Auslandsbüros: Teile des Personals müssen gehen

Die Auslandskommunikation der Stadt wird vom Compress-Verlag in die Wien-Holding umgesiedelt. Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) hat angekündigt, dass nicht das gesamte Personal in die Holding-Tochter wechseln könne.

„Eine 1:1-Übernahme von allen ist nicht möglich“, betonte Brauner. Nicht zuletzt deshalb, da ab 2016 nicht mehr wie bisher mehr als 14 Mio., sondern 9,5 Mio. Euro pro Jahr für die Auslandskommunikation zur Verfügung stehen. Außerdem würden einige der insgesamt rund 70 Beschäftigte womöglich gar nicht in die neue Wien-Holding-Tochter Eurocomm-PR GmbH wechseln wollen. Man werde aber versuchen, möglichst viel Kompetenz und Know-how zu behalten, versicherte die Ressortchefin.

Gratismedium könnte eingestampft werden

Brauner stellte klar, dass die geringeren Budgetmittel eine Neuaufstellung der Auslandskommunikation nötig machen. Überdacht werden sollen unter anderen Anzahl - derzeit elf - und Standorte (aktuell vor allem in osteuropäischen Städten) der Auslandsbüros. Hier will Brauner ein Ranking erstellen, welche Büros besonders oft frequentiert wurden.

Noch nicht fix sei außerdem, ob das Compress-Medium „Enjoy Vienna“, das am Flughafen Schwechat gratis aufliegt, weiter bestehen wird. Etwaige Leistungseinschränkungen sollen aber durch einen vermehrten Fokus auf Digitales kompensiert werden. Synergieeffekte in Sachen Auslandspositionierung erhofft sich die Stadträtin auch mit dem Wien-Tourismus und der Wirtschaftsagentur.

Vertrag läuft mit Jahresende aus

Der Compress-Verlag hatte über einen - durchaus umstrittenen - Zehnjahresvertrag in Höhe von bis zu 146 Mio. Euro mit dem Rathaus verfügt. Er läuft Ende 2015 aus. Im Zuge der Eingliederung der Agenden in die Wien-Holding, die nun auch eine Kontrolle der Auslandskommunikation durch den Stadtrechnungshof ermöglicht, wird die Finanzierung mit 9,5 Mio. Euro pro Jahr vorerst auf zwei Jahre begrenzt. Bis dahin soll das endgültige neue Konzept als Voraussetzung für eine Vertragsverlängerung ab 2018 stehen - mehr dazu in Kritik an Auslandsbüros der Stadt Wien.

ÖVP, FPÖ und NEOS geißeln die Grünen

Die Verschiebung vom Compress-Verlag zur Wien-Holding sorgt für Zorn bei ÖVP, FPÖ und NEOS, der sich vorrangig gegen die Grünen richtet. „Mit dem Umfallen der Grünen bleibt Intransparenz und Verschwendung nicht nur Fixpunkt in Sachen Werbe- und Inseratenkosten in Wien, sondern auch weiterhin das Konzept der Auslandsbüros der Stadt“, meinte ÖVP-Chef Gernot Blümel.

FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus vermutet gar ein Gegengeschäft. „Offenbar war der Compress-Deal der Faustpfand für das geliehene Vizebürgermeisteramt“, spielte er auf die Tatsache an, dass die SPÖ den Grünen freiwillig diesen Titel überlassen hat. Die Sache hinterlasse einen „schalen Beigeschmack“, hielt er per Aussendung fest.

NEOS sieht die Sache nicht zuletzt als Auftrag für starke Oppositionsarbeit - denn: „Die Grünen haben mit der Koalition 2.0 ihre Seele an die SPÖ verkauft, um weiterhin an der Macht zu bleiben. Sie haben ihre Ideale wie auch schon 2010 verraten“, konstatierte Klubchefin Beate Meinl-Reisinger.

Häupl weiterhin für Lobautunnel

Auch das Thema Lobautunnel wurde im Gemeinderat behandelt. Während die Grünen weiterhin gegen den Lobautunnel sind, bekräftigte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), dass für ihn die Tunnellösung „an oberster Stelle“ stehe - mehr dazu in Lobautunnel für Häupl „an oberster Stelle“.