Wien schafft mehr Notquartiere

In Wien stehen Flüchtlingen 3.900 Plätze in Notunterkünften zur Verfügung. Das hat Koordinator Peter Hacker am Samstagabend bekannt gegeben. Zeitgleich demonstrierten rund 1.500 Menschen für mehr Solidarität.

„Das sind die Plätze, die fix im System sind. Dazu gibt es noch Klein- und Kleinstquartiere, die zum Beispiel von Pfarren oder Privatinitiativen angeboten wurden und die wir uns sozusagen in der Hinterhand behalten“, sagte Hacker.

Notquartier in einer Pfarre

ORF

Platz für Flüchtlinge in einer Pfarre

Notquartier der Pfarre Sankt Elisabeth

Auch die Pfarre Sankt Elisabeth in Wien-Wieden richtete innerhalb der vergangenen zwölf Stunden ein Notquartier ein. 50 Freiwillige helfen hier im Schichtdienst mit, die Flüchtlinge zu versorgen, erstes Deutsch lernen inbegriffen.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 12.9.2016

„Ganz viele Passanten sind am Weg zum Samstagseinkauf vorbeigekommen und haben gefragt, ob sie irgendetwas mitnehmen können. Wir sind auch schon sehr reichhaltig beschenkt worden“, sagte Sonja Sevelda, eine ehrenamtliche Helferin gegenüber „Wien heute“. Es gibt auch einen professionellen Koch, der im Notquartier für warme Speisen sorgt - mehr dazu auch in Pfarren stellen Notquartiere bereit (religion.ORF.at).

Bankmitarbeiter gehen selbst zur Hand

In unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs stellte die Erste Bank das Erdgeschoß ihres Firmensitzes als Notquartier zur Verfügung. Rund 250 Menschen können dort nächtigen. „Das ist auf persönliche Initiative von Generaldirektor Andreas Treichl zustande gekommen“, so Hacker. Mitarbeiter der Bank helfen bei der Betreuung und werden dabei von Kräften des Arbeitersamariterbundes unterstützt. Für Hacker ist die am Samstag erfolgte Inbetriebnahme dieses Notquartiers „eine von sehr vielen, sehr wunderbaren Geschichten“.

Angebot des Bundesheeres für 600 Menschen

„Wir arbeiten daran, das Angebot an Notschlafstellen in Wien noch auszuweiten“, sagte Hacker, der sich allerdings nicht auf eine angestrebte Bettenzahl festlegen wollte. Derzeit werde ein Angebot des Bundesheeres geprüft, komplette Logistik, Personal und Betten für 600 Menschen zur Verfügung zu stellen. Gedacht wird auch längerfristig: Man hat den Informationen zufolge auch ein Quartier in petto, das aufgrund von erforderlichen Sanierungsarbeiten erst in zwei Wochen zur Verfügung stehen wird.

1.500 bei Solidaritätsdemo

Hunderte haben am Samstagabend in Wien für mehr Solidarität mit Flüchtlingen, eine Öffnung der Grenzen und legale Fluchtwege demonstriert. Nach einer Eröffnungskundgebung am Christian-Broda-Platz beim Westbahnhof marschierten laut Polizei 1.500 Menschen in Richtung Schubhaftzentrum Hernalser Gürtel.

Der Protestmarsch war Teil eines europaweiten Aktionstags unter dem Titel #EuropeSaysWelcome (Europa heißt Willkommen), der nach Angabe der Organisatoren in 100 Städten und 30 Ländern stattfindet. Alleine in London versammelten sich am Samstag etwa 100.000 Menschen um für eine menschenwürdigere Asylpolitik zu demonstrieren, unter ihnen auch der neugewählte Labour-Chef Jeremy Corbyn. In Kopenhagen gingen 30.000 Menschen auf die Straße, in Prag mehrere hundert.

Lage in den Bahnhöfen ruhig

Als „sehr stabil“ und „unter Kontrolle“ haben ÖBB und Wiener Polizei am Samstagnachmittag die Lage am Westbahnhof und am Hauptbahnhof Wien bezeichnet. Rund 1.100 Flüchtlinge warteten dort auf ihre Weiterfahrt - mehr dazu in Sonderzüge nach Deutschland