„Mission: Impossible“: Philharmoniker als Stars

Neben Tom Cruise und der Staatsoper zählen auch die Wiener Philharmoniker zu den Stars von „Mission: Impossible 5“. Sie haben 20 Minuten Opernmusik für den Film eingespielt - und möchten Hollywood bald wieder nach Wien einladen.

„Die gewagte Geste von Filmregisseur Christopher McQuarrie zwanzig Minuten Opernmusik zum Star eines Hollywoodfilms zu machen ist bahnbrechend, ein Novum und ein absoluter Erfolg“, schwärmt Dirigent Philippe Auguin gegenüber wien.ORF.at. Laut ihm ist die berühmte „Staatsopernszene“ in „Mission: Impossible - Rogue Nation“ bereits jetzt weltweit Kult.

Auguin hatte im April gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern Teile von Giacomo Puccinis Oper „Turandot", die „Figaro“-Ouvertüre von Wolfgang Amadeus Mozart und den ersten Satz der „Eroica“ von Ludwig van Beethoven für den fünften Teil des Hollywood-Blockbusters eingespielt.

Aufnahmen im „Goldenen Saal“

Die Aufnahmen fanden im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins statt. "Das waren zwei außergewöhnliche Tage, an denen ich einfach nur den besten Musikern im besten Saal dabei zuhören durfte, wie sie die beste Musik spielen“, freute sich auch Regisseur McQuarrie.

Die Vertonung durch die Philharmoniker geschah auf ausdrücklichen Wunsch der Wiener Staatsoper. „Das war uns wichtig. Wenn Musik zu hören ist, muss sie der Qualität des Hauses entsprechen“, so Staatsopern-Sprecher Andre Comploi gegenüber wien.ORF.at. Da bot sich natürlich das hauseigene Orchester an.

Generell musste Hollywood als Voraussetzung dafür, dass der Film in der Staatsoper gedreht werden durfte, jede Opernszene mit dem Haus am Ring absprechen. Während die Kampfszenen hinter der Bühne vergangenen Oktober in einem Studio in London gedreht wurden, wurde das Geschehen auf der Bühne und im Orchestergraben, der Publikumsbereich und alle Szenen vor der Oper am Originalschauplatz gedreht - mehr dazu in So viel Wien steckt in „Mission: Impossible“ (news.ORF.at; 6.8.2015).

Matt Dunkley/Joe Kraemer/Philippe Auguin/Christopher McQuarrie

Privat

Lead-Orchestrator Matt Dunkley, Komponist Joe Kraemer, Dirigent Philippe Auguin und Regisseur Christopher McQuarrie im Wiener Musikverein

Mörderische und verführerische Klänge

Dass gerade die Oper Turandot in die Handlung von „Mission: Impossible“ eingebaut wurde, ist für Dirigent Auguin kein Zufall: „So wie der Kalaf das wahre Wesen von Turandot entschlüsseln will, so möchte Ethan Hunt (Tom Cruise) um jeden Preis entdecken, wer die Geheimnisfrau Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) ist. Auch zu Benji Dunn (Simon Peggs) passt die Oper. Er würde selbstverständlich eine Premiere der Wiener Staatsoper um nichts in der Welt verpassen.“

Regisseur Christopher McQuarrie plante die Verbindung von Bildern und Musik der Staatsopernszene mit Dirigent Auguin bis ins kleinste Detail. Auguin: „Er kam zu mir, um mir seine Vision zu erläutern: Tom Cruise erscheint urplötzlich in der oberen Kulisse der Staatsoper. In dem Augenblick erklingen die drei Solo-Akkorde des Orchesters E-F-Cis. Diese sollen so dramatisch klingen, wie die Ankündigung eines erbarmungslosen Kampfes.“

Danach schilderte McQuarrie Auguin, wie die unbekannte Schöne in einem Goldkleid langsam die Ehrentreppe der Staatsoper hochgleitet. Er wünschte sich eine extreme Sinnlichkeit, aber auch eine gewisse Fragilität in der Melodie der Geigen bei der Phrase mit der Vierteltriole „Ah no,tua figlia è sacra“. "McQuarrie fragte auch, ob der bitonale Akkord nach „dieci mille anni" noch wuchtiger sein könnte. Denn da stürzt sich Tom Cruise auf den Killer“, so Auguin.

Schauspieler Tom Cruise bei Dreharbeiten zu "Mission Impossible V"

APA/Herbert Neubauer

Tom Cruise und Rebecca Ferguson seilen sich von der Staatsoper ab

Orchesteraufnahme in Rekordzeit

In der Filmindustrie entstehen während einer dreistündigen Tonaufnahme für gewöhnlich drei bis fünf Minuten Filmmusik. Bei den Wiener Philharmonikern wurden jedoch nur drei Orchestersitzungen zu je 27 Minuten eingeplant. „Wir waren schlussendlich vor dem Ende der zweiten Sitzung mit Turandot, Figaro und Eroica fertig“, so Auguin. Am Tag nach der Orchesteraufnahme folgte die Aufnahme mit dem Staatsopernchor und den Gesangssolisten, etwa Lise Lindstrom und Gregory Kunde („Nessun Dorma“). Separat wurde die Orgel, gespielt von Thomas Lausmann, im Musikverein aufgenommen.

Regisseur Christopher McQuarrie, der President of Motion Picture Music von Paramount Pictures Randy Spendlove, Komponist Joe Kraemer und das Team rundum Chief Music Editor John Finklea und Lead-Orchestrator Matt Dunkley verfolgten die Aufnahmen. „Die waren von den Wiener Philharmonikern begeistert. Sie arbeiten zwar mit Profis zusammen, aber das waren sie nicht gewöhnt“, so Staatsopern-Sprecher Comploi.

Kinovorstellung für Philharmoniker

Derzeit sind die Wiener Philharmoniker bei den Salzburger Festspielen im Einsatz. Doch im September, wenn die Musikerinnen und Musiker wieder in Wien sind, wird die Staatsoper einen Kinosaal für eine Spezialvorstellung für „Mission: Impossible 5“ mieten. Für diese Privatvorführung werden das Orchester, der Chor, die Solisten, der Regisseur, der Komponist und die anderen Hollywood-Beteiligten vom Dreh in Wien eingeladen.

Sendungshinweis:

Das Konzert der Wiener Philharmoniker vom 16.8.2015 bei den Salzburger Festspielen können Sie in der ORF TVthek nachsehen.

In „Mission: Impossible - Rouge Nation“ sind die Philharmoniker rund 20 Minuten zu hören. Ob die Musik am Soundtrack, der am 21. August erscheinen wird, ebenfalls enthalten sein wird, wird noch verhandelt. „Das kann sehr kurzfristig entschieden werden. Auch am Film wurde bis kurz vor der Premiere geschnitten“, so Comploi stolz.

Zumindest Turandot wird zu hören sein, denn Komponist Joe Kraemer nahm die Orchesterphrase „ma il mio mistero è chiuso ohimè“ drei Mal in seine Kompositionen auf. Fest steht auch, dass Puccinis Oper Turandot, die seit gut zehn Jahren nicht mehr an der Wiener Staatsoper lief, ab April wieder in den Spielplan aufgenommen wird.

Florian Kobler, wien.ORF.at

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