Wiener Drohnen als Millionengeschäft

Rund 300 Drohnen der Wiener Firma Schiebel sind derzeit weltweit im Einsatz - etwa für die Flüchtlingsrettung und die Grenzüberwachung. Auch ein Einsatz in Wien ist künftig vorstellbar, zum Beispiel bei der Stadtvermessung.

Die Drohnen vom Wiener Familienunternehmen Schiebel mit Sitz in Margareten wurden etwa von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zur Überwachung des Waffenstillstands in der Ostukraine verwendet. Die Vereinigten Arabischen Emirate hingegen setzen die Wiener Drohnen zur Grenzsicherung ein - mehr dazu in Drohneneinsatz in Ukraine gestoppt (noe.ORF.at; 18.11.2014).

Keine Waffen als Ausrüstung

„Unsere Drohnen werden nicht mit Waffen ausgestattet“, so Hannes Hecher, Vorstandsmitglied von Schiebel, gegenüber wien.ORF.at. Derzeit werden die Drohnen ausschließlich exportiert. In Österreich gibt es keine Abnehmer. Hecher könnte sich für die Zukunft den Einsatz von Drohnen aber auch in Wien vorstellen.

Drohnen als Entlastung in Landwirtschaft

„Wenn die rechtliche Lage geklärt ist, dann wäre es vorstellbar, dass Drohnen zum Beispiel im Wienerwald eingesetzt werden. So könnte im forstwirtschaftlichen Bereich mittels Drohnen schnell ermittelt werden, wo Bäume sind, die eine Schädigung haben. Mit Sensoren kann dann festgestellt werden: Gibt es einen Befall oder sind sie nur vertrocknet? Menschen könnten so schneller abklären, ob hier Chemie eingesetzt werden soll“, so Hecher.

Florian Hutz vom Forstamt der Stadt Wien sieht den Einsatz von Drohnen noch nicht kommen: „Der Markt ist noch sehr in Bewegung. Technologisch und rechtlich ist noch Einiges zu tun.“

Einsatz in der Stadt schwierig umzusetzen

Dafür hat die MA 41, Stadtvermessung, bereits Drohnen einer anderen Firma getestet: „Es war nur ein Testprojekt, um uns ein Bild von der Einsatzfähigkeit zu machen. Es ist aber noch keine Entscheidung gefallen, ob sie eingesetzt werden“, so Peter Belada, der Leiter der Abteilung.

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Aus Sicherheitsgründen gilt über Wien ein Flugverbot für Drohnen, die schwerer als 250 Gramm sind.

In der Stadt ist es laut Hecher ohnehin schwierig, Drohnen einzusetzen: „Es geht einerseits um die Privatsphäre der Menschen, die nicht eingeschränkt werden darf. Und andererseits auch um die Sicherheit: Was passiert, wenn eine Drohne abstürzt? Auch eine Drohne mit fünf Kilogramm birgt dann ein großes Risiko.“

Drohnen zur Flüchtlingsrettung

200 Kilogramm schwer und drei Meter lang ist ein unbemannter Helikopter von Schiebel. Es gibt nur ein Modell, an dem stetig weitergearbeitet wird. Der Preis einer Drohne bewegt sich „im einstelligen Millionenbereich“. Die meisten Drohnen sind jedoch mit Kameras ausgestattet, die noch einmal rund eine halbe Million Euro zusätzlich kosten.

Der „Camcopter S-100“, so der Name der Drohne, kann unter den verschiedensten Verhältnissen eingesetzt werden. „Von Eislandschaften in der Arktis bis zur Wüste, je nachdem variiert nur der Schutz der Belüftung“, so Hecher.

Drohnen von Schiebel

Schiebel

Wiener Drohnen in Produktion

Drohne benötigt Antenne und Computer

Derzeit werden die Wiener Drohnen zum Beispiel beim Projekt Migrant Offshore Aid Station (MOAS) eingesetzt. Ein in Malta lebender Millionär gründete dieses Projekt. Ein mit Drohnen ausgerüstetes Schiff versucht dabei, Flüchtlingsboote in Notsituationen zu finden und Menschen zu retten.

„Die Drohnen können 200 Kilometer weit in eine Richtung fliegen. Der Pilot der Drohne sitzt beim Schiffskapitän und gibt die Koordinaten ein, die die Drohne abfliegen soll. Ein zweiter Beobachter verfolgt die Kameraaufnahmen", so Hecher. Mit den übermittelten Bildern wird entschieden, welche Flüchtlinge zuerst angesteuert und gerettet werden - mehr dazu in Flüchtlingsdrama: Drohnen im Hilfseinsatz (noe.ORF.at; 17.4.2015).

Die Drohne ist also nur in Kombination mit einem Computer, der die Informationen für die Drohne umwandelt, und einer Antenne funktionstüchtig. Die Schulung des Personals für die Steuerung der Drohne dauert etwa sechs Wochen.

Erstes Modell 2003 fertig entwickelt

Die Fertigung der Drohne benötigt „im schnellsten Fall zwei Wochen – es hängt jedoch davon ab, ob alle Komponenten lagernd sind“, so Hecher. Selbst produziert Schiebel nämlich nur die Kohlefaserteile bzw. die Außenseiten der Drohnen. Die anderen Teile stammen von rund 300 Zulieferfirmen, die ihren Sitz meist in Österreich haben.

Die Entwicklung der ersten Drohne startete 1995. Der ursprüngliche Gedanke war es, die Minensuche zu verbessern, denn Schiebel war vorerst Weltmarktführer bei Minensuchgeräten. „Die Minensuche sollte ohne Menschen möglich werden, um das vorhandene Risiko bei der Suche zu minimieren. Der Gedanke war also, ein fliegendes Objekt zu schaffen, das aus der Luft den Boden auf Minen durchsuchen kann“, so Hecher.

Produktion aus Platzgründen ausgelagert

2003 war dann der erste „Camcopter S-100“ fertig entwickelt. „Das erste Modell war noch mit dem Motor einer Kettensäge ausgestattet“, sagt Hecher. Damals wurden die Drohnen noch in Wien entwickelt und zusammengebaut. Mittlerweile wurde die Produktion „aus Platzgründen“ nach Wiener Neustadt in Niederösterreich ausgelagert. „Die Entwicklung der Drohnen findet aber weiterhin in Wien statt, so wie die Freigabe der fertigen Stücke.“

Lisa Rieger; wien.ORF.at

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