ELGA startet in Krankenhaus Hietzing

Ab Donnerstag startet der Echtbetrieb der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA). Den Beginn machen zunächst das Wiener Krankenhaus Hietzing sowie Spitäler in der Steiermark. Die Ärztekammer ist weiterhin skeptisch.

In fünf Abteilungen des Krankenhauses Hietzing wird ELGA in Wien als erstes eingesetzt, Anfang 2016 folgen die weiteren Spitäler des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) und im Mai 2016 dann das AKH. In der Steiermark werden zum Start bereits über 90 Prozent des stationären und ambulanten Bereichs abgedeckt.

E-Card-Daten

APA/Harald Schneider

Die E-Card ist der Schlüssel zu den ELGA-Daten

Dass man es Wien langsamer angeht als in der Steiermark, erklärte der zuständige KAV-Manager Michael Binder im Vorfeld damit, dass man bei einer „kontrollierten Inbetriebnahme“ noch organisatorische Optimierungen vornehmen und etwaige technische Probleme leichter lösen könne. Die anderen Spitäler und Bundesländer sollen im Laufe des nächsten Jahres an ELGA angeschlossen werden. Die niedergelassenen Ärzte arbeiten ab Mitte 2016 freiwillig und ab Mitte 2017 verpflichtend mit ELGA.

Zweite Meinung einholen weiter möglich

Über ELGA sollen Patienten und ihre behandelnden Ärzte, Spitäler, Pflegeeinrichtungen und Apotheken einfach via Internet auf Gesundheitsdaten zugreifen können. Abrufbar sind zunächst Entlassungsbriefe sowie Labor- und Radiologiebefunde. Es werden nur neue Befunde aufgenommen, alte werden nicht nachträglich eingespeist. Weitere Befundarten sollen folgen, in Zukunft auch Röntgen-, MRT-Bilder und Ähnliches.

ELGA soll Diagnosen und Behandlungen übersichtlich machen und dem Patienten - und auch dem Steuerzahler - Mehrfachuntersuchungen ersparen. Dies bedeute aber nicht, dass man nun keine zweite Meinung mehr einholen könne, so Susanne Herbek, Geschäftsführerin der ELGA GmbH, im Interview mit „Radio Wien“: „ELGA ist ein Unterstützungssystem und behindert natürlich nicht, wenn Ärzte oder Patienten zu dem Entschluss kommen, Untersuchungen neu durchführen zu wollen oder Kontrollen durchführen zu wollen.“

Ärztekammer befürchtet „Mehr an Bürokratie“

Für die Wiener Ärztekammer ist der ELGA-Start „kein Grund zum Jubel“, wie es in einer Aussendung am Dienstag hieß. Der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres befürchtet „ein Mehr an Bürokratie“ in den Ordinationen und Spitälern. Damit bliebe noch weniger Zeit für den direkten Kontakt mit den Patienten, so Szekeres.

Zudem äußerte er datenschutzrechtliche Bedenken: „Die Praxis zeigt, dass der Patient in den Spitälern gar nicht weiß, wer seine gesamte ELGA einsieht, weil das von jedem Spitalsträger in Österreich individuell geregelt wird“, kritisierte Szekeres.

Bisher rund 226.000 Abmeldungen von ELGA

Die Betreiber von ELGA versprechen jedenfalls höchste Datensicherheit, sogar Hacker seien für Sicherheitstests beauftragt worden - und es sei ihnen nicht gelungen, das System zu knacken. Die Daten werden bei ELGA nicht zentral gespeichert sondern nur vernetzt. Schlüssel zu den Daten ist die E-Card des jeweiligen Patienten - auf der E-Card selbst sind jedoch keine Daten gespeichert. Patienten können ihre Daten über das Portal gesundheit.gv.at einsehen.

Als Patient könne man zudem gewisse Befunde sperren, sodass diese nicht eingesehen werden können, so Herbek: „Das ist ein Recht aus dem Datenschutz. Ich kann als Patientin selber entscheiden, wer meine Befunde sieht.“ Wer trotzdem skeptisch ist, kann sich von ELGA auch abmelden - das geht schriftlich bei der ELGA-Widerspruchsstelle. Bisher haben das an die 226.000 Menschen getan, eine Anmeldung ist jederzeit wieder möglich.

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