Asyl-Demos: Zwei Festnahmen

Die FPÖ-Kundgebung gegen „Asyl-Massenquartiere“ und die Gegendemonstration der Offensive gegen Rechts am Montagabend in Liesing sind laut Polizei ruhig verlaufen. Zwei Personen wurden kurzfristig festgenommen.

„Was den Bürgern hier durch eine monatelange, komplett verpatzte Asylpolitik zugemutet wird, ist ein sozialpolitischer Wahnsinn“, so FPÖ-Landesparteiobmann Heinz-Christian Strache bei der Kundgebung auf dem Liesinger Platz. FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus hielt fest, dass die „rot-grüne Willkommenskultur“ zu einem „Sicherheitsnotstand“ geführt habe.

Demonstrationen in Liesing

In Wien-Liesing gab es am Montagabend eine FPÖ-Kundgebung gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft.

„Das Boot ist voll, es wird nicht möglich sein, die Zigtausenden Menschen in Wien zu integrieren. Unsere Infrastruktur ist darauf nicht vorbereitet“, so Gudenus. Der Chef der FPÖ-Liesing, Wolfgang Jung, meinte, dass die Bürger mittlerweile in permanenter Angst lebten. Über 7.000 Unterschriften wurden bereits gegen das Asylheim in Liesing gesammelt. Der freiheitliche Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer nahm „aus Termingründen“ nicht an der Kundgebung teil - mehr dazu in FPÖ-Demo gegen Flüchtlingspolitik.

Fotos von der FPÖ-Demonstration

Pufferzone zwischen Demo und Gegendemo

500 Polizisten waren im Einsatz, Absperrungen wurden aufgestellt, denn es gab auch eine Gegendemonstration mit rund 500 Teilnehmern. Die beiden Demogruppierungen kamen sich jedoch nicht in die Quere. Die Polizei richtete eine Pufferzone ein. „Wie bei all solchen oder ähnlichen Veranstaltungen ist unsere Strategie, dass man deeskaliert“, so Polizeisprecher Paul Eidenberger. Zwei Personen wurden bei den Demonstrationen festgenommen, größere Zwischenfälle gab es laut Polizei keine.

Zwar wollten einige der Teilnehmer der FPÖ-Veranstaltung auch nach dem Ende der Rede von Parteiobmann Strache nicht gleich das Feld räumen. Sie wurden aber von Beamten der Bereitschaftseinheit letztlich ohne große Diskussion zu den öffentlichen Verkehrsmitteln begleitet. Die Gegendemo habe sich kurze Zeit später problemlos aufgelöst, berichtete Eidenberger. Ein Zusammentreffen der beiden Protestbewegungen wurde verhindert, nicht zuletzt durch umfangreiche Absperrungen rund um den Liesinger Platz.

Fotos von der Gegendemonstration

Bündnis und Glocken als „lautstarkes Zeichen“

Die Gegendemonstration fand unter dem Motto „Flüchtlinge willkommen!“ statt. Sie wurde von der Offensive gegen Rechts veranstaltet, die auch bei den alljährlichen Protesten gegen den Akademikerball an vorderster Front steht, sowie von der Plattform für eine menschliche Asylpolitik. Diese hatte im Oktober die Flüchtlingssolidaritätsdemo mit mehr als 100.000 Menschen auf dem Heldenplatz organisiert - mehr dazu in Lichtermeer: „Bild soll um die Welt gehen“.

„In Wien ist kein Platz für Rassismus und rechte Gewalt“, sagte Magdalena Augustin, Sprecherin der Offensive gegen Rechts. „Die FPÖ wollte, angelehnt an die deutsche PEGIDA-Bewegung, die Menschen gegen Asylwerberinnen und Asylwerber aufhetzen. Aber der Gegenwind war zu massiv.“ Auch Anrainer, Flüchtlinge und Volkshilfe-Chef Erich Fenninger kamen zu Wort.

Auch die Liesinger Pfarren wollten ein „lautstarkes Zeichen für Asylwerber“ setzen. Sie läuteten pünktlich zur FPÖ-Kundgebung fünf Minuten lang die Glocken aller Liesinger Kirchen. Die Pfarren wollten mit ihrer Aktion den Menschen das Gefühl geben, dass sie willkommen seien - mehr dazu in Kirchen läuten gegen FPÖ an.

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Glockenläuten in Liesing

Wie so gut wie immer bei Demonstrationen, zählten die Organisatoren wesentlich mehr Teilnehmer als die Polizei. So waren laut FPÖ-Aussendung „über 5.000 Wienerinnen und Wiener“ nach Liesing gekommen, um „friedlich gegen die Asylmassenzentren in der Bundeshauptstadt“ zu protestieren. Die Plattform für eine menschliche Asylpolitik meldete „über 3.000 Menschen“, die sich „schützend zwischen die FPÖ und eine Asylunterkunft in Liesing“ gestellt hätten.

Flüchtlingsquartier Ziedlergasse

ORF

Flüchtlingsquartier in der Ziedlergasse

Politische Front gegen FPÖ-Kundgebung

Am Montagvormittag distanzierten sich zudem die übrigen Bezirksparteien vom Vorgehen der Freiheitlichen. SPÖ-Bezirksvorsteher Gerald Bischof befand, dass das Asylübergangsquartier in der Ziedlergasse zu einer Art „Kristallisationspunkt“ geworden sei, anhand dessen eine Grundsatzdiskussion geführt werde - mehr dazu in Politische Front gegen FPÖ-Demo.