SJ: „Bundeskanzler muss auf den Tisch hauen“

Wien.ORF.at hat Nachwuchspolitiker zum Gespräch getroffen. Marina Hanke, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend, wünscht sich, dass „der Bundeskanzler auf den Tisch haut“ und die FPÖ bei den Wahlen nicht zu stark wird.

Drei Buben pressen ihre Gesichter an einen Hernalser Fußballkäfig und stieren skeptisch hinein. Drinnen wird harter Fußball gespielt, ausschließlich von Mädchen. Die SJ hat ein Turnier nur für Frauen organisiert, um mehr Platz für Frauen im öffentlichen Raum zu fordern. Die drei Burschen beginnen angeregt zu diskutieren. Nicht, weil sie nicht mitspielen dürfen, sondern darüber welches Team im Käfig am besten spielt und wie sie es am besten anfeuern können.

Marina Hanke, SJ-Chefin Wien

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Die Floridsdorferin in der Nähe des Angelibads beim Treffen mit SJ-Genossinnen

Häupl zieht Parallelen zur SJ-Chefin

Wiens Bürgermeister und SPÖ-Parteichef Michael Häupl hält Hanke für eine „sehr eloquente junge Sozialdemokratin, die sehr klare Wertehaltungen“ habe. Ein wenig erinnert die SJ-Obfrau Häupl offenbar an sich selbst. Er sagt, dass sich die Jungsozialistin gelegentlich etwas von tatsächlichen Realitäten entferne, „aber davon habe ich reichlich in meiner Jugendzeit in Anspruch genommen und ich leide nicht an politischer Amnesie, um das zu vergessen“.

Weit gefehlt liegt Häupl damit gar nicht. Hankes Vorstellungen und Pläne für die Stadt nehmen eher romantische denn realpolitische Züge an: „Ich will ein Wien, in dem alle Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen können“. Es sollten sich ihnen keine Hürden oder Diskriminierungsformen in den Weg stellen, sagt Hanke. Konkrete Ansätze seien der Bildungsbereich, der so gestaltet sein müsse, dass nicht nur Kinder gut situierter Eltern Nachhilfe bekämen.

Kritik und Parteilinie

Ganz nach Parteilinie fordert Hanke auch den Ausbau von Ganztags- und Gesamtschulen. Außerdem dürften die vielen Leerstände am Wohnungsmarkt nicht sein, beklagt sie: „Da braucht es die Einführung einer Leerstandabgabe“. Dieser Anstoß richtet sich an das zuständige Wohnbauressort, das jedoch bereits seit Jahrzehnten fest in roter Hand ist.

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„Wien heute“-Serie zu Nachwuchspolitikern

Stefanie Leodolter hat die Chefin der Sozialistischen Jugend, Marina Hanke, zum Gespräch getroffen.

Mit Kritik an der eigenen Partei hält sich Hanke jedenfalls auch nicht zurück. Gerade auf Bundeebene habe man zunehmend den Zugang zu jenen Dingen, die die Bevölkerung braucht, verloren, sagt die 25-Jährige. Beim Thema Asyl wünsche sie sich von Bundeskanzler Werner Faymann, dass „er einmal auf den Tisch haut, weil was da gerade passiert, ist einfach ein Wahnsinn“.

Hanke war auch bei der Demonstration für mehr Menschlichkeit in der Asylpolitik Ende August auf der Mariahilfer Straße unterwegs. Diesen Tweet sendete sie im Anschluss daran:

Bei Rot-Blau „würde ich wahrscheinlich austreten“

Im Gemeinderat, so sie den Sprung schafft, wolle die SJ-Chefin vor allem die Themen Bildung und Frauen stärker forcieren. Bevor es allerdings soweit ist, definiert sie ihr Wahlziel überraschender Weise nicht über die eigene rote Partei, sondern über die blaue. Sie hoffe, dass die FPÖ nicht zuviel dazugewinnt und werde versuchen, alles dafür zu tun, dass dies nicht geschehe.

Das Burgenland und dessen rot-blaue Koalition seien für Hanke eine Schmerzgrenze, die sie keinesfalls unterschreiten wolle: „Würde das in Wien passieren, dann wäre das eine Katastrophe und für mich und nicht tragbar. Dann würde ich wahrscheinlich aus der Partei austreten“.

Stefanie Leodolter, wien.ORF.at

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