Primärversorgung: Zwei weitere Standorte

Sowohl Stadt Wien als auch Ärztekammer forcieren Primärversorgungszentren (PHC) - sie sollen mit langen Öffnungszeiten vor allem die Spitalsambulanzen entlasten. Noch heuer könnten zwei weitere Standorte aufsperren.

Für Wiener Patienten soll es künftig mehr Primärversorgungszentren (Primary Health Care Center, PHC) mit umfassenderem Angebot und längeren Öffnungszeiten geben. Neben der schon existierenden Einrichtung in Mariahilf und dem fixen Nachfolger, der im Herbst beim SMZ Ost eröffnen soll, könnten noch heuer zwei weitere Standorte dazukommen, kündigte Ingrid Reischl, Chefin der Wiener Gebietskrankenkasse, am Montag an.

Primärversorgung in Mariahilf

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In der Mariahilfer Straße arbeiten bereits drei Ärzte in einem PHC zusammen

Kandidaten in Hietzing und Hernals

Einerseits geht es um eine Gruppenpraxis aus drei Allgemeinmedizinern in Hernals. „Die Ärztinnen und Ärzte haben bereits Interesse bekundet, ihre Praxis umwandeln zu wollen“, sagte Reischl. Die andere Gemeinschaft liegt in Hietzing. Da sie momentan nur von zwei Medizinern geführt wird, wurde die dritte Stelle - für ein PHC sind mindestens drei Doktoren nötig - bereits ausgeschrieben.

In beiden Fällen laufen jedenfalls schon konkrete Gespräche. Insofern könnten die Ordinationen noch im Laufe dieses Jahres als Primärversorgungszentren geführt werden, kündigte die WGKK-Obfrau an.

Pilotprojekt „gut angenommen“

Als Vorbild gilt das Modell des Mitte Mai 2015 eröffneten PHC auf der Mariahilfer Straße 95. Dieses soll vor allem dank längerer Ordinationszeiten (wochentags jeweils bis 19.00 Uhr) und mehr Angebot - am Standort befindet sich auch Pflegepersonal, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter - merkbare Vorteile für Patienten bringen. „Vor allem die Abendstunden und die kurzen Wartezeiten von ca. 25 Minuten werden sehr gut angenommen“, resümierte Zentrumsleiter Wolfgang Mückstein.

Das Mariahilfer Pionierprojekt kümmert sich laut eigenen Angaben um bis zu 300 Patienten täglich. „Wir decken ein Prozent der Wiener Bevölkerung ab“, betonte Mückstein. Aus Ärztesicht habe sich die Vertretungsmöglichkeit verbessert: „Der Druck ist weniger geworden.“ Da man gewisse Leistungen trotz Angebotsausweitung nicht im Haus anbieten kann, kooperiert man auch mit externen Stellen wie etwa einem WGKK-Physiotherapiezentrum.

Da es auf Bundesebene immer noch kein PHC-Gesetz gibt, laufen das Zentrum in Mariahilf und das geplante im 22. Bezirk - das zuletzt im Bewerbungsverfahren übrig gebliebene Ärztetrio hat inzwischen übrigens den Zuschlag bekommen - als auf fünf Jahre begrenzte Pilotprojekte- mehr dazu in Ärzte für Primärversorgungszentrum gefunden. Das gilt auch für jene zwei neuen Standorte, die mitunter heuer noch dazukommen.

Primärversorgung in Mariahilf

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Wie in Mariahilf soll bald auch der Betrieb in der Donaustadt laufen

Acht Gruppenpraxen auf der Liste

Wobei es mittelfristig noch einige Zentren mehr geben könnte. Laut WGKK eignen sich acht weitere allgemeinmedizinische Gruppenpraxen mit derzeit zwei Gesellschaftern für das Wiener PHC-Modell. Sollte dort eine dritte Stelle hinzukommen, wäre eine Umwandlung möglich. Die Kasse wolle in den kommenden Monaten Gespräche aufnehmen, um auszuloten, ob bei den betreffenden Ärzten Interesse bestehe, sagte Reischl.

Für den stellvertretenden Wiener Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart sind die „tollen Erfahrungen“ in Mariahilf ein Beleg dafür, dass das geplante Bundesgesetz nicht gebraucht werde. „Mit dem Gesetz kann man jede Reformbereitschaft ersticken“, bekräftigte er erneut seine Kritik am geplanten Paragrafenwerk. Grundsätzlich will Wien das PHC-Modell forcieren - mehr dazu in Wien krempelt Hausarztmodell um.