, der Betroffene, der den Life Ball macht“, sagte Keszler. „Ich möchte nicht der Vorzeigebetroffene sein.“ Nach seiner Rede bekam er „enorm viele liebe Messages“.

„Ich wollte mich nie in den Vordergrund stellen. Es geht um andere Menschen im In- und im Ausland“, sagte Keszler nach der Eröffnung zum ORF-Radio. Er habe sich spontan entschieden, seine HIV-Infektion öffentlich zu machen und wolle damit auf die soziale Ausgrenzung HIV-positiver Menschen hinweisen. „Den Menschen begreiflich zu machen, dass eine unfassbare Ignoranz noch immer existiert.“ Für Gery Keszler ist das Grund und Motivation genug, den Life Ball auch in den kommenden Jahren fortzuführen.

Sean Penn vertrat Bill Clinton

Das Charity-Event, das seit Jahrzehnten enorme Geldsummen für die Aidshilfe sammelt, ist am Samstag gewohnt opulent über die Bühne gegangen. An der fulminanten Eröffnungsshow nahmen Stars wie Charlize Theron, ihr Verlobter Sean Penn, Sängerin Mary J. Blige, Brigitte Nielsen und Kelly Osbourne teil. Auch Schauspielerin Carmen Electra, Burlesque-Tänzerin Dita von Teese und zum ersten Mal Sängerin Paula Abdul reisten an.

Nielsen trat etwa als Gott Mars in Erscheinung, Penn als Repräsentant der Aidshilfeorganisation Clinton Health Access Initiative. Er vertrat dabei Bill Clinton, der aufgrund des Wahlkampfs seiner Frau nicht dabei sein konnte - Clinton grüßte jedoch per Videobotschaft. Penn betonte in seiner Rede die Bedeutung der Behandlung von HIV/Aids mit Medikamenten. „200 Dollar pro Jahr kostet es, damit ein Menschenleben gerettet wird“, so Sean Penn. „Ich denke, das ist ein guter Deal.“

Eine Video-Botschaft schickte auch Prinz Harry. Er bedankte sich für die Auszeichnung mit dem diesjährigen „Crystal of Hope“ - gestiftet von Swarowski - für das Programm „Herd Boys“. Dabei erhalten Hirtenbuben in Lesotho Bildung. Harry gründete die Initiative mit dem Prinzen Seeiso von Lesotho, der persönlich anwesend war.

Modeschau von Jean Paul Gaultier

„Gold - Ver Sacrum“, „heiliger Frühling“, lautete heuer das Motto des Life Balls, inspiriert vom gleichnamigen antiken Frühlingsfest und dem Leitbild der Wiener Secessionisten. Die Eröffnung lud zu einer historischen Reise durch den Klimt’schen Beethovenfries. Dazu diente die Nachbildung der Secession als Bühne. 200 Debütanten zogen mit brennenden Fackeln über den roten Teppich. Die Choreografie stammte erneut von Thomas Schäfer-Elmayer und Dominik Truscher.

Durch den Abend führte Moderatorin Alice Tumler, flankiert von dem irischen Comedian Graham Norton sowie Kabarettist Andreas Vitasek und Schauspieler Jürgen Maurer, die in verschiedenste Rollen schlüpften. Mary J. Blige überraschte mit dem U2-Hit „One“, ehe die vom französischen Modedesigner Jean Paul Gaultier gestaltete Modeschau über die Bühne ging. Der Designer richtete exakt 20 Jahre nach seinem ersten Auftritt im Jahr 1995 erneut die Schau bei der Eröffnung aus.

Kelly Osbourne im „falschen“ Kleid

Nicht ganz passend gekleidet erschien Kelly Osbourne zum Ball - in einem schlichten schwarzen Kleid. „Ich habe das Email nicht gelesen, dass es ein Gold-Thema gibt“, sagte Osbourne. Dafür kam Transgender-Model Carmen Carrera in einer aufwendigen Robe aus goldenen Ketten, die „in Handarbeit zusammengefügt worden sind“. „Nackt kennen mich schon alle“, sagte Carrera, die vergangenes Jahr hüllenlos das skandalumwitterte Life Ball-Plakat zierte - mehr dazu in Life Ball wirbt mit Transgender-Plakat.

„Wenn es darum geht, Leben zu retten, will ich dabei sein", erklärte die neunfache Grammy-Gewinnerin Mary J. Blige. Sie war das erste Mal in Wien und plante am Sonntag noch Sightseeing. „Die Energie hier ist erstaunlich“, so Schauspielerin Charlize Theron, die ebenfalls das erste Mal beim Life Ball war und sich mit ihrem „Charlize Theron Africa Outreach Project“ gegen HIV/Aids in ihrer Heimat Südafrika einsetzt. Es sei jedenfalls ein Privileg und eine Auszeichnung, beim Ball zu sein. Ihrem eher zugeknöpften Lebensgefährten Sean Penn konnte nur entlockt werden, dass er sich „freue, gemeinsam hier zu sein“. Carmen Electra zeigte sich als Life Ball-Profi. „Das erste Mal war ich von den vielen Nackten ziemlich geschockt, jetzt bin ich es gewohnt“, sagte Electra.

Conchita als Publikumsliebling

Publikumsliebling des Abends war einmal mehr Conchita Wurst. Kaum hatte die Song-Contest-Gewinnerin den Roten Teppich betreten, gab es schon verzückte „Conchitaaaaaaaa“-Rufe aus dem gut besuchten Besucherbereich rund um die Hauptbühne. Mit ihrem Lied „You are unstoppable“ sorgte sie für tosenden Applaus. „Ich bin ein Kind des Life Balls“, sagte Wurst im Anschluss. Auch den Schlussact bestritt Conchita, mit „Firestorm“ aus ihrem Debütalbum.

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