Ziesel vs. Bauträger: Arbeiten ab April
Rund 250 Ziesel leben auf dem Areal nahe dem Heeresspital. Eigentlich sollen dort bald Menschen einziehen, allerdings weigern sich die streng geschützten Ziesel seit Jahren auf die Ausgleichsflächen auf der anderen Seite des Marchfeldkanals umzusiedeln.
Für die Übersiedelung brauchen die Ziesel laut Biologin Ilse Hoffmann aber vor allem eines: Zeit: „Es waren voriges Jahr erst zwei Jahre, das ist für ein natürliches Geschehen eigentlich nichts, andererseits kann ich es nachvollziehen, dass der Bauträger langsam ungeduldig wird“, sagte sie gegenüber der „ZiB 2“.
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Erste Vorarbeiten sollen im April starten
Im April beginnen deshalb erste Vorarbeiten auf jenem Teil des Grundstücks, wo ohnehin kaum Zieselbaue sind - genehmigt von der MA 22, der Wiener Umweltschutzabteilung. Allerdings dürfen diese nur unter strengen Auflagen stattfinden, so darf etwa kein schweres Gerät verwendet und zunächst nur die Grasnarbe abgetragen werden - mehr dazu in Bauarbeiten trotz Ziesel-Booms.
Der Bürgerinitiative, die sich seit fünf Jahren gegen das Bauprojekt und für die Ziesel engagiert, geht das gegen den Strich: „Die Frage ist, ist es rechtlich ok, wenn man sagt, ein Wohnbau ist alternativlos. Wenn an dieser Stelle geschützte Tiere leben, dann schafft man sie irgendwohin. Ob das jetzt gut geht oder nicht, das interessiert die Behörde nicht“, sagt Lukas Mroz von der Initiative.
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Umzugskonzepte bisher erfolgslos
In den vergangenen Jahren haben die Bauträger immer wieder versucht, die kleinen Erdhörnchen zum Umzug zu bewegen, unter anderem mit der Schaffung von Ausweichflächen - mehr dazu in Umzugskonzept für Ziesel startet. Der eigens errichtete so genannte Zieselsteg ließ aber nicht nur die Ziesel kalt, sondern wurde auch beschädigt, allerdings vermutlich von Zweibeinern - mehr dazu in Zieseltunnel mit Steinen sabotiert (21.8.2015; wien.ORF.at).
Ziesel verhindern Wohnbau
Ein Grundstück in Floridsdorf beherbergt 200 Ziesel. Dort sollte schon längst eine Wohnanlage entstehen, doch die Ziesel übersiedeln nicht.
Die Umweltschutzabteilung der Stadt verteidigt deshalb ihr Vorgehen: Kein Ziesel werde zu Schaden kommen, der Streit schade dem Artenschutz. „Wir haben in Wien etwa 700 geschützte Arten, das heißt man kann davon ausgehen, dass auf jeder größeren Fläche eine geschützte Tierart vorkommt. Wir merken, dass Bauträger schon jetzt darauf achten, dass auf ihren Grundstücken ja keine geschützten Arten vorkommen“, sagt die Leiterin der Abteilung Karin Büchl-Krammerstätter.
Insgesamt 9.500 Ziesel in Wien
Insgesamt leben laut Erhebungen der Umweltschutzabteilung derzeit übrigens circa 9.500 Ziesel in Wien. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Tiere leben im Nordwesten der Stadt - und davon wiederum der überwiegende Teil (96,5 Prozent) im Landschaftsschutzgebiet Floridsdorf. In den untersuchten Gebieten wurden insgesamt 8.228 Zieselbaue registriert.