„Mahü“: Neubau will Koranverteilung verbieten

Seit über einem Jahr werden in der Mariahilfer Straße durch die „Lies!“-Stiftung Korane verteilt. Der Neubauer Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger (Grüne) will das nun verbieten – er befürchtet IS-Rekrutierungen von Flüchtlingen.

Es könnte versucht werden, Flüchtlinge aus dem nahegelegenen Quartier im ehemaligen „Kurier“-Haus für den IS zu rekrutieren, befürchtete Blimlinger im Interview mit Ö1 - mehr dazu in oe1.ORF.at Zudem gebe es eine eskalierende Stimmung gegen die Verteilungen in der Bevölkerung, er erhalte viele Mails und Anrufe. Blimlinger plädierte für ein Verbot der Koranverteilung in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften, für ein generelles Verbot sei er nicht.

50 deutsche Aktivisten nach Syrien gezogen

Den Vorwurf von IS-Rekrutierungen wies der Koordinator der „Lies!“-Aktion in Österreich, Mustafa Brahja, gegenüber Ö1 vehement zurück. Zwar seien in Deutschland 50 Aktivisten der Aktion nach Syrien gezogen, aus Österreich jedoch kein einziger. Er lasse auch keine Tschetschenen mehr mitmachen, so Brahja, weil die meisten, die aus Österreich nach Syrien gegangen seien, Tschetschenen gewesen seien.

Koranverteilung

ORF

Seit über einem Jahr verteilt die „Lies!“-Stiftung in der Mariahilfer Straße kostenlos Korane

Für Dezember seien vom Magistrat bereits drei oder vier Koranverteilungsaktionen für die Mariahilfer Straße genehmigt worden, erklärte Brahja. Sollte es dabei Probleme geben, werde er einen Anwalt engagieren.

Freiwilliger Verzicht?

Als Vermittlerin will sich nun offensichtlich die islamische Glaubensgemeinschaft einschalten. Sprecherin Karla Amina Baghajati scheint ein freiwilliges Verzichten der Stiftung auf die Koranverteilungen anzupeilen. Ein Verbot wäre Wasser auf die Mühlen derer, die den Westen der Heuchelei beschuldigen würden, weil dieser groß von Werten rede, diese dann aber nach Belieben verteilen würde. „Wir brauchen eine Differenzierung zwischen gewaltbereitem Salafismus und den vielen Menschen, die ultraorthodox leben wollen, aber dabei absolut friedlich sind,“ so Baghajati.

Innenminsteriumssprecher Karl-Heinz Grundböck erklärte, für Koranverteilungen müssten dieselben Regeln gelten wie für Bibelverteilungen - außer es gebe Hinweise auf strafbare Handlungen wie Rekrutierungen. Es gebe derzeit jedoch keine erhärteten Feststellungen, dass diese Grenze überschritten werde. Bereits untersagt wurden Koranverteilungen in Wiener Neustadt. Die Begründung: Viele Beschwerden über Belästigung und angebliche Beschimpfungen.