Pathologie für Lebende auf dem Vormarsch

Es geht nicht nur um den Tod: Pathologen spielen etwa eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Krebs, hieß es am Mittwoch von der österreichischen Fachgesellschaft in Wien. „95 Prozent der Arbeit“ sei für lebende Patienten.

Das Bild von der Pathologie zwischen CSI und düsterer Atmosphäre an Orten, wo Leichen obduziert werden, ist falsch. „95 Prozent unserer Arbeit ist für lebende Patienten. Das hat sich bedeutend gewandelt“, sagte Martin Klimpfinger vom Pathologisch-Bakteriologischen Institut des SMZ-Süd in Wien. Die Österreichische Gesellschaft für Pathologie veranstaltet Ende dieser Woche ihre Herbsttagung in Wels in Oberösterreich.

Pressekonferenz der Pathologen in Wien

ORF

Pressekonferenz der Pathologen in Wien

In Österreich gibt es rund 400 Pathologen. Die Experten fordern auch eine Ausbildungsoffensive in Österreich, um den Stand der Versorgung zu gewährleisten und dem wachsenden Bedarf an Spezialisten zu entsprechen.

Es geht um die Beurteilung von Gewebeproben

Ein Beispiel sind Dickdarm- und Mastdarmkarzinome. In der Vorsorge bzw. Früherkennung geht es um die Beurteilung von Gewebeproben aus den Koloskopien. Doch auch wenn eine Krankheit bereits vorliegt, ist die Feststellung der feinsten Details für Therapieentscheidungen und die Kontrolle des Verlaufs der Erkrankung von größter Bedeutung.

„Der Befund eines Befalls von Lymphknoten bei einem solchen Karzinom führt dazu, dass postoperativ eine Chemotherapie durchgeführt wird“, sagte Klimpfinger. Entscheidend dafür ist die Untersuchung von am besten 20 bei der Operation mitentfernten Lymphknoten. Damit lässt sich die Entscheidung für oder gegen eine belastende Chemotherapie mit größter Sicherheit begründen.

Darmkrebs-Früherkennungsprogramme bedeutend

Ein anderer Aspekt ist die Entscheidung für oder gegen eine medikamentöse Behandlung mit bestimmten monoklonalen Antikörpern bei Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs und Lebermetastasen. „Liegt eine bestimmte Mutation in den Krebszellen vor, profitiert der Patient nicht von der Antikörpertherapie“, sagte der Wiener Experte. Damit kann man die Verwendung dieser ausgesprochen kostenintensiven Behandlungsform auf jene Kranken konzentrieren, die auch einen Nutzen davon haben.

Pressekonferenz der Pathologen in Wien

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Klimpfinger betonte gerade in diesem Zusammenhang die Bedeutung von organisierten Darmkrebs-Früherkennungsprogrammen, wie sie auch in Österreich gefordert werden: „In Großbritannien ist es damit zu einer deutlichen Verringerung beim fortgeschrittenen metastasierten Dickdarmkarzinom gekommen, ebenso zu einer ‚Verschiebung‘ (bei den festgestellten Erkrankungen; Anm.) zu den Frühkarzinomen und zur Entdeckung von Karzinom-Vorstufen.“

Im frühen Stadium sind die meisten dieser Erkrankungen heilbar, bei der Entdeckung von Karzinomvorstufen reicht oft schon deren Entfernung im Rahmen der Koloskopie aus.

Neue Früherkennung bei Gebärmutterhalskrebs

Ähnlich hoch ist die Bedeutung der Pathologen in der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und dessen Vorstufen, berichtete Christa Freibauer vom Institut für Pathologie am LKH Mistelbach in Oberösterreich. Dabei rückt im Vergleich zu den Abstrichuntersuchungen auch immer mehr der Nachweis gefährlicher Human Papilloma Viren (HPV) in den Vordergrund.

Beim zumeist fortgeschrittenen Lungenkarzinom geht es wiederum - wie Andreas Chott (Wiener Wilhelminenspital) betonte - oft um die molekularbiologische Untersuchung der Karzinomzellen, um die passenden Mittel der zielgerichteten Krebstherapie oder der neuen Immuntherapie zu finden oder überhaupt erst eine Therapieentscheidung zu ermöglichen.

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