Hofburg-Wahl: Richard Lugner tritt an

Mit 83 Jahren will es Richard Lugner politisch noch einmal wissen: Zum zweiten Mal nach 1998 tritt er zur Bundespräsidentschaftswahl an. Seine bisherige politische Karriere ist durchwachsen.

Zweimal versuchte sich Lugner bisher als Politiker. 1998 kandidierte er als Bundespräsident und kam auf 9,91 Prozent der Stimmen, 413.066 Österreicher wählten ihn. Die Wahlkampagne hatte der Baumeister unter anderem mit dem Slogan „Erfolgreich aus eigener Kraft“ bestritten, bebildert mit ihm und einem Ziegelstein.

Richard Lugner

APA/Herbert Neubauer

Lugner tritt bereits zum zweiten Mal als Bundespräsident an

Die Voraussetzungen waren günstig: Die SPÖ hatte bei Thomas Klestils Wiederwahl auf einen Gegenkandidaten verzichtet und die evangelische Superintendentin Gertraud Knoll (ebenso wie die Grünen) nur halbherzig unterstützt. Ansonsten fanden sich nur noch Heide Schmidt, damals für das LIF, und der „Neutrale“ Karl Walter Nowak auf dem Wahlvorschlag, da auch die Freiheitlichen keinen Hofburg-Anwärter ins Rennen schickten.

Vater von Larissa Marolt in Lugners Partei

Beflügelt von diesem Prestigeerfolg gründete Lugner für die Nationalratswahl 1999 die Partei Die Unabhängigen. Doch schon zu Beginn lief es holprig, als Lugner Abgeordnete zu ködern versuchte, um sich das Sammeln von Unterstützungserklärungen zu ersparen. Der Grüne Andreas Wabl behauptete, Lugner habe ihm 150.000 Schilling (10.900 Euro) angeboten. Lugner sprach von einem Scherz, der Imageschaden blieb.

Lugner bisherige Wahlergebnisse - Grafik

APA/Martin Hirsch

Schließlich fischte der Baumeister drei vormalige Freiheitliche, unter anderen den Vater der mittlerweile aus der Society-Berichterstattung bekannten Larissa Marolt, Hotelier Heinz Anton Marolt. Dem Wahlerfolg waren diese Turbulenzen nicht gerade zuträglich. 46.943 Stimmen bzw. ein Prozent fuhr Lugner ein. Ein letztes Aufflackern von „DU“ gab es einige Monate später bei der Innsbrucker Gemeinderatswahl, wo man unter der Einprozentmarke blieb.

Lugner laut eigenen Umfragen bei zehn Prozent

Nun tritt Lugner mit Ehefrau Cathy zur Hofburg-Wahl an, dafür muss er allerdings noch 6.000 Unterschriften sammeln. Am Donnerstag stellte er in der Lugner City seine inhaltlichen Schwerpunkte vor - mehr dazu in „Der Kasperl gewinnt immer“ (news.ORF.at). Ausschlaggebend sei eine von ihm beim Humaninstitut in Auftrag gegebene Umfrage gewesen, so Lugner im Vorfeld. Demnach komme er dabei bereits auf zehn Prozent und liege nur drei Prozentpunkte hinter ÖVP-Kandidat Andreas Khol und fünf hinter der unabhängigen Bewerberin Irmgard Griss.

An der Spitze der Umfrage liegt Alexander Van der Bellen (Grüne) mit 27 Prozent, gefolgt von SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer mit 18 und Norbert Hofer (FPÖ) mit 17 Prozent. Zumindest auf YouTube landete der Baumeister bereits einen Hit, mit dem Video „Lugner for President“ - mehr dazu in Bizarres Video des Baumeisters.

Bekannt ist Lugner auch durch seine Stargäste beim Opernball

Aufstieg in den 1960er Jahren

Lugner ist zweifelsohne eine der schrillsten Persönlichkeiten des Landes. Als Unternehmer erfolgreich, als Society-Löwe fast schon Ikone. Der Aufstieg des gebürtigen Wieners begann in den 1960er Jahren, als er sich mit einer damals noch kleinen Firma auf die Renovierung von Altbauten spezialisierte. Seinen Durchbruch markierte die Errichtung von Wiens größter Moschee sowie die Arbeit am Stadttempel der Israelitischen Kultusgemeinde.

Sein eigenes Denkmal setzte sich der rasch mit dem Spitznamen „Mörtel“ versehene Baumeister mit der Lugner City in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus. Von seinem Einkaufszentrum aus dirigiert Lugner mittlerweile seit Jahrzehnten sein öffentliches Leben, sei es sein Kampf für die Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten, Wahlkampfauftritte aller Parteien und auch seine vielfältigen Society-Aktivitäten.

Schwäche für Austern mit Ketchup

Was geschäftlich für Lugner seine City, ist Society-technisch für ihn der Opernball. Mittlerweile seit Jahrzehnten lädt der Baumeister Stars und Sternchen aus aller Welt in seine Loge, stets begleitet von jeder Menge medialem Getöse. Die Gästeschar war dabei durchaus bunt, von echten Weltstars wie Harry Belafonte, Sophia Loren und Andie MacDowell bis hin zur Hotelerbin Paris Hilton und „Ruby Rubacuori“.

"Mr. Probz", Cathy Lugner, Richard Lugner und Brooke Shields

APA / Herbert P.Oczeret

Mr. Probz, Cathy und Richard Lugner und Brooke Shields vor dem Opernball

Männer an Lugners Seite sind auch auf Society-Events eher die Ausnahme. Seine Schwäche für Frauen ist ebenso bekannt wie jene für Austern mit Ketchup. Lugner lebt derzeit in fünfter Ehe mit einer 26-jährigen Deutschen namens Cathy zusammen, einem ehemaligen „Playboy“-Model. Er hat vier Kinder.

Lugner ist kein Star, der sich rar macht. Ganz im Gegenteil gab er sich für Doku-Soaps auf ATV (und später RTL2) her und scheute sich dabei auch nicht, seinem aufbrausenden Temperament geschuldete Streitigkeiten vor allem mit Ex-Frau Christina und der derzeitigen Gemahlin Cathy vor dem staunenden Fernsehpublikum auszubreiten.

Hofer: Lugner zieht freiheitliche Wähler an

Politikberater Thomas Hofer geht davon aus, dass die Hofburg-Bewerber rechts der politischen Mitte unter Lugner Kandidatur leiden. Bei einem knappen Hofburg-Rennen könnte „Mörtel“ indirekt beeinflussen, wer es in die Stichwahl schafft, so Hofer. Bei seinem Antreten hatte Lugner vor allem freiheitliche Wähler angezogen. Hofer glaubt, dass Lugner nur wegen der Publicity antritt und nicht, „damit er sich bei der Loge am Opernball was spart“. Hofer: „Das ist gar nicht böse gemeint, aber die Vermarktung war immer Lugners Triebfeder.“

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