Wie der Life Ball zum Megaevent wurde

Seit 1992 sammelt das Team rund um Gery Keszler auf dem Life Ball Spenden in Millionenhöhe für den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids. 23 Bälle sind es bisher geworden. 2016 findet kein Life Ball statt.

Der Life Ball wird 2016 nicht stattfinden. Wie die Organisatoren bekanntgaben, will sich die Veranstaltung „in jeder Hinsicht neu erfinden und auf die nächste Stufe heben“. Nach der kreativen Pause wird das Charity-Event 2017 im Rathaus stattfinden - mehr dazu in Life Ball findet 2016 nicht statt (wien.ORF.at; 2.11.2015).

Vom „schwulen Aufschrei“ zum Megaevent

Gemeinsam mit seinem Freund Torgom Petrosian gründet Gery Keszler 1992 den Verein Aids Life. Nachdem Petrosian an Aids erkrankt, beschließen seine Freunde, in Österreich einen Charity-Event zu organisieren. Der Life Ball war geboren. Petrosian sollte aber nur den ersten Life Ball erleben.

Dieser geht am 29. Mai 1993 über die Bühne. Für das Event bringt Gery Keszler, der früher als Visagist tätig war, Stardesigner Thierry Mugler nach Wien. Der damalige Bürgermeister Helmut Zilk setzt sich dafür ein, dass die Aids-Benefizgala im Rathaus stattfinden kann. Der Life Ball ist somit die einzige Veranstaltung zugunsten von Aids-Organisationen, die in einem „politischen“ Gebäude stattfindet. Schon damals konnte sich die Gästeliste sehen lassen: Helena Christensen und Vivienne Westwood waren ebenso gekommen wie heimische Prominente wie Chris Lohner und Alfons Haider. „Am Anfang war der Life Ball wirklich ein schwuler Aufschrei“, erinnerte sich Haider - mehr dazu in Der erste Life Ball (greatmoments.ORF.at).

Gery Keszler. und Star-Designer Jeremy Scott

APA / Hans Klaus Techt

Gery Keszler und Star-Designer, 1999

Falco trat 1998 am Life Ball auf

Aufgrund des großen Erfolges des ersten Life Balls und der enormen Nachfrage beschließen die Organisatoren rund um Keszler 1994 eine „Wiederholung“. Danach ist der Hype nicht mehr aufzuhalten. Karten für das Fest sind binnen Minuten vergriffen, die Spendensummen werden immer höher.

Mit der fünfte Ausgabe am 10. Mai 1997 mausert sich der Life Ball zum Megaevent. „Queen of Punk“ Vivienne Westwood kommt erneut nach Wien, um die diesjährige Modeshow auszurichten. Als Mitternachtseinlage singt Falco im Rathaus, einer seiner letzten Auftritte in Österreich vor seinem Unfalltod im Februar 1998.

Stargast Elton John und Ball-Organisator Gerry Keszler 2001

APA / Roland Schlager

Elton John und Gerry Keszler beim Life Ball 2001

Stargäste aus aller Welt

Mit jedem Jahr wird das Fest aufwendiger und pompöser, die Eröffnungszeremonie samt Modeschau auch für Zaungäste im Rathausplatz geöffnet. Auch die Gästeliste wird immer prominenter: Elton John, Neil Tennant, der Sänger der Pet Shop Boys, Ex-Spice-Girl Emma Bunton, Liza Minelli, Heidi Klum, Sharon Stone, Milla Jovovich, Topmodel Naomi Campell, Antonio Banderas, Sean Penn, Whoopi Goldberg, die norwegische Kronprinzessin Mette-Marit oder der Geiger David Garrett - alle kommen sie zu dem Fest.

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Das Archiv der ORF-TVthek zeigt den Life Ball im Rückblick.

Doch nicht nur das Publikum, auch die Hilfsprojekte werden internationaler: Seit 2006 kooperiert der Life Ball mit der American Foundation for Aids Research (amfAR). Auch die Clinton Foundation HIV/Aids Programme (CHAI) wird unterstützt, der ehemalige US-Präsident Bill Clinton dadurch zum Stammgast. 2010 bildet der Life Ball den Auftakt der Welt-Aids-Konferenz in Wien.

Wiens Buergermeister Michael Haeupl mit Ballgaesten 2001

APA / Roland Schlager

Bürgermeister Michael Häupl mit Ballgästen, 2001

Keszler selbst mit HIV infiziert

2015 war der vielleicht persönlichste Ball von Organisator Gery Keszler. Völlig unerwartet berichtete Keszler bei seiner Rede davon, sich selbst in Australien in seinen 20ern mit dem HIV-Virus infiziert zu haben. „Ich war einer der ersten in Österreich, der sich mit Aids infiziert hat“, sagte er - mehr dazu in Keszler spürt „großes Ja“ zu Life Ball (wien.ORF.at; 16.5.2015).

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