Lotte Tobisch gegen neue Opernball-Lady
„Sie sollen das das Büro machen lassen. Das kann das allein, man braucht gar niemanden mehr. Der Direktor soll das selber übernehmen als Chef, und das Büro funktioniert sowieso“, sagte Tobisch. „Diese Art von Besetzungskarussell, das ist zu blöd.“
APA/Georg Hochmuth
Treichl-Stürgkh wird nach dem 60. Opernball am 4. Februar ihre Funktion zurücklegen. Künftig wolle sie sich verstärkt ihrer Familie und ihrer verlegerischen Tätigkeit widmen, gab sie vergangene Woche bekannt. Als Nachfolgerin wird etwa Sponsoringexpertin Alexandra Hilverth gehandelt - mehr dazu in Opernball: Spekulationen über Treichl-Nachfolge.
„Ernst nehmen dürfen S’ das nicht“
Tobisch organisierte den Ball 15 Jahre lang, von 1981 bis 1996. Was braucht es dafür? „Man muss es ernsthaft machen, es muss klappen, es muss in Ordnung sein. Aber ernst nehmen dürfen S’ das nicht“, sagte die 89-Jährige im APA-Interview. An der Aufgabe gereizt hatte sie die Inszenierung des Events und auch die Rolle, die sie zu spielen hatte: „Ich habe die Ballmutter, die Mutter der Nation gespielt - einen Abend ist es ja ganz lustig.“
In ihrer Zeit als „Ballmutter“ erlebte sie viel: angefangen bei den Opernballdemos über prominente Gäste bis hin zur Entscheidung, die Veranstaltung wegen des Irak-Krieges 1991 abzusagen. Was sie übrigens heute nicht mehr tun würde.
„Nur ein Trottel regt sich über den Lugner auf“
Mit Baumeister Richard Lugner, der ihren Nachfolgerinnen viele Nerven kostete, hatte Tobisch keine Probleme: „Nur ein Trottel regt sich über den Lugner auf. Einen Wurschtel muss der Opernball zum Fasching aushalten.“ Sie respektiere ihn: „Wie er ist, das wissen wir. Der Meinl verkauft ein Mohrenköpfchen, er verkauft eben seinen eigenen fürs Geschäft. Ich mag Menschen nicht, die andere Menschen verachten.“ Lugner kommt heuer mit Brooke Shields zum Opernball - mehr dazu in Lugner mit Brooke Shields auf Opernball.
APA/Neubauer
Ebenfalls gut im Griff hatte Tobisch den ehemaligen Staatsoperndirektor Ioan Holender, mit dem vor allem ihre Nachfolgerin Elisabeth Gürtler ihre liebe Mühe hatte: „Ich sage immer mein ‚Todfreund‘. Er hat mich zu Tode sekkiert, aber das geht bei mir nicht so leicht.“
Tobisch stammt aus einer begüterten Familie und wuchs in Wien auf. „Der Opernball war für mich immer eine Märchenveranstaltung, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat“, erinnert sie sich an die Ballbesuche ihrer Mutter. Sie selbst besuchte sogar den ersten Opernball nach dem Zweiten Weltkrieg 1956: „Aus Neugier war ich dort. Es war sehr hübsch, und das war es. An sich bin ich kein Ballgeher. Ich tanze zwar, aber beim Walzer wird mir sofort schlecht.“
Keine spezielle Terrorwarnung für Opernball
Obwohl laut Innenministerium derzeit „in ganz Europa von einer erhöhten Gefährdungssituation“ auszugehen ist, gibt es für den 60. Wiener Opernball am 4. Februar keine spezielle Terrorwarnung. Seitens der Oper wird man allerdings - wie jedes Jahr - dafür sorgen, dass sich die Gäste „wohl und sicher fühlen“, wie Sprecher Andre Comploi der APA sagte.
ORF.at/Christian Öser
Entgegen medial kolportierter Gerüchte wird auch der Gang über den roten Teppich wie vorgesehen stattfinden. „Wir sind natürlich in engem Kontakt mit den Behörden. Die Sicherheit am Opernball ist jedes Jahr sehr hoch“, sagte Comploi. Über genaue Maßnahmen wollte der Sprecher allerdings keine Auskunft geben.
Auch der ORF wies zurück, dass die Ankunftinterviews aus Angst vor Terroranschlägen ins Innere der Oper verlegt werden. „Selbstverständlich senden wir auch Bilder vom Red Carpet“, sagte Sprecher Roman Horacek. Die Interviews werden allerdings in der Crystal Bar stattfinden, da dort „die Moderatoren mit ihren Gästen unbeschwert plaudern können“. Das sei bereits seit Längerem aufgrund des heurigen 60-Jahr-Jubiläums des Balles so geplant.