Mit Bankangestellten gegen Neffentrick

Betrüger haben es mit dem Neffentrick vor allem auf ältere Opfer abgesehen. Die Schadenssumme liegt österreichweit im Jahr bei bis zu 1,5 Millionen Euro. Nun sollen Bankangestellte als Verbündete im Kampf gegen die Betrüger helfen.

Erst vergangenen Freitag versuchte in Wien ein Trickbetrüger, einer 82-Jährigen 5.000 Euro zu entlocken. Er brauche das Geld dringend für die Anzahlung einer Wohnung, versuchte er der Frau weiszumachen. Die aber hatte schon einmal einer Frau, die mit derselben Masche arbeitete, das Handwerk gelegt. Der mutmaßliche Betrüger tappte prompt in eine Falle - mehr dazu in 82-Jährige überführte Trickdiebe.

Schadenssummen

Machte der Schaden durch Neffentrickbetrug im Jahr 2011 noch rund drei Millionen Euro aus, waren es in den Jahren 2013, 2014 und 2015 jeweils nur noch 1,3 bis 1,5 Millionen Euro.

Doch meistens enden die Versuche der Betrüger erfolgreich. Jedes Jahr werden laut Polizei überwiegend älteren Opfern in Österreich durch den Neffentrick Geldsummen in Millionenhöhe abgenommen. Sie rufen täglich gezielt Dutzende Menschen an und geben sich als Verwandte in Geldnot aus. Nun sollen Bankangestellte mobilisiert werden, um im Verdachtsfall die Notbremse ziehen zu können.

Bankangestellte „wichtige Verbündete“

Polizei, Oesterreichische Nationalbank (OeNB) und Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) wollen mit einem Video mehr als 20.000 Bankangestellte erreichen. In dem Video werden die Bankangestellten dazu aufgefordert, auf ihr Gefühl zu hören und mit älteren Kunden, die große Summen Bargeld abheben möchten, ein Gespräch abseits des Schalters zu führen. Sollten Zweifel über die Echtheit der Verwandten, für die das Geld bestimmt ist, aufkommen, könne mit Zustimmung der Klienten die Polizei verständigt werden.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bezeichnete Bankangestellte als „letztes Glied in der Kette“, dem eine bedeutende Rolle zukomme. Sie seien „wichtige Verbündete“ im Kampf gegen Trickbetrüger.

Meistens Geldbeträge in fünfstelliger Höhe

„In den meisten Fällen fordern die Täter Geldbeträge in fünfstelliger Höhe“, berichtete Rudolf Unterköfler, Abteilungsleiter Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt (BK). Zuletzt seien aber auch einige Betrüger mit deutlich höheren Summen erfolgreich gewesen. Die organisierten Banden rufen laut Unterköfler bis zu hundert Menschen pro Tag an.

Meistens bleibt es beim Betrugsversuch, aber irgendwann treffen sie auf gutgläubige, einsame Personen. „Die Menschen fühlen sich die ganze Zeit alleine, und plötzlich haben sie das Gefühl, gebraucht zu werden“, so Unterköfler zur Motivation der Betrogenen. Oft übergeben die Opfer das Geld an die Täter oder an Mittelsmänner und schöpfen erst danach Verdacht. „Dann ist es zu spät, die Täter setzen sich mit dem Bargeld sehr schnell ins Ausland ab“, sagte Unterköfler. Das Geld zurückzubekommen sei in den meisten Fällen unmöglich.

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