Wien voll belegt: 800 neue Notbetten

Zusätzlich zu den bestehenden 4.000 Notbetten ist in Wien am Sonntagabend ein weiteres Notquartier für Flüchtlinge mit 800 Betten eingerichtet worden. Die Plätze werden auch gebraucht, es kamen weiter Flüchtlinge aus Nickelsdorf.

3.500 Flüchtlinge waren am Sonntagabend bereits in Wiener Notquartieren untergebracht, 500 wurden noch mit Bussen aus Nickelsdorf erwartet, sagte ein Polizeisprecher. Damit waren die 4.000 Notbetten in Wien voll - mehr dazu in Wien schafft mehr Notquartiere.

In Nickelsdorf warteten noch immer viele Flüchtlinge auf einen Weitertransport. Tausende wurden noch aus Ungarn erwartet. Wien öffnete daher am späten Abend noch ein Quartier mit 800 Plätzen. Sie entstanden im Geriatriezentrum am Wienerwald in Hietzing.

Situation auf dem Westbahnhof ruhig

Auf dem Westbahnhof war die Situation am Abend ruhig. Der Eisenbahnregelbetrieb bis Salzburg lief, hieß es seitens ÖBB und Caritas gegenüber. Menschen lagerten im und um den Bahnhof. Züge Richtung Westen fuhren ab, viele Flüchtlinge waren darin aber nicht zu erkennen. Dies sei aber kein Unterschied zu den Tagen zuvor und hänge davon ab, wie voll besetzt die Züge seien, wurde betont.

Es waren rund 150 Freiwillige am Bahnhof im Einsatz, sortierten und verteilten die zahlreich eingetroffenen Hilfsgüter, versorgten die Menschen mit Nahrung und sorgten für Dolmetschdienste. Dass Deutschland den Zugverkehr an von und nach Österreich an allen Grenzen gestoppt hat, wurde regelmäßig - allerdings nur auf Deutsch - durchgesagt. Die Angekommenen machten sich dennoch Hoffnungen auf die Reise nach Deutschland. Passanten wurden angesprochen, die Bitte: Geld für ein „Ticket to Germania“.

Flüchtlinge auf Westbahnhof

ORF/Lattinger

Flüchtlinge am Sonntagabend auf dem Westbahnhof

„Darauf vorbereitet, dass wir Essen kochen“

Am frühen Abend sagte der Wiener Flüchtlingskoordinator Peter Hacker, dass man auf die Situation vorbereitet sei. „Wir waren auch darauf vorbereitet, dass der Zugsverkehr nach Deutschland ein kleines Hemmnis erfährt“, sagte Hacker. Man prüfe auch mehrere Gebäude, die man noch in der Nacht als Notunterkünfte mit mehreren hundert zusätzlichen Plätzen öffnen könne.

Flüchtlinge

APA/Punz

Flüchtlinge schlafen auf dem Hauptbahnhof

„Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass die Flüchtlinge jetzt mehrere Tage bleiben. Wir sind darauf vorbereitet, dass wir tagsüber auch Essen zubereiten müssen“, sagte Hacker im „Wien heute“-Studiogespräch. Hacker rechnet auch nicht damit, dass die Hilfsbereitschaft jetzt abnimmt, weil die Flüchtlinge länger da bleiben. „Die Hilfsbereitschaft war nicht durch ‚helfen und winken‘ geprägt. Das war und ist ein klares Statement der Zivilgesellschaft und wird auch jetzt so weitergehen“, sagte Hacker. Hilfsorganisationen berieten am Sonntagabend auch, wie Freiwillige noch stärker in die organisierte Hilfe integriert werden können, hieß es.

Flüchtlinge in einem Zug

APA/Oczeret

Flüchtlinge in einem Zug nach Wien am Sonntag

Zur Frage einer Strategie Österreichs nach den geänderten Rahmenbedingungen sagte Hacker, er sei derzeit nur auf Funktionieren gepolt, nicht auf das Nachdenken über eine Strategie. Es gebe eine Sitzung, „wir hoffen, dass da eine klare Strategie herauskommt“. Eine Prognose, wie es weitergehen könnte, wenn in den nächsten Tagen immer mehr Flüchtlinge ankommen, aber nicht nach Deutschland weiterkommen, wagte auch Klaus Schwertner von der Caritas nicht. Klar sei, dass sich Menschen, die vor Bomben geflüchtet seien, nicht von Grenzzäunen oder -kontrollen aufhalten ließen.

22 Asylanträge am Sonntag

Bis zum frühen Abend waren am Sonntag 7.000 Menschen über den Westbahnhof nach Deutschland oder in andere österreichischen Bundesländer gereist, hieß es von der Polizei. 22 Asylanträge wurden gestellt.

In Nickelsdorf kamen auch am Sonntag viele Flüchtlinge an. Nicht alle Flüchtlinge wurden nach Wien gebracht, es gab auch Transporte nach Tulln, Linz und Attnang-Puchheim. Von Sonntag um Mitternacht bis Montag werden 20.000 Menschen in Nickelsdorf erwartet, hieß es in der „ZIB 2“. Am Samstag reisten 8.000 Flüchtlinge über den Westbahnhof in Richtung Deutschland weiter, 87 suchten in Wien um Asyl an. Von den 4.000 Notbetten wurden weniger als 3.000 gebraucht.

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