ÖBB verkauften Nordbahnhofgelände

Ganz still haben die ÖBB vor zwei Wochen das Nordbahnhofgelände an ein Immobilienkonsortium verkauft, berichtet das „Profil“. Möglicher Hintergrund: Die unklare Situation um eine bisher ausgebliebene UVP für das Areal.

Das Gebiet nördlich des Pratersterns gehört zu den attraktivsten Arealen in Zentrumsnähe. Ein Drittel des Stadtentwicklungsgebiets wurde seit 2008 bereits bebaut, bis 2025 soll der Rest folgen. 5.000 Wohnungen und Büros mit mehr als 20.000 Arbeitsplätzen sind auf dem 40 Hektar großen Areal geplant. Die Bank Austria baut ihre neue Konzernzentrale auf dem Nordbahnhofgelände – mehr dazu in Arbeiten am „Austria Campus“ im Plan. Auch eine zwölf Hektar große Grünfläche ist geplant.

Fehlende UVP könnte zum Problem werden

In der Regel finden bei Bauplänen dieser Größenordnung Umweltverträglichkeitsprüfungen statt, etwa beim Sonnwendviertel beim neuen Hauptbahnhof oder bei der Seestadt Aspern. Das Nordbahnhofgelände sei keiner derartigen Prüfung unterzogen worden, weder der bebaute noch der geplante Teil, kritisieren „Rathausbeamte“ in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins „Profil.“

Den Antrag für eine UVP hätten das zuständige Magistrat oder der Eigentümer stellen müssen. Die Begründung der zuständigen MA 22: Der gesetzlich vorgesehene „planerische Gesamtwille" sei nicht erkennbar, eine UVP daher nicht notwendig, zitiert das Magazin. Die Folge der fehlenden UVP ist eine unsichere Rechtslage. Theoretisch könnten Baubewilligungen bei Einsprüchen entzogen worden.

Blick in riesige Baugrube

APA/Pfarrhofer

Bauarbeiten am Austria Campus

Die ÖBB verkauften vor zwei Wochen den nicht bebauten Teil des Areals an ein Immobilienkonsortium bestehend aus dem Versicherungskonzern Wiener Städtische, der Raiffeisen Evolution und der ÖVW, einer Tochter der Erste Bank. Die Immobilie wurde nicht öffentlich ausgeschrieben, über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart, heißt es von den ÖBB im „Profil“. Damit sind die ÖBB das Risiko der Folgen einer fehlenden UVP los, außerdem muss der neue Eigentümer eine Teil der bald anfallenden Kosten übernehmen, etwa für die Errichtung von Straßen. Bei den ÖBB war für den ORF Wien am Sonntag vorerst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

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