Hitze wird Gefahr für die Gesundheit

Hitzewellen und hohe Temperaturen wie in diesem Sommer werden laut Forschungen der MedUni Wien künftig die Norm sein. Das habe negative Auswirkungen auf die Gesundheit und fordert etwa Änderungen im Essverhalten.

Hans-Peter Hutter

MedUni Wien

Hans-Peter Hutter

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) warnt derzeit vor hohen Hitzebelastungen in Wien. Auch der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter vom Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien betont: „Es wird künftig noch mehr Hitzewellen mit noch höheren Temperaturen in Österreich geben“ - mehr dazu in wetter.ORF.at.

Der Anstieg der Tropentage in Österreich verläuft rasant: Derzeit gibt es im Schnitt jährlich fünf Hitzewellen. Als Hitzewelle werden drei aufeinander folgende Tage mit mindestens 30 Grad Celsius bezeichnet. „Schon in 30 Jahren werden wir 15 solche Hitzewellen haben, also durchschnittlich mindestens 45 Tage mit über 30 Grad“, sagt Hutter, der auch am österreichischen Klimabericht mitgearbeitet hat. „Die Hitze, unter der wir heute leiden, ist künftig an vielen Tagen die Norm.“

Höhere Sterblichkeit wegen Hitze

Die Folgen sind - neben der Freude über viele Tage Badewetter - laut Hutter fatal: Denn schon die Steigerung der durchschnittlichen Temperatur um ein Grad Celsius führt, so Hutter, zu einem Anstieg der Sterblichkeit um ein bis sechs Prozent - mehr dazu in Bereits mehr Badegäste als im gesamten Vorjahr (wien.ORF.at; 30.7.2015).

„Davon betroffen sind alle, auch jüngere, gesunde Menschen, aber natürlich vor allem Kleinkinder, ältere und geschwächte Personen und Menschen“, so Hutter. Vor allem seien aber Menschen, die alt sind, alleine und sozial isoliert leben, gefährdet - mehr dazu in Hitze und ihre sozialen Auswirkungen (wien.ORF.at; 16.7.2015).

Hutter: „Diese Gruppe ist schwer zu erreichen und angesichts unserer Alterspyramide, die besagt, dass wir immer älter werden, ist das ein großes, gesellschaftliches Problem. Dafür müssen dringend Vorsorgeprogramme erarbeitet werden“ - mehr dazu in Hitze: Mehr Einsätze für Rettung (wien.ORF.at; 22.7.2015)

„Weniger Autofahren und Fleisch essen“

Um den Klimawandel zu stoppen und nachfolgende Generationen zu schützen, seien Verhaltensänderungen nötig, die den Menschen jetzt durchaus „zumutbar sind“, betont Hutter. „Und zwar weniger aufwendig, als jene Verhaltensänderungen, die gezwungenermaßen nötig sein werden wie Umsiedelungen nach mehrfachen Überschwemmungen, wenn wir jetzt nichts tun.“

Tipps bei der Hitzewelle

Die MA 15 Gesundheitsdienst der Stadt Wien hat wegen der erhöhten Hitzebelastung einen Hitzeratgeber mit Tipps erstellt:

• Viel trinken. Kinder brauchen mehr Flüssigkeit als Erwachsene

• Hitze schwächt die Konzentration des Autofahrers, daher vor der Fahrt durchlüften

• Räume mit Gaskombithermen ständig belüften

Die wichtigsten Maßnahmen: Verringerung des CO2-Ausstoßes durch Industrie, Haushalte, Straßenverkehr und Landwirtschaft (Stichwort Methan). Selbst eine kleine Änderung der Ernährungsgewohnheiten kann helfen. Hutter: „Das ist eine win-win-Situation für Umwelt und Mensch. Zum Beispiel weniger Fleisch zu essen, ist einerseits gesünder, andererseits hat es auch Auswirkungen auf die Nutztierhaltung und damit auf die Umwelt.“

Beim Verkehr ist es ähnlich. Hutter: „Weniger motorisierter Individualverkehr bedeutet bessere Luft und gleichzeitig mehr körperliche Aktivität für den Einzelnen, wenn man mehr zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist. Das wären schon kleine aber entscheidende Schritte in die richtige Richtung.“

Arbeitsplätze nicht hitzetauglich

Die meisten baulichen Strukturen in Österreich sind laut Hutter nicht hitzetauglich. Das müsse daher in Architektur und in Städteplanung viel stärker berücksichtigt werden. Verkehrsberuhigte Zonen, mehr Grün- und Wasserflächen sowie helle Farben und weniger Glasflächen seien nötig.

Generell gehe es aber um „intelligente Lösungen“ - nicht nur in der Städteplanung, auch beim Energiesparen, bei Kühlsystemen in Häusern, aber auch bei der Organisation von Arbeit an sich. Hutter: „Schon jetzt sollte es Überlegungen geben, wie man Arbeitsplätze, die schon jetzt vermehrter Hitze ausgesetzt sind, künftig gestaltet und organisiert, wie etwa in einer Bäckerei oder Wäscherei oder etwa am Bau.“

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