65 Prozent für FPÖ in Polizeisiedlung

Mit 65 Prozent der Stimmen liegt der stärkste Sprengel der FPÖ in Ottakring. Die meisten Wahlberechtigten dort leben in einem Polizistenwohnheim. Die FPÖ-Gewerkschaft sieht darin eine Antwort auf die „Flüchtlingseinsätze“ der Polizei.

Sprengel 44 (ohne Wahlkarten)

  • SPÖ: 55 (21.83 Prozent)
  • FPÖ: 165 (65.48 Prozent)
  • ÖVP: 21 (8.33 Prozent)
  • Grüne: 4 (1.59 Prozent)
  • NEOS: 5 (1.98 Prozent)
  • WWW: 1 (0.4 Prozent)
  • ANDAS: 1 (0.4 Prozent)

Wahlberechtigt: 473
Abgegebene Stimmen: 266
Gültige Stimmen: 252

Der Sprengel 44 ist die blaue Hochburg mitten im roten Ottakring. Der Sprengel ist mit 473 Wahlberechtigten sehr klein, aber in dem Wohnblock zwischen Koppstraße, Possingergasse, Herbststraße und Zagorskigasse leben in 415 Wohnungen sehr viele Polizisten und Polizistinnen mit ihren Familien. Die Mietpreise liegen ein Viertel unter denen im Gemeindebau. Die Siedlung wurde in den 1930er Jahren errichtet, um günstige Wohnungen für Polizisten zu schaffen.

„Es ist nicht mehr sicher in Wien“

Eine Frau, die in dem Block wohnt, berichtet von einer „vereinzelt fremdenfeindlichen Stimmung“: „Meine beste Freundin ist Türkin und kommt öfters auf Besuch, dabei ist sie schon angepöbelt worden.“ Beim „Wien heute“-Lokalaugenschein in dem Grätzel sind jedoch die meisten Bewohner nicht bereit, vor der Kamera zu sprechen. Ihre Meinung ist aber ähnlich dem, was die Ehefrau eines Polizisten dann sagt: „Schauen Sie sich um, es ist nicht mehr sicher in Wien. Die Polizisten bekommen das hautnah mit, sie haben auch immer mehr zu tun.“ Dabei bleibe der Personalstand aber gleich.

Karte

ORF.at

Der Sprengel 44 in der Nähe der Schmelz

AUF: Protest gegen Flüchtlingseinsätze

Eine Art Protestwahl gegen die „politischen Verantwortungsträger“ sieht man auch bei der blauen Polizeigewerkschaft AUF, die bei den letzten Personalvertreterwahlen 2014 ein Viertel aller Stimmen bekommen hatte.

Der AUF-Bundesvorsitzende Werner Herbert sieht in dem Ergebnis auch eine Antwort auf die Flüchtlingseinsätze in den vergangenen Wochen: „Viele Kollegen haben das negativ betrachtet. Für die Flüchtlinge steht verständlichermaßen viel zur Versorgung bereit. Der Polizist, der die Flüchtlinge versorgt und betreut, muss sich sein Wurstsemmerl beim Würstelstand aber selbst kaufen.“ Dieser Umstand wirke sich auch auf die Einsatzbereitschaft aus, so Herbert. Derzeit müssten viele Polizisten sehr viele Überstunden machen. Die Ruhephasen zwischen den Diensten werden dadurch zu kurz. „Das beeinträchtigt die emotionale und soziale Komponente der Polizistinnen und Polizisten.“

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„Wien heute“-Reportage aus Ottakring

Es ist der blaue Sprengel mitten im roten Ottakring. Die FPÖ erreichte in einer Polizistensiedlung 65 Prozent der Stimmen.

Außerdem verweist Herbert gegenüber „Wien heute“ auf fehlende, aber vom Bürgermeister versprochene Ausrüstung und Personal. So seien etwa 1.000 versprochene Helme noch nicht angeschafft worden, die WEGA warte auf Jacken. Das Votum „ist auch ein Ausdruck der Unzufriedenheit gegenüber den Zuständen, die momentan in der Wiener Polizei vorherrschen", sagt Herbert.

FSG: „Nicht repräsentativ“

Der rote Polizeigewerkschafter Harald Segall kann die Kritik nicht verstehen. Verantwortlich sei schließlich das schwarze Innenministerium. Außerdem glaubt Segall, dass der blaue Bau in Ottakring kein repräsentativer Querschnitt der 7.500 Polizistinnen und Polizisten in Wien sei.

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