Nervöse Lipizzaner bei ausverkaufter Gala

Mit einer ausverkauften Gala haben am Donnerstagabend die Jubiläumsfeiern der Spanische Hofreitschule begonnen. Die Lipizzaner begeisterten mit Sprüngen und Formationen - auch wenn das zahlreiche Publikum einige nervös werden ließ.

In einer eigens errichteten Arena ging die erste von drei Gala-Vorführungen über die Bühne. Über 3.000 Besucher waren dabei. Die Hofreitschule feiert heuer ihr 450-Jahr-Jubiläum - mehr dazu in 450 Jahre: Hofreitschule feiert royal. Den Auftakt der etwas mehr als eineinhalbstündigen Darbietung machten die Kleinsten. „Lasst die Kinder zu uns kommen“, meinte Moderator Christian Graf von Plettenberg und prompt wurde das Areal von übermütigen Fohlen, die ältesten gerade einmal drei Monate, und ihren Müttern geentert.

Gala Lipizzaner

APA/EXPA/MICHAEL GRUBER

Lipizzaner kommen mit dunklem Fell auf die Welt und werden erst später weiß

Nach einigem Tollen begann dann allerdings der Ernst des Pferdelebens: Die Fohlen wurden von Hengsten abgelöst, die gerade am Beginn ihrer Ausbildung stehen. Die Arbeit an der Hand funktionierte dennoch schon ganz gut, obwohl beim einen oder anderen manches Mal die Nervosität die Überhand gewann. Kleine Bestechungen per Zuckerstück halfen, damit Kapriolen, Levaden oder Courbetten doch noch klappten.

Lipizzaner als „Spätentwickler“

An dieser Stelle hatten auch die Gäste aus Spanien ihren ersten Auftrritt - die Pferde und Bereiter der Real Escuela Andaluza del Arte Ecuestre aus Jerez. Ebenso wie ihre österreichischen Kollegen waren sie mit feierlichen Satteldecken und teils geflochtenen Mähnen und Schweifen geschmückt.

Es folgte ein einhändig gerittenes Solo, die „Schulen über der Erde“ - also Sprünge, bei denen die Bereiter im Sattel sitzen und eine Darbietung am langen Zügel, bei der der Bereiter hinter dem Hengst geht und diesen hauptsächlich durch die Zügel lenkt. Lipizzaner sind dabei übrigens „Spätentwickler“, wie der Moderator erklärte: Bis ein Hengst seine erste Aufführung erlebt, kann es durchaus zehn Jahre dauern. Eingeleitet und erklärt wurde jeder Akt auf Englisch und Deutsch.

Einer tanzte aus der Reihe

Den Abschluss der Vorführung bildete eine klassische Schulquadrille - allerdings nicht wie normalerweise nur mit acht, sondern mit zwölf Pferden geritten. Spätestens an dieser Stelle zeigte sich, welche Hengste die viele Aufmerksamkeit gut verkrafteten und welche nicht. Immer wieder tanzte einer der „vierbeinigen Botschafter Österreichs“ schnaubend und schwitzend kurz aus der Reihe.

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Die Grundlage für das Jubiläum

Am 20. September 1565 wurden 100 Gulden aus dem herrschaftlichen Säckel für einen „Thumblplatz im Garten an der Purgkh alhie“ gestiftet. Diese erste offene Reit- und Turnierbahn wurde auf dem Areal des heutigen Josefsplatzes in unmittelbarer Nähe der Hofburg errichtet.

Applaus störte die Pferde allerdings sichtlich nicht - davon bekamen sie nämlich nicht nur am Ende, sondern auch zwischendurch jede Menge. Und auch ihre Partner wurden eifrig beklatscht: Die Bereiter - sowie eine Bereiteranwärterin, seit kurzem dürfen an der Spanischen auch Frauen lernen - ernteten ebenfalls viel Jubel.

Fischer von Lipizzanern „hingerissen“

Bundespräsident Heinz Fischer, der die Vorführung besuchte, nutzte die Gelegenheit, der Spanischen Hofreitschule zu gratulieren. „Das 450-Jahr-Jubiläum zeugt davon, dass das eine Tradition ist, die sich bewährt und durchgesetzt hat, die anerkannt wird und die sich in die Gegenwart bewegt hat“, erklärte er im Gespräch mit der APA. Die Hofreitschule gehöre zu den Institutionen in Österreich, die allen Österreichern etwas bedeuteten. Vom Auftritt der weißen Pferde und ihrer spanischen Kollegen zeigte er sich schließlich „hingerissen“.

Gala Lipizzaner

APA/EXPA/MICHAEL GRUBER

Ein „hingerissener“ Bundespräsident

Damit war Fischer nicht alleine: „Ich verehre die Hofreitschule, ich bin heute extra aus Oberösterreich gekommen“, meinte eine Frau. Aber auch viele junge Pferdefans versammelten sich am Heldenplatz: „Pferde sind einfach toll, es macht Spaß Zeit mit ihnen zu verbringen“, erklärte ein Mädchen. Gelegenheit dazu gibt es auch noch am Freitag und am Samstag. Am Freitag geht die Jubiläumsvorführung dann gleich in den traditionellen Sommerball der Hofreitschule, die Fete Imperiale, über.

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