„Goldene Zeiten“ in der Nationalbibliothek

In einer neuen Ausstellung ehrt die Österreichische Nationalbibliothek „Goldene Zeiten“ der Buchkultur. 80 bibliophile Werke aus der Zeit der Gotik bis zur Renaissance werden im Prunksaal gezeigt.

Unter den einzigartigen Buchartefakten ist etwa ein Evangeliar, das 1368 im Auftrag von Herzog Albrecht III. mit in Gold geschriebenem Text gefertigt wurde. Das von Johannes von Troppau erstellte Buch ist die kostbarste Handschrift aus Habsburger-Besitz in der Österreichischen Nationalbibliothek und gilt als Gründungswerk ihrer Vorläuferinstitutionen.

Neben Gebets- und Lehrbüchern zählt unzweifelhaft auch jene Goldene Bulle zu den Highlights der Schau, die König Wenzel I. um 1400 in Auftrag gab - eines der bedeutendsten Rechtsdokumente des Heiligen Römischen Reiches, das seit 2013 auf der UNESCO-Liste des Weltdokumentenerbes steht und erstmals seit Langem besichtigt werden kann.

Stephansdom, Wiener Heiltumsbuch, 1502

Österreichische Nationalbibliothek

Eine der ältesten erhaltenen Abbildungen des Stephansdoms findet sich im Wiener Heiltumsbuch 1502

Buchdrucke mit seltenen Abbildungen

Am Ende der Schau versammeln sich wertvolle Buchdrucke als Fallbeispiele für die Revolution, die Gutenberg mit seiner Erfindung ausgelöst hat. Aus dieser Epoche stammt etwa das von Johannes Winterburger angefertigte Wiener Heiltumsbuch aus 1502, das den Reliquienschatz einer Kirche in mehr als 260 Holzschnitten zeigt - und eine der ältesten erhaltenen Abbildungen des Stephansdoms. Auch die in der Passauer Missale enthaltene Darstellung des gekreuzigten Christus von Lucas Cranach dem Älteren ist erstmals in „Goldene Zeiten“ zu sehen.

Alles in allem verdeutlichen die Exponate mithin nicht nur den Prunk und den Glanz, der ihnen zu ihrer Zeit zugesprochen wurde. Sie zeigen in ihrer Gesamtheit auch den radikalen Paradigmenwechsel, der mit dem Übergang von der mittelalterlichen Handschrift zum gedruckten Buch der Neuzeit einherging - eine echte Medienrevolution eben.

Ausstellungshinweis

„Goldene Zeiten“, bis 21. Februar 2016, Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, Josefsplatz 1, 1010 Wien

„Goldene Zeiten“ ist dabei Teil einer internationalen Ausstellungsserie unter dem Titel „Meisterwerke der Buchmalerei des 15. Jahrhunderts in Mitteleuropa“, an der sich zwölf Bibliotheken des deutschsprachigen Raumes beteiligen. Bis September 2017 wollen die Institutionen die Höhepunkt ihrer jeweiligen Bestände zeigen.

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