Erster Bezirk bleibt doch schwarz

Die ÖVP kann die Innere Stadt doch halten. Spitzenkandidat Markus Figl liegt nach Auszählung der Wahlkarten bei den Bezirksvertretungswahlen wieder vor der SPÖ. Die ÖVP stellt im ersten Bezirk nun seit 1946 den Bezirksvorsteher.

Die ÖVP hat das Rennen doch noch knapp für sich entschieden und sich ihre traditionelle Hochburg, den ersten Bezirk, gesichert - wenn auch nur mit hauchdünner Mehrheit. Damit wird Figl, Großneffe von Ex-Kanzler Leopold Figl, neuer City-Bezirksvorsteher. Er löst die vor der Wahl zur FPÖ übergelaufene „Grande Dame“ der Bürgerlichen, Ursula Stenzel, ab - mehr dazu in City: Stenzel gescheitert, Duell SPÖ-ÖVP.

ÖVP-Kandidat für die Innere Stadt Markus Figl

ORF

Markus Figl wird neuer Bezirkschef der Inneren Stadt

137 Wählerstimmen Vorsprung

Inklusive ausgezählter Briefwahlstimmen errang die von Stenzels Abgang und der Konkurrenz durch NEOS - es kam aus dem Stand auf 9,45 Prozent - strauchelnde Innenstadt-ÖVP 25,68 Prozent. Ganze 137 Wählerstimmen rettete man damit als Vorsprung auf die zweitplatzierte SPÖ, die auf 24,18 Prozent kam. Damit können sich die Schwarzen bei den Wahlkartenwählern dafür bedanken, dass der seit 1946 ÖVP-geführte Bezirk weiter in konservativer Hand bleibt. Denn noch ohne Inkludierung dieser Stimmen war die SPÖ auf Platz eins gelegen.

Alle Ergebnisse

Hier finden Sie alle Ergebnisse und Vergleichsdaten zur Wien-Wahl 2015 nach Einlangen - mehr dazu in Alle Ergebnisse, alle Daten.

„Wir im Ersten“ im Bezirksparlament

Die Blauen mit Neo-Spitzenfrau Stenzel und letztlich 18,73 Prozent schafften es immerhin auf den dritten Platz. Die Grünen, die sich ebenfalls Chancen im Match um die City ausgerechnet hatten, mussten sich mit 15,97 Prozent und damit einem Minus von 2,40 Prozentpunkten zufriedengeben. Die Liste „Wir im Ersten“ von Anwalt Karl Newole schaffte es mit 5,09 Prozent erneut ins Bezirksparlament.

Querelen zwischen Stenzel und Figl

Der am 14. November 1973 geborene Jurist Figl lebt in der Innenstadt und ist Kabinettsmitarbeiter von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP). Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Auf seiner persönlichen Website legt er sein Politikverständnis offen: „Ich komme aus einer Familie, in der Politik ein positiver Begriff ist: Es geht darum, seine Heimat zu gestalten, sich und seine Werte in die Gesellschaft einzubringen, für seine Mitmenschen da zu sein.“

Figl wurde in der Jungen ÖVP (JVP) groß. Von 2005 bis 2010 war der 41-Jährige stellvertretender Bezirksvorsteher in der City - bis ihn Stenzel überraschend zum einfachen Bezirksrat degradierte. Die streitbare „Grande Dame“ der City wollte nicht von „Nasenbohrern“ kritisiert werden, wie sie im Zusammenhang mit den Querelen in einem Interview sagte. Der Putsch sorgte damals auch in der Landespartei für Aufregung, und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Der Abgesägte wurde 2011 mit 95 Prozent Zustimmung zum Bezirksparteiobmann der City-Schwarzen gewählt. 2014 kam es schließlich zur Weichenstellung, als er und nicht Stenzel mit 100 Prozent zum Spitzenkandidaten für die Bezirksvertretungswahlen gekürt wurde - mehr dazu in Wien-Wahl: ÖVP lehnt Stenzel erneut ab (wien.ORF.at; 13.3.2015).

Sanierung des Stephansplatzes als Ziel

Tätig war Figl nicht nur in der Bezirkspolitik. Er fungierte einst als parlamentarischer Mitarbeiter des Außenpolitischen Sprechers der ÖVP und als politischer Berater des Zweiten Nationalratspräsidenten. Ab 2008 arbeitete er im Kabinett des damaligen Außenministers Michael Spindelegger. Einem Gerücht zufolge soll er sich 2012 um einen Spitzenposten im König-Abdullah-Zentrum beworben haben. 2013 wechselte er schließlich ins Finanzministerium.

In der Partei ist Figl gut verankert und hat gute Kontakte zum Bund. Was ihn als Bezirkspolitiker ausmacht? Das hat Figl auf seiner Website hervorgehoben: „Erfahrungen in vielen politischen Bereichen zeichnen mich aus. Diese bringe ich tagtäglich für die Bürgerinnen und Bürger in die Bezirksarbeit ein.“ Seine Ziele als neuer Bezirkskaiser: Die Innere Stadt soll ein bewohntes Stadtzentrum sein und kein ausgestorbener Stadtkern werden. Als erstes Projekt will er die Sanierung des Stephansplatzes angehen, wie er nach seiner Nominierung als Spitzenkandidat in Interviews ankündigte.

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