„Keine Glanzleistung“: Vassilakou bleibt

Maria Vassilakou bleibt den Wiener Grünen erhalten. In der Landeskonferenz stellte sie Montagabend die Vertrauensfrage und wurde mit 25 Pro- bei zwei Gegenstimmen in allen Funktionen bestätigt. Sie wird die Koalitionsverhandlungen führen.

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„Sollte es zu Verlusten kommen, was ich nicht glaube, dann bedeutet das für mich auch, dass es an der Zeit ist, dass die nächste Generation bei den Grünen übernimmt.“ Diesen Satz hatte Vassilakou Ende August in einem Interview mit der APA gesagt. Jetzt ist es amtlich, dass die Grünen ein Mandat verloren und auch 0,8 Prozentpunkte im Vergleich zu 2010 einbüßten. In absoluten Zahlen gewannen die Grünen allerdings rund 3.000 Stimmen dazu. Vassilakou bekam auch um etwa 2.000 Vorzugsstimmen mehr als 2010.

Vassilakou bot der Partei am Montagabend jedenfalls ihren Rücktritt an. Die Reaktion: Man habe sie „fürchterlich beschimpft“, so Vassilakou, aber nicht wegen ihrer vagen Aussagen zu den persönlichen Konsequenzen am Wahlabend, sondern dafür, überhaupt einen Rückzug in den Raum gestellt zu haben. Ihr Angebot sei nicht angenommen worden.

Vassilakou: „Nobody is perfect“

Sie wolle sich für ihr unbedachtes Handeln entschuldigen, sagte Vassilakou. Die Verknüpfung ihres Verbleibs mit einem Wahlsieg sei „sicherlich nicht eine Glanzleistung“ gewesen. Jenen Wählern, die ihr nun vorhalten, dass man auch den Grünen nicht glauben könne, sage sie: „Nobody is perfect.“ Über das Wahlergebnis sei sie am Sonntag „sehr unglücklich“ gewesen, auch am Tag danach sei sie nicht wesentlich glücklicher. Ob sie Sonntagabend aber tatsächlich an Rücktritt gedacht habe, wollte sie nicht beantworten.

Maria Vassilakou (Grüne)

ORF

Wahlergebnis für Vassilakou „sehr unglücklich“

Mit der Aussage brachte sich Vassilakou ohne Not in eine schwierige Lage. Offenbar wollte sie sich als Person zwischen das Duell Michael Häupl (SPÖ) gegen Heinz-Christian Strache (FPÖ) stellen. „Das war ein Selbstfaller, das hat sie ohne Not gesagt. Jetzt bleibt: ‚Versprochen gebrochen‘, auch wenn das persönlich unfair erscheinen mag", konstatiert der Politikberater Thomas Hofer. „Das ist ein imagemäßiger Dämpfer. Dieses Verhalten, Ankündigungen nach der Wahl nicht wahr zu machen, hat man immer den alten Parteien vorgeworfen“, sagt Hofer.

Am Sonntagabend verwies Vassilakou dann auf die stabile rot-grüne Mehrheit und die „geliehenen“ grünen Stimmen bei den Sozialdemokraten. „Ja, es gab diesen Leihstimmeneffekt“, so Hofer. "Was passiert ist, dass es sicher so war, dass die Grünen Opfer geworden sind.“ Es sei nicht gelungen, sich gegen das Szenario „Strache als Nummer eins“ in Szene zu setzen, so Hofer. Trotzdem ortet er bei den Grünen strukturelle Probleme. „Es hätte auch ohne diesen Leihstimmeneffekt Verlust gegegeben.“

In Bezirken mit Verkehrsberuhigung untergegangen

Die Grünen wollten in acht Bezirken den ersten Platz erreichen. Schaffen werden sie dieses Ziel aber nach Auszählung der Wahlkarten höchsten in zwei Bezirken, nämlich fix in Neubau und möglicherweise in Währing. Auf Bezirksebene gab es aber kein „Duell“, an dem die Grünen scheitern hätten können. „Die Bezirkskandidaten konnten sich nicht vom Trend gegen Grün abkoppeln“, so Hofer. Es habe Schwächen in der Kommunikation gegeben.

Inhaltlich fehlte die Breite. In erster Linie wurden die Grünen mit Verkehrsberuhigung und Lifestyle-Themen wie den Ampelpärchen in Verbindung gebracht. „Die Grünen müssen breiter sein als das, auch wenn man nur ein Ressort hatte, eben das Verkehrsressort", sagt Hofer. Er sei gespannt, wie es mit dem Ressort weitergeht. „Wer weiß, ob Häupl den Grünen weiter dieses Ressort überlässt.“

Blimlinger kritisiert „Wohlfühl-Wahlkampf“

Der grüne Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger sieht auch Versäumnisse im Wahlkampf. „Es geht darum, dass ein Wohlfühl-Wahlkampf wahrscheinlich nicht das richtige Signal ist. Man hätte sich stärker politisch ausrichten müssen. Dann wäre vielleicht ein Erfolg möglich gewesen“, sagte er gegenüber „Wien heute“. Die Grünen hätten sich im Wahlkampf in mehreren Themen stärker positionieren müssen, so Blimlinger. Er hofft auf eine Neuauflage von Rot-Grün. „Dabei muss man aber Dinge ändern, etwa in der Kommunikation oder darin, wie man miteinander umgeht.“

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