Cafe Central feiert 140-Jahr-Jubiläum

Das Wiener Traditionscafe Central feiert seinen 140. Geburtstag. Seit 1876 bewirtet man Gäste. Für das Jubiläum will man vor allem die literarische Vergangenheit aufleben lassen - und beispielsweise Kaffee gegen Gedichte ausschenken.

Seit 1876, also seit 140 Jahren, bewirtet das Traditionskaffeehaus in der Herrengasse seine Gäste. Darunter waren viele Schriftsteller und Gelehrte. Daher soll diese literarische Vergangenheit mit speziellen Aktionen beschworen werden. „Im Jubiläumsjahr wollen wir diesen Geist wiederbeleben und den Centralisten von heute ein neues, ‚altes‘ Zuhause geben“, kündigte Alfred Flammer, Geschäftsführer von Palais Events und Cafe Central an.

Kaffee mit Gedicht bezahlen

Am Montag macht der Betrieb zum Beispiel beim „Pay with a Poem“-Tag mit. Dann kann der Kaffee mit einem Gedicht bezahlt werden. Am 30. Mai wird unter dem Motto „Centralisten 2.0“ eine Art Speaker’s Corner eingerichtet, bei dem junge Literaten ihre Texte zum Besten geben.

Rückblick in die Geschichte

Der runde Geburtstag sei auch eine Gelegenheit gewesen, „innenzuhalten und in der Geschichte zurückzugehen“, so Flammer. Dazu wurde eingehend recherchiert und so manche Anekdote rund um das Cafe ans Tageslicht gebracht. So hat es zum Beispiel im Central fixe Stammtische gegeben - jeder mit unumstößlichen Regeln und festgelegten Gästen.

An den Tischen des Schriftstellers Peter Altenberg, der praktisch im Kaffeehaus wohnte, oder des Satirikers Karl Kraus durfte nur auf deren persönliche Einladung hin gesessen werden. Weitere bekannte Persönlichkeiten, die das Lokal besuchten, waren die Schriftsteller Franz Kafka, Stefan Zweig und Hugo von Hofmannsthal. Psychoanalytiker Sigmund Freud traf etwa jeden, bevor dieser auf seiner Couch landete, im Central.

Niedergang nach Erstem Weltkrieg

Das im Palais Ferstel untergebrachte Cafe Central sperrte 1876 auf. In der Hochblüte ging hier nicht nur die Kulturelite ein und aus, sondern auch den Verlauf der Weltgeschichte prägende Politiker wie Adolf Hitler und Josef Stalin haben im Central zuweilen ihren Kaffee getrunken.

Buchhinweis:

„Cafe Central - Wiener Genusskultur Einst und Jetzt“, Eigenverlag der Palais Events Veranstaltungen GmbH, 144 Seiten, 18,90 Euro

Nach dem Ersten Weltkrieg begann der Niedergang, da zahlreiche Intellektuelle ins unweite (und heute nicht mehr existierende) Cafe Herrenhof übersiedelten - und das, obwohl 1925 anlässlich des 50. Geburtstags groß renoviert wurde. Das endgültige Aus kam 1943. Das Kaffeehaus blieb 40 Jahre lang geschlossen. Während und nach dem Krieg wurde das Palais Ferstel als Lagerraum und später gar als Basketballspielstätte genutzt.

Schließlich erfolgte die Renovierung des Historismusbaus im Renaissancestil mit finanzieller Unterstützung des mittlerweile verstorbenen Billa-Gründers Karl Wlaschek. 1982 kam es zur Wiedereröffnung, wobei man zunächst unter dem Decknamen „Cafe im Arkadenhof“ im einstigen Wintergarten Quartier bezog. 1986 siedelte das Lokal wieder dorthin, wo es ursprünglich beheimatet war - in die Säulenhalle.

Zeitungsleser im Cafe Central

APA/Herbert Neubauer

1982 wurde das Central nach 40 Jahren wieder eröffnet

Übernahme durch Palais Events

2001 übernahm die Palais Events Veranstaltungen GmbH, die zur Wlaschek Privatstiftung gehört, das Palais Ferstel und das darin angesiedelte Cafe Central. Seit 2011 wird dieses vom Verkehrsbüro betrieben - ebenso die anderen zu Palais Events gehörenden Locations. Vor drei Jahren wurde das Cafe renoviert.

„Seit der Übernahme konnten wir nicht nur die Besucherzahlen, sondern auch die Umsatzzahlen steigern“, zog Verkehrsbüro-Generaldirektor Harald Nograsek Bilanz. Der Gesamtumsatz der Palais Events betrug 2015 9,6 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 33 Prozent gegenüber 2010. Der Anteil des Cafes am Umsatz betrug 56 Prozent.

Cafe Central

APA/Georg Hochmuth

Vor drei Jahren wurde das Traditionscafe umfassend renoviert

80 Prozent Touristen als Besucher

Pro Jahr besuchen mittlerweile 480.000 Gäste das Kaffeehaus, 80 Prozent sind Touristen. „Wir freuen uns, dass wir an den meisten Tagen eine Schlange haben“, so Flammer. Im Schnitt werden 1.300 Besucher täglich gezählt.

Außerdem werden jährlich 300.000 Mehlspeisen serviert, 140.000 warme Gerichte und 320.000 Tassen Kaffee. Am häufigsten wird der Apfelstrudel geordert - immerhin 55.000-mal pro Jahr. Potenzial für die Zukunft sieht Flammer vor allem in der Umwandlung der Herrengasse in eine Begegnungszone - konkret für Umsatzsteigerungen. Nächstes Jahr soll auch der Schanigarten neu gestaltet werden.

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