ÖVP für „Haus der Zukunft“ am Heldenplatz

Statt des geplanten „Hauses der Geschichte“ in der Hofburg bringt die ÖVP nun ein „Haus der Zukunft“ in die Diskussion ein. Wissensschafts-Staatssekretär Harald Mahrer plädiert dabei für einen Neubau am Heldenplatz und für neue Inhalte.

Das „Haus der Geschichte“ soll den Plänen von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) zufolge in der Neuen Burg seine Heimat finden - mehr dazu in Sinn des „Hauses der Geschichte“ wird diskutiert. Ein „Haus der Zukunft“ könnte das „Haus der Geschichte“ entweder ergänzen oder gar ersetzen, schaltet sich nun Staatssekretär Harald Mahrer in die im Vorjahr angestoßene Diskussion ein. „Wo ist denn in Österreich der Raum, wo über die Zukunft öffentlich gesprochen wird? Hier könnte man einen schaffen“, schlägt er gegenüber dem „Standard“ vor.

Rathkolb dankbar für Initiative

Für „ausgezeichnet“ hält der Zeithistoriker Oliver Rathkolb, der von Ostermayer mit der Leitung einer vorbereitenden internationalen Expertengruppe für ein „Haus der Geschichte“ beauftragt wurde, die Idee. Gemeinsam mit Staatssekretär Mahrer und Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, habe man hierzu bereits „schon länger“ Gespräche geführt. „Ich bin Staatssekretär Mahrer dankbar für seine Initiative. Er zeigt, dass es wichtig ist, eine Neupositionierung des Platzes zu diskutieren“, so Rathkolb.

Ein „Haus der Zukunft“ auf der Hundewiese, der laut Rathkolb „kein Ruhmesplatz der Stadtgestaltung“ ist, und das „Haus der Geschichte“ würden einander nicht ausschließen. Die Idee passe sehr gut zu seinem Konzept, dessen Ausarbeitung gerade im Finale sei und dessen letztes Kapitel sich mit Zukunft, Utopien und Österreich im europäischen Kontext beschäftigt.

Dieses Konzept werde er bei der nächsten Sitzung am 4. September vorlegen. Bis dahin werde es auch ein fertig ausgearbeitetes Raum- und Funktionskonzept für die Neue Burg geben, sodass rasch mit der Ausschreibung begonnen werden könne.

Neues Ringstraßengebäude als Symbol

Im Büro von Kulturminister Ostermayer verwies man am Mittwoch auf die im März eingesetzte Steuerungsgruppe, in der alle betroffenen Ressorts vertreten sind, so auch Mahrer. Konkret wollte man sich zu dessen Vorstoß nicht äußern, man werde jedenfalls „konsequent an diesem Projekt weiterarbeiten, der Herr Staatssekretär hat die Möglichkeit, im Rahmen der Steuerungsgruppe ergänzende Vorschläge einzubringen“.

Bei Mahrer ist nun von „Aufbruchsstimmung“ und „neuer Aufklärung“ die Rede. Dazu brauche es auch Symbole. Ein neues Ringstraßengebäude könnte für Mahrer ein solches sein. Auch Möglichkeiten der Umsetzung schweben ihm bereits vor. Er denke an einen Holzbau als Zeichen der Leistungsfähigkeit der heimischen Holzwirtschaft - und weil Holzbauten modular an neue Bedürfnisse angepasst werden könnten.

Konkreter über Inhalte äußerte sich Mahrer auf APA-Anfrage: „Ich denke das Haus der Zukunft als Ort des Dialoges und der Partizipation. Ein Raum für die Interaktion zwischen Bürgerinnen und Bürgern, zwischen Wissenschaft, Kunst und Kultur, Zivilgesellschaft und allen am Morgen Interessierten - und nicht als museale Präsentationsstätte. Es soll Raum für die Auseinandersetzung mit den großen Fragen der Zukunft bieten: Wie können - wie wollen wir leben? Und das ‚Haus der Zukunft‘ muss begreifbar machen, welchen enormen Veränderungen wir und die Welt gerade ausgesetzt sind.“

Enquete zur Zukunft des Heldenplatzes

Große Hoffnung setzt Oliver Rathkolb auch auf eine im Herbst geplante Enquete zur Zukunft des Heldenplatzes: „Es braucht einen intensiven öffentlichen Diskurs“, so der Historiker. Bereits 2016 könnte mit dem Bau des Tiefspeichers begonnen werden, das „Haus der Geschichte“ soll am 12. November 2018 - zum 100. Jubiläum der Republiksgründung - eröffnet werden. Sobald die Ausweich-Container des Parlaments auf dem Heldenplatz abgebaut sind, könne man ab 2020 mit der Realisierung eines Neubaus auf dem Heldenplatz beginnen, um sich dem „Haus der Zukunft“ zu widmen.

Jedenfalls gebe es eine „offene Kommunikation und keine Geheimnisse“. „Je mehr spannende, zukunftsorientierte Debatten es gibt, umso glücklicher bin ich.“ Schließlich gebe es bisher weder eine Demokratieachse noch eine Transversale über den Theresienplatz, „da könnte wirklich etwas Großes entstehen, worum uns viele beneiden würden. Aber da müssen viele Akteure zusammengebracht werden. Das braucht Zeit.“

Mit dem Ruf nach einem Neubau auf dem Heldenplatz (Mahrer: „Mir schwebt eine Bauikone aus modernen Materialien vor, ein Ort der Begegnung, wo sich die Menschen lustvoll-leidenschaftlich mit dem Österreicher-Sein und vor allem der Zukunft auseinandersetzen.“) ist er freilich nicht allein. Bereits im Vorfeld sprachen sich zahlreiche Museumsexperten für einen Neubau oder zumindest eine Dezentralisierung des neuen Museums vor.

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