„Schweigeminute“: Was mit dem Geld passiert

Derzeit entstehen viele private Initiativen, die Asylwerbern helfen wollen. Eine davon ist „Happy. Thank you. More please!“. Täglich bringen sie Sachspenden nach Traiskirchen. Auch den Erlös vom „Spendensong“ bekommt die Initiative.

Eine Minute Stille. Damit steht Raoul Haspel auf Platz eins der österreichischen Charts. Das Schweigen soll dem Gedenken, was gerade im Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen passiert - mehr dazu in „Schweigeminute“ für Flüchtlinge veröffentlicht. Der Erlös seines Spendensongs namens „Schweigeminute“ kommt der Wiener Initiative „Happy. Thank you. More Please“ zu Gute. Doch was macht diese Initiative eigentlich?

Initiative „Happy. Thank you. More Please“

Katrin Kreiner

„Man kann nicht wegschauen“

„Unser Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich mit den allerwichtigsten Sachen zu versorgen. Es geht aber gleichzeitig darum, nicht nur Sachen hinzukarren, sondern auch Zeit mit den Menschen zu verbringen, sie nicht wie eine Nummer zu behandeln, sondern menschlich“, sagt Renate Hornstein, Verantwortliche der Initiative. Mitte Juli ist sie zum ersten Mal mit Spenden nach Traiskirchen gefahren.

„Wenn man einmal dort war, kann man nicht mehr wegschauen“, sagt Hornstein. Gemeinsam mit Sophie Pollak, die bereits die Initiative „Adopt a Wish“ für Obdachlose leitet, hat Hornstein, die hauptberuflich psychisch kranke Menschen betreut, dann angefangen private Aufrufe zur Sammlung von Spenden zu starten. „Das hat sich dann in den letzten Wochen zu einer großen Initiative entwickelt.“

Spenden auf Asylwerber zugeschnitten

In Wien werden die Spenden von freiwilligen Helfern entgegengenommen, sortiert und als Care-Pakete verpackt. Derzeit besteht das Team aus zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Außerdem gibt es zirka 50 ehrenamtliche Fahrer, die die Pakete täglich nach Traiskirchen bringen und direkt den Flüchtlingen geben. Zuletzt wurde die Strategie ein wenig verbessert, da viel „Unnötiges“, wie etwa Ski, gespendet wurde: „Das allerwichtigste ist, unsere Aufrufe genau zu lesen und wirklich nur das zu bringen, was wir sagen - und unbeschädigt und sauber sollte es sein.“

„Außerdem haben wir ein Formular erstellt. Da wird aufgeschrieben, was ganz bestimmte Personen konkret brauchen. Das geht dann an das Helferdepot, wo genau das eingepackt wird, was gewünscht wurde. Dann bringen wir es direkt zu der Person wieder. Außerdem sind durch die tägliche Präsenz schon viele persönliche Kontakte geknüpft worden. Einige Asylwerber helfen uns dabei, zu dolmetschen und melden uns Notfälle. Das ist unsere Art zu vermeiden, dass sich da Berge sammeln, die dann nicht gebraucht werden“, so Hornstein.

Initiative „Happy. Thank you. More Please“

Katrin Kreiner

Hilfe bei Wohnungssuche gestartet

Immer mehr Projekte entstehen aus der Initiative heraus. Die Initiative erhält etwa nicht nur den Erlös von der „Schweigeminute“, was durch einen persönlichen Kontakt entstanden ist, sondern „verschiedene Künstler wollen uns mittlerweile Geldspenden geben. Deswegen machen wir jetzt einen Verein aus der Initiative, damit alles transparent ist“, so Hornstein. Außerdem hat Sophie Pollak eine weitere Sparte gestartet: Die Wohnungssuche für Flüchtlinge.

„Wir haben schon ein Haus mit sechs Wohneinheiten. Eine Familie wohnt bereits dort. Die anderen Einheiten werden jetzt nach und nach vergeben“, so Pollak. Das Haus war ebenfalls „eine großzügige Spende“. Ebenso wurden verschiedene Hilfsgruppen auf die Beine gestellt. Eine eigene Gruppe aus Lehrern, die Deutsch unterrichten oder eine Gruppe von Hebammen, die Schwangeren und jungen Müttern helfen, wurden etwa organisiert.

Initiative „Happy. Thank you. More Please“

Katrin Kreiner

Viele Helfer durch niederschwelligen Zugang

Am Donnerstag wurde bekannt, dass die Zelte, die über das gesamte Gelände des Erstaufnahmezentrums verstreut gewesen waren und den Asylwerbern Schutz vor Regen boten, abgebaut wurden. Laut Innenministerium wurden die Zelte sicher verwahrt - mehr dazu in Zelte in Traiskirchen werden abgebaut (noe.ORF.at). Ein Gros der Zelte stammte ebenfalls von „Happy. Thank you. More Please!“. Rund 800 Zelte wurden gesammelt, etwa durch eine Spendenaktion beim Frequency Festival.

Die große Bereitschaft, bei der Initiative mitzuhelfen, erklärt sich Hornstein einerseits dadurch, „dass das Projekt alleine schon durch den Namen sehr positiv besetzt ist. Der Titel ist einladend und erweckt kein Dramaszenario. Andererseits haben wir die Helfer da abgeholt, wo sie stehen. Viele wollten was tun, wussten aber nicht wie. Wir haben einen niederschwelligen Zugang ermöglicht.“

Hilfe wohl noch länger notwendig

Für die Zukunft gibt es verschiedene Optionen: „Entweder hat sich die Situation in ein paar Monaten entschärft und man braucht unsere Hilfe nicht mehr, dann schließen wir mit einem großen Fest ab. Das glaube ich aber eigentlich nicht. Deswegen werden wir wohl eher zu einem langfristig angelegten Verein werden, der stets flexibel bleiben muss und sich an die sich schnell ändernden Situationen anpassen muss“, sagt Hornstein.

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