Joannis Avramidis verstorben

Der Bildhauer Joannis Avramidis ist im Alter von 93 Jahren verstorben. Avramidis zählte zu den bedeutendsten österreichischen Bildhauern und war auch jahrzehntelang Professor an der Akademie der bildenden Künste.

Wie die Albertina in einer Aussendung mitteilte starb Avramidis in der Nacht auf Samstag. „Ich glaube, dass wir die Bedeutung von Avramidis noch gar nicht wirklich abschätzen können. Seine in jeder Hinsicht - formal wie moralisch - strenge Auffassung von Kunst kann als ein Fixstern in der Zeit der sonst oft so unübersichtlichen Beliebigkeit von Kunst gelten", so Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina.

Joannis Avramidis bei einer Buchpräsentation 2011

APA/Roland Schlager

Joannis Avramidis 2011 im Rahmen der Präsentation des Buches „Avramidis. Der Rhythmus der Strenge“

Lehrjahre bei Andersen und Wotruba

Bis ihn sein Weg nach Wien führte, konnte der 1922 in Batum am Schwarzen Meer geborene Avramidis bereits auf etliche turbulente Lebensabschnitte zurückblicken. Aufgrund der Unterdrückung waren seine griechischstämmigen Eltern von der Türkei nach Georgien gekommen, wo Avramidis 1937 sein Studium an der staatlichen Kunsthochschule begann. Nur zwei Jahre später, nachdem sein Vater der stalinistischen Verfolgung zum Opfer fiel, musste er es aber bereits wieder abbrechen. Nach einer Zwischenstation in Athen kam er während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeiter nach Wien.

Hier waren es zunächst Robin Christian Andersen (Malerei), danach Fritz Wotruba (Bildhauerei), die Avramidis an der Akademie unter ihre Fittiche nahmen. 1968 leitete er dort selbst eine Meisterklasse für Bildhauerei und war bis zu seiner Emeritierung 1992 an der Akademie der bildenden Künste tätig. 1962 vertrat Avramidis Österreich bei der Biennale in Venedig und seit 1973 war er Mitglied des Österreichischen Kultursenats.

Suche nach der „absoluten Form“

Durch das Werk des Künstlers zog sich die Suche nach der „absoluten Form“. Egal ob die bekannte Figurengruppe „Polis“, seine einnehmenden „Bandfiguren“ oder auf das Wesentliche reduzierte Köpfe - von „Hermes“ bis zum „Großen Kopf“ -, stets wurden Struktur- und Formgebung durch minimalistische Linien und raumgreifendes Volumen geprägt. Beim „Schreitenden“ wurde der ganze Körper scheinbar von den Beinen eingenommen und Reduktion als transportierendes Mittel der Bewegung verwendet.

„Das Zeitlose hat immer seine Berechtigung und ist immer aktuell“, meinte Avramidis selbst einmal in einem Interview, seine Inspiration bezog er aus der Antike und Frührenaissance. Seine Arbeitsstätte hatte er auf dem Areal des Staatsateliers im Prater - gemeinsam mit seiner im März 2013 verstorbenen Ehefrau Annemarie Avramidis, deren Werk als Bildhauerin im Schatten von Joannis Avramidis stand. Diese geringe Wahrnehmung ihres Oeuvres durch die Öffentlichkeit empfand ihr Mann selbst immer als ungerechtfertigt.

Joannis Avramidis wurde unter anderem mit dem „Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich“, dem „Staatspreis der Akademie der Bildenden Künste“, dem „Österreichischen Förderungspreis für Plastik“ und dem „Großen Österreichischen Staatspreis“ geehrt.

Mailath-Pokorny: Bedeutender Protagonist

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) würdigte Joannis Avramidis als einen der „bedeutendsten Protagonisten der österreichischen Bildhauerei. Wien und die Kunstwelt verlieren mit Avramidis einen international geachteten, richtungsweisenden Vertreter der modernen Plastik“.

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) nannte Avramidis einen „Erneuerer der Bildhauerei“. Mit Avramidis’ Ableben verliere Österreich „einen der bedeutendsten wegweisenden Bildhauer unserer Zeit“.

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