Tiergarten: Neue Strategie bei Erbschaften

Dem Tiergarten Schönbrunn werden jährlich Geldsummen, Wertpapiere und Häuser im Wert von bis zu einer Million Euro vererbt. Um die Gönner vor ihrem Tod kennenzulernen, verfolgt der Zoo nun eine neue Strategie bei den Erbschaften.

„Wertmäßig der wirklich größte Brocken war bis jetzt eine Liegenschaft in Niederösterreich, die um über eine Million Euro verkauft werden konnte. Gerade in Hinblick auf den Neubau des Giraffenhauses und den Wintergarten, den wir gerade machen, war das mit einem Schlag eine große Entlastung“, sagt Gerhard Kasbauer, der stellvertretender Direktor im Tiergarten Schönbrunn - mehr dazu in Giraffen bekommen Wintergarten.

Landwirtschaft Krumbach

Tiergarten Schönbrunn

Diese Landwirtschaft in Krumbach wurde dem Tiergarten vererbt

Geld statt Immobilienverwaltung

Aktuell wurde dem Tiergarten ein Teil eines Zinshauses auf der Mariahilfer Straße vererbt. In der Vergangenheit hinterließ ein Linzer Rechtsanwalt dem Zoo 500.000 Euro, damit bei der Freiland-Aquarienwelt die heimische Fischwelt angesiedelt werden konnte.

„Einmal ist ein Mann gekommen und hat uns seinen Autoschlüssel in die Hand gedrückt, weil er mit seinen über 80 Jahren nicht mehr fahren und das Auto dem Tiergarten schenken wollte“, so Kasbauer. Prinzipiell nimmt der Tiergarten alles, was sich schnell zu Geld machen lässt. Objekte mit Verkaufsverbot haben für den Zoo keinen Nutzen. Man möchte sich nicht etwa auf Immobilienverwaltung, sondern auf das Kerngeschäft sowie auf Artenschutz und Forschung konzentrieren.

„Kein Aufruf, sondern Wegweiser“

Der Tiergarten rechnet jährlich mit 150.000 Euro, die durch Erbschaften lukriert werden. „Das ist eine Platzhaltersumme, es kann auch viel mehr sein. Über den Mehrjahresschnitt bewegen wir uns irgendwo zwischen 500.000 und einer Million pro Jahr“, so Kasbauer. „Für den Tiergarten sind Erbschaften nicht der Hauptbrocken. Daher müssen wir nicht so aggressiv auf Spender zugehen, wie das andere Institutionen machen, die davon leben.“

Zu Weihnachten entschloss sich der Zoo jedoch, erstmals Informationen zum Thema Erbschaften auf der Homepage zu veröffentlichen. „Nicht als großer Aufruf, sondern als Wegweiser, wohin kann ich mich wenden, wenn ich etwas hinterlassen möchte“, so Kasbauer. „Es geht uns auch darum, die Menschen, die dem Zoo etwas vererben wollen, kennenzulernen - um zu beraten und um Danke sagen zu können.“ Denn in der Regel erfährt der Zoo erst bei der Hinterlassenschaftsabhandlung beim Notar von Erbschaften.

Insektarium mit Danksagung

Tiergarten Schönbrunn

Ein Ehepaar, das zuletzt in Amerika lebte, hinterließ dem Tiergarten Schönbrunn 200.000 Euro für das Insektarium „Haus der Schrecken“

Grabpflege und Platz im Tiergarten

Als Dankeschön werden die Namen der Großspender und Erblasser im Tiergarten auf der Gedenktafel "In dankbarer Erinnerung“ erwähnt. In manchen Fällen kümmert sich der Tiergarten auch um die Gräber der Verstorbenen - zum Beispiel, wenn es keine Angehörigen gibt. Kasbauer: „Oft wurde das Begräbnis gemacht, aber niemand hat veranlasst, dass die Namen der Verstorbenen in die Grabsteine eingraviert werden. Und das sind schon Dinge, auf die wir dann wirklich schauen.“

Erbschaften nicht mehr „aus Mitleid“

Die Motive, warum Menschen dem Tiergarten etwas vererben, sind vielschichtig. Bevor der Tiergarten im Jahr 1991 vom damaligen Direktor Helmut Pechlaner übernommen wurde, war sein Ruf nicht sonderlich gut. Kasbauer: „Da wurde ganz klar aus Mitleid vererbt und gespendet, weil die Tiere so arm waren. In der Zwischenzeit ist ja sehr viel passiert. Aus Mitleid bekommen wir jetzt hoffentlich keine Spenden und Erbschaften mehr.“

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