AMS startet Kurse für Flüchtlinge

Viele Flüchtlinge haben gute berufliche Qualifikationen, finden aber schwer einen Job. Das Arbeitsmarktservice (AMS) Wien unterstützt nun Flüchtlinge, die auf dem Arbeitsmarkt gefragte Fähigkeiten haben, mit Deutschkursen und Zusatzschulungen.

Fast 12.000 arbeitslose anerkannte Flüchtlinge leben derzeit in Wien. 1.000 von ihnen werden jetzt einen fünfwöchigen AMS-Kurs besuchen, bei dem abgeklärt wird, welche beruflichen Qualifikationen sie haben, der erste Durchgang startete diese Woche. Gesucht werden zum Beispiel Fachkräfte für die Metallverarbeitung und den Gesundheits- und Pflegebereich. Wer eine solche Ausbildung hat, wird dann mit Deutschkursen und Zusatzschulungen unterstützt, so der Plan des AMS.

Chance für Abwanderungsregionen

Arbeitsmarktexpertin Gudrun Biffl begrüßt diese Maßnahme im Interview mit dem Ö1-Morgenjournal, Österreich könne von den Qualifikationen der Flüchtlinge profitieren: „Österreich ist eine alternde Gesellschaft, und die Menschen könnten natürlich in Regionen eingesetzt werden, wo es Knappheiten gibt."

Kurs

ORF

Der erste Kurs startete diese Woche

Von Abwanderung bedrohte Gegenden wie das Waldviertel und die Obersteiermark könnten so profitieren, wenn sich Flüchtlinge dort ansiedeln, fordert Biffl eine vorausschauende Integrationspolitik. „Eine Tischlerei am Land findet häufig keinen Lehrling mehr – oder jemanden, der dort leben und arbeiten will“, so Biffl - mehr dazu in oe1.ORF.at.

„Arbeitsmarkt verträgt das“

Im Moment wird dieses Potenzial noch nicht genützt: 17.200 anerkannte Flüchtlinge sind derzeit österreichweit arbeitslos gemeldet - um die Hälfte mehr als vor einem Jahr. Die größte Gruppe sind 4.500 Syrer, die generell über eine relativ gute Schulbildung verfügen. Laut Erhebungen des AMS Oberösterreich hat die Hälfte der Flüchtlinge eine grundsätzlich verwertbare Berufsausbildung. Fehlende Deutschkenntnisse und Dokumente seien der Hauptgrund dafür, dass sie oft keinen Job finden, so Iris Schmid vom AMS Oberösterreich.

Dass bei der ohnehin schon hohen Arbeitslosigkeit die Integration der Flüchtlinge schwerfällt, ist klar - für Arbeitsmarktexpertin Biffl steht aber fest, dass der Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften da ist: „Wenn wir es richtig angehen, verträgt unser Arbeitsmarkt das natürlich.“ Man dürfe die Wirtschaft nicht als Kuchen sehen, der aufgeteilt werde, sondern als einen, der wächst: „Und dann können wir mit diesen Menschen schauen, dass der Kuchen wachsen kann.“