Weniger Untersuchungen für Prostituierte

Alle sechs Wochen müssen Frauen, die als Sexarbeiterinnen gemeldet sind, einen Gesundheits-Check machen. So schreibt es eine Verordnung des Gesundheitsministeriums vor. Bisher war diese verpflichtende Untersuchung wöchentlich fällig.

Fast 3.400 Frauen sind in Wien als Prostituierte angemeldet. Das Gesetz schreibt ihnen Kontrollen bezüglich Gesundheitsuntersuchungen vor. Bis vor kurzem mussten diese einmal pro Woche gemacht werden. Mit der Verordnung des Ministeriums für Gesundheit ist das Intervall jetzt auf sechs Wochen verlängert worden. Der Grund ist eine neue Untersuchungsmethode, bei der Gene Aufschluss über Krankheiten geben.

Sechsmal soviele Sexarbeiterinnen seit 2000

Die sexuell übertragbare Krankheite Gonorrhoe, umgangssprachlich auch Tripper genannt, wird per Abstrich getestet. Dieser soll nun nur mehr alle sechs Wochen abgenommen werden, die Sektionschefin im Gesundheitsministerium argumentiert mit verbesserten Methoden. „Die neue Untersuchungsmethode hat eine doppelt so hohe Treffsicherheit, um hier wirkliche Infektionen zu dedektieren und herauszufinden“, sagt Pamela Rendi-Wagner, zuständige Sektionschefin im Gesundheitsministerium.

Straßenstrich in Floridsdorf

WIFF

Straßenstrich in Floridsdorf

Die Zahl der gemeldeten Sexarbeiterinnen ist in Wien seit dem Jahr 2000 von 516 auf 3392 im Jahr 2015 sprunghaft angestiegen. Zwei Drittel der Frauen kommen aus Rumänien und Ungarn, drei Prozent aus Österreich. Menschenhandel und Zwangsprostitution würden mit der Zahl der Sexarbeiterinnen wachsen, heißt es von der Polizei. Misshandlungen würden bei den regelmäßigen Gesundheitskontrollen aber nicht festgestellt.

TV-Hinweis:

„Wien heute“ 16.3.2016, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online unter tvthek.ORF.at.

„Die Sechs-Wochenfrist ist insofern ausreichend, als sich zum einen die erforderliche Untersuchung auf den Intimbereich der SexarbeiterInnen beschränkt, Verletzungen zum Beispiel am Oberkörper wären nicht zu sehen“, sagt Wolfgang Langer von der Wiener Polizei. Bei Verdacht auf Misshandlung würde das verpflichtende Gespräch mit Amtsärzten und Sozialarbeitern ohnedies mehr bringen, sagt Langer.

LEFÖ: „Checks diskriminierend“

Beratung können die Frauen beim Verein LEFÖ bekommen: „Wir sehen es so, dass jede verpflichtende Untersuchung diskriminierend ist“, sagt Renate Blum von LEFÖ. Sechs Wochen seien mehr als genug, eigentlich bräuchte es überhaupt keine verpflichtenden Untersuchungen, meint die Beraterin. Dass ansteckende Krankheiten dann stärker verbreitet würden, glaubt Blum nicht: „Sexarbeiterinnen gehen sehr verantwortlich mit ihrer Gesundheit um, das ist ja auch ihr Kapital“ und sie hätten großes Interesse daran, sich gesund zu halten.

Die vorgeschriebene Untersuchung betrifft ausschließlich gemeldete Sexarbeiterinnen. Derzeit sind 3.400 Frauen angemeldet. Dem LEFÖ zufolge dürfte die Dunkelziffer doppelt so hoch sein. Der Großteil gehe gar nicht zur Untersuchung, heißt es. Deshalb will das Gesundheitsministerium Labors wieder dazu verpflichten, Fälle von Gonorrhoe behördlich zu melden. Aufgrund der beschränkten Meldepflicht gebe es laut Gesundheitsministerium keine Zahlen zu aktuellen Infektionsfällen. Die Krankheiten Syphilis und HIV sollen wie bisher alle zwölf Wochen getestet werden.

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